Richard Herzinger beschreibt in seinem Text Wie ich im Internet zum Juden erklärt wurde darüber, dass ihn jemand bei der Wikipedia zum Juden erklärt hatte (siehe hier). Dort war er über Nacht ein jüdischer Literaturwissenschaftler. Bei der deutschen Wikipedia ist man aber vorsichtig geworden und listet Juden nur in einer speziellen Kategorie auf, wenn ihr Judentum einen Einfluss auf ihr Werk hatten oder sonst von Wichtigkeit für sie war. Die englische Version führt dagegen einfach eine Liste von Juden, auch speziell von deutschen Juden bei denen die Religionszugehörigkeit eigentlich keine Rolle spielen sollte (hier). Bei Personen wie Goethe oder Rilke ist hingegen nicht vermerkt, welcher Religion sie angehören. Goethe wurde dafür aber der Kategorie Mitglied der Illuminaten zugeordnet. Aber Herzinger lässt sich das nicht gefallen und geht dagegen vor und schließlich wird der Zusatz aus dem Beitrag zu seinem Namen gelöscht. Auf den Diskussionsseiten des Artikels kündigt er auch rechtliche Schritte an, sollte weiterhin behauptet werden, er sei Jude (hier) - als sei das ehrenrührig und läuft damit in eine geschickt gestellte Falle. Aber das ahnt er selber:

Denn das Perfide an der Stigmatisierung, die der unbekannte Wikipedia-Eintragschreiber bezweckte, ist, dass sie nicht auf den ersten Blick als solche zu erkennen ist. Warum sollte denn ein deutscher Publizist eigentlich nicht jüdisch sein? Die Verbreiter der Legende, ich sei Jude, verfolgen damit aber eine bestimmte Absicht. Sie wollen die Botschaft aussenden, ein Autor, der solche Ansichten über Israel und die Juden vertritt wie Herzinger, könne kein richtiger Deutscher sein. Und in nicht wenigen, vielleicht nicht offen antisemitischen, aber doch für klischeehafte Vorstellungen anfälligen Gehirnen könnte diese Verunglimpfung durchaus hängen bleiben. von hier

Das ist ein perfides Spiel, weil derjenige, der es dementiert, zeigt, dass es ihm unbehaglich ist, als Jude gesehen zu werden und auf der anderen Seite ist es den Antisemiten egal, wer tatsächlich Jude ist und wer nicht. Antisemitismus speist sich ja nicht aus Sachargumenten. So ist es auch mit sachlichen Argumenten die man anführt um zu zeigen, was hinter der weit verbreiteten Israelfeindschaft steckt. Es ist nicht die Abneigung gegen die Politik irgendeines Staates, sondern es ist die Abneigung gegen irgendetwas, was der Staat Israel tut und gegen alle, die das kritisieren. Das es etwas schlechtes ist, jüdisch zu sein wird dann anschließend dadurch bestätigt, dass sich Menschen dagegen wehren, als Juden bezeichnet zu werden. Teufelskreis, Teufelskreis… Wie man dagegen ankommt? Vielleicht, wenn es etwas entspannter mit dem Vorwurf umgeht und nicht in 2000 Zeichen begründet, warum es auf gar keinen Fall sein kann, dass man jüdisch wäre. Es reicht in der Wikipedia auch durchaus eine Quelle einzufordern, statt mit rechtlichen Schritten zu drohen. Wobei es ein interessanter Prozess wäre bei dem erörtert wird, ob es strafbar ist, jemanden jüdisch zu nennen… Schauen wir mal, ob Wolf Biermann sich wehrt, in der Liste der deutschen Juden aufzutauchen, denn der ist auch kein Jude. Oder ein Kollege Herzingers, Alan Posener der als Jude geführt wird, aber ebenfalls keiner ist.