Fotos aus der Zeit der Schoah, auf denen jüdische Gefangene von Angehörigen der Wehrmacht zu sehen sind, oft auch mit lächelnden Wehrmachtssoldaten sind nicht nur Bestandteile diverser Ausstellungen oder Büchern, sondern wohl auch vereinzelt Teil deutschen Familienerbes. Vergoldet wird dies dann bei den Auktionshäusern im Internet. Unter anderem bei ebay. Das führt dann zu Einträgen wie diesen:

Foto mit polnischen Juden bei Zwangsarbeit! Diese tragen alle eine Armbinde und halten jeweils einen Spaten. Im Hintergrund stehen drei lachende Soldaten der Wehrmacht Foto im Format 8x6 cm. Foto unten beschnitten. Fotopapier Agfa Lupex Rote Striche KOpierschutz Foto 100% original aus der Zeit mit Garantie darauf!! von hier

Damit man die Juden auf dem Bild auch nicht mit deutschen Soldaten verwechselt, hat man diese durch rote Pfeile gekennzeichnet. Mit ein paar Suchbegriffen wie WK2, Polen, Foto (man muss nicht einmal zwingend „Juden” eingeben) findet man ganzjährig Bilder mit diesen Motiven. Eine interessante Methode, aus den Untaten nachträglich noch einen finanziellen Gewinn zu erzielen. Interessanter dürfte die Frage sein, wer diese Fotos kauft und was die Personen damit anstellen. Es gibt (oder gab zumindest) auch einen Markt für zerschnittene Torahrollen, die man stückweise an den Meistbietenden verkauft hat. Die Anzahl der Fotografien, die da langsam an die Oberfläche gespült werden lässt doch vermuten, dass dies nur die Spitze eines Eisbergs ist. In Kartons und Kisten scheint es zahlreiche Bildzeugnisse für die Schoah zu geben, die Soldaten mit nach Hause gebracht haben. Martin Pollack hat dieses Thema für die heutige Ausgabe der Neuen Zürcher Zeitung aufgearbeitet und schildert, welche Motive darüber hinaus beliebt sind.

Es gibt zahlreiche Händler, aber auch Privatpersonen, die Soldatenfotos übers Internet verkaufen, in Deutschland, in Österreich, in den Niederlanden und anderswo. Die bei Internetauktionen garantierte Anonymität spielt dabei sicherlich eine Rolle. Jedenfalls scheint ein riesiger Markt für solche Bilder zu existieren – und ein schier unerschöpfliches Angebot. Dass deutsche Soldaten im Zweiten Weltkrieg massenhaft fotografierten, ist bekannt, doch die meisten Bilder befanden sich bisher im Besitz von Privatpersonen, Nachkommen der ursprünglichen Eigentümer, die oft die Fotografen waren. von hier

Im Angebot sind aber auch Bilder anderer Opfergruppen:

Nicht nur «jüdische Fotografien» aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges erzielen bei Ebay Spitzenpreise. Dasselbe gilt für Fotos anderer Opfer, voran Roma und Sinti, wobei die oft noch zu Objekten sexueller Schaulust erniedrigt werden, damals wie heute. Diese Interpretation drängt sich auf bei einem Schnappschuss, der eine Gruppe Zigeunermädchen zeigt, mit entblösstem Oberkörper, einige lachen, andere schauen ernst in die Kamera. Wir wissen nicht, warum sie halbnackt sind. Hat ihnen der Fotograf befohlen, sich zu entkleiden? Sollen sie ärztlich untersucht werden, mitten im Freien? «Orig. Foto Zigeuner Mädchen Akt Ungarn» lautet die kryptische Bezeichnung, unter der die Aufnahme im Dezember 2008 versteigert wurde. Auf der Rückseite steht, mit Tinte geschrieben: «Ungarische Zigeuner, April 1941». Die Aufnahme wurde für 251 Euro verkauft. Insgesamt gab es 30 Gebote. Auch von hier

Auch Pollack stellt sich die Frage, wer solche Bilder einzeln erwirbt. Wohl kaum zeitgeschichtlich Interessierte, die eine Dokumentation zusammenstellen.