Ein fleißiger Kommentator und Leser dieses Blogs ist nicht nur ein Mann der Worte (hier im Blog und aus Profession), sondern auch jemand, der etwas tut. Es ist mir deshalb eine besondere Freude, seinen Veranstaltungshinweis für das Ruhrgebiet (einen Tag zu spät) hier weiterzureichen.

Vom 19.01.09 bis 12.02.09 findet im KiJuKuMa in der Lothringerstr. 36 c die Veranstaltungsreihe" Yemej HaShoah, Kinder- & Jugendtheater gegen das Vergessen, gegen Rassimus & Gewalt" statt. Der Titel, Yemej HaShoah bezieht sich auf den 27.01.1945, der Tag, an dem das Konzentrationslager Auschwitz befreit wurde. Er bedeutet Tage des Grauens, aber in Iwrit, modernem Hebräisch, der Sprache, die heute in Israel gesprochen wird. Und das ganz bewußt. Denn Antisemitismus ist nicht nur ein graues Schattengespenst aus brauner Vergangenheit, sondern leider so lebendig wie nie zuvor seit 1945 und das mit steigender Tendenz. War es noch vorletztes Jahr “Du Jude” als gebräuchliches Schimpfwort auf Schulhöfen, so kursierte zum Börsenkrach Ende letzten Jahres wieder die Lüge von der Weltverschwörung jüdischer Bankiers breit durch das Internet. Und jetzt wird ganz aktuell bei Demonstrationen gegen die Militärintervention der israelischen Regierung in Gaza hier öffentlich auf den Straßen “Tod den Juden” skandiert. Es brennen zwar glücklicherweise noch keine Synagogen, aber man fühlt sich trotzdem erschreckend an den 9. November 1938 erinnert. Und das, obwohl am 9. November letzten Jahres, dem siebzigsten Jahrestag der Reichsprogromnacht, in fast allen Städten der BRD der Opfer des Nationalsozialismus gedacht und oft mit einem vollmundigem “Wehret den Anfängen!” an Toleranz und Zivilcourage appelliert wurde. Aber reine Lippenbekenntnis scheinen in punkto Antisemitismus & Rassimus ungehört zu verhallen und es macht wenig Sinn, sie einfach nur verbieten zu wollen. Daher verfolgt “Yemej HaShoah” den Ansatz, rechtzeitig präventiv bei Schülern, Kindern & Jugendlichen, mit dem Medium Theater plastisch und empatisch Toleranz, Akzeptanz und Gewaltfreiheit zu vermitteln und das mit einem breiten, altersadäquaten Veranstaltungsspektrum. Vom 19.01. bis 22.01. geht es ganz pragmatisch in den theaterpädagogischen Workshops “Voll auf die Fresse? Voll daneben” darum, Schülern aller Alterstufen ganz realistisch und praktisch den gewaltfreie Formen für den Umgang mit der eigenen Aggression zu vermitteln. Das Theaterstück “Lumpenpott” wendet sich vom 26.01. bis 29.01. an Schüler ab der 8. Klasse. Es läßt das Ruhrgebiet unter den Nationalsozialisten auf der Bühne wieder lebendig werden und macht plastisch und mit-erlebbar deutlich, was Nationalsozialismus und Faschismus für den einzelnen im Alltag bedeutet hat und stellt gleichzeitig Bezüge zu den Neonazis heute her. Für Schüler der 2. bis 6. Klasse bietet das Stück “Stromboli - Knut und die Wut” vom 02.02. bis 04.02 unterhaltsam, aber dadurch in keinster Weise weniger nachhaltig, Alternativen zum Draufhauen und Dreinschlagen. Den Abschluß der Veranstaltungsreihe bildet vom 09.02 bis 12.02. für Schüler ab der 8. Klasse das Stück “Braune Engel”, das Jugendlichen in einer dynamischen Konfrontation zwischen einer Deutschtürkin und einem Neonazi vermittelt, was Rassismus und Gewaltverherrlichung ganz konkret heute bedeuten. Darüber hinaus ist Yemej HaShoah der lebendige Beweis dafür, dass es in Bochum ein breitgefächertes Bewußtsein gegen Rechts und gegen Rassismus gibt, das nicht nur auf NPD Demonstrationen wie am 25.10.08 reagiert, sondern offensiv präventiv agiert. Denn Yemej HaShoah kann nur dadurch stattfinden, dass diese Veranstaltungsreihe vom Kulturbüro der Stadt Bochum, dem Jugendamt der Stadt Bochum, den Stadtwerken Bochum und dem Bochumer Kulturrat e.V. gefördert und unterstützt wird. Weitere Informationen und Kartenvorbestellung: Tel 0234 / 890 66 81