„Früher“ war die Jahrestagung der Union Progressiver Juden ein Event, dass man eigentlich nicht verpassen durfte, wenn man wissen wollte was in Deutschland an aktuellen Entwicklungen passiert. Wer zuhause blieb hatte möglicherweise sogar das Gefühl etwas verpasst zu haben. Da kamen Einladungsmails, man verabredete sich locker, man traf sich, man diskutierte, man knüpfte Kontakte und man hatte Spaß. Heute weiß ich nicht einmal mehr, wann die Veranstaltung ist. Tatsächlich ist sie immer zum gleichen Termin. Im Juli: 09. Juli - 12. Juli 2009 (hier). Übermorgen beginnt Limmud Deutschland, mit mehr Aufwand angekündigt (wenngleich nicht perfekt, aber eine stetige Verbesserung ist zu spüren), mit einem riesigen Programm und einer Auswahl von Gebeten, die man üblicherweise nicht mal in den großen Städten vorfindet: Programmausriss Schacharit Schabbat Limmud

Da wird getwittert, gefacebookt und hoffentlich auch geflickrt . Und: Die Veranstaltung ist ausverkauft. Keine Plätze mehr verfügbar und alle reden darüber. Die Euphorie ist spürbar und die Berichte vom letzten Jahr waren durchweg positiv. Von der Jahrestagung war da schon keine Rede mehr. Noch weniger hörte man vom Tarbut-Kongress auf Schloss Elmau. Der war wohl so eine Art Limmud (das es ja in Großbritannien schon viel länger gibt) für die oberen 10 000 der deutschen und schweizerischen Gemeinden. Keine Homepage, keine große Öffentlichkeitsarbeit und große Nähe zur Münchner Gemeinde. Das stellt zumindest teilweise sicher, dass man keinen Vertretern irgendwelcher anderer Strömungen begegnet als der Orthodoxie (einen Bericht habe ich hier gefunden). Limmud wird der stärkere Motor sein, denn hier wurden Vernetzungspotentiale erkannt und genutzt. Diejenigen, die am innerjüdischen Austausch interessiert sind, werden Limmud wahrscheinlich der Jahrestagung vorziehen und so das Spektrum der Jahrestagungsteilnehmer etwas eindämmen auf Mitglieder der progressiven Gemeinden. In der Vergangenheit traf man dort ja nicht ausschließlich auf Mitglieder dieser Gemeinden oder Gruppen. Vielleicht wird man das Netz nutzen um diejenigen zu informieren, die neidisch zuhause bleiben wollen/müssen/sollen… und so auch die Energie von Diskussionen und Prozessen ein wenig verstärken und länger erhalten.