In Israel ist man schon wieder einen Schritt weiter. Am Montag beteten in Haifa Mitglieder der liberalen Or Chadash Gemeinde mit Katholiken und Muslimen gemeinsam für den Frieden. Reform Judaism berichtete darüber hier.

In Deutschland ist die Situation dagegen am Wochenende vollkommen aus dem Ruder gelaufen. Es waren zahlreiche Demonstrationen gegen den Einsatz israelischen Militärs angemeldet und aus vielen Orten wurde berichtet, dass ein Mob antisemitische Parolen grölte, dass die Flaggen verfassungsfeindlicher Organisationen gezeigt wurden oder das die Wut des Mobs nur durch Nachgeben seitens der Polizei im Zaum gehalten werden konnte. Dieser Antisemitismus hat jedoch nichts mit dem Krieg in Gaza zu tun. Der ist nur Auslöser für die Mechanismen und Kräfte, welche die Menschen auf die Straße treiben und aus Demonstrationen Hasskundgebungen machten. Aus Gelsenkirchen berichtete ich bereits. Aus Berlin gibt es ebenfalls keinen schönen Bilder: (Mit Dank an Jörg Lau für diesen Hinweis)

In Duisburg brach die Polizei eine Wohnung auf, um aus ihr eine Israelfahne zu entfernen (siehe hier), Menschen brüllten antisemitische Parolen und bewarfen das Haus mit Gegenständen. Unter Gejohle entfernte dann die Polizei die Fahne. Später wird das damit begründet, die Fahne Israels sei eine Provokation für die Demonstranten. Aus Mannheim berichtet ein Blogger ebenfalls wenig friedliches. Aus Mainz ebenfalls. Die Polizei wird sich fragen lassen müssen, was sie tun wird, wenn man Synagogen als Provokation empfindet, oder die Präsenz von Juden in einer Stadt. Da reiben sich diejenigen die Hände, die den Islam generell als Bedrohung empfinden. Aber das ist nicht der Punkt. Viele Muslime teilen wahrscheinlich den israelischen Standpunkt nicht gerade, aber es gab keinen Punkt, an dem man die Kommunikation mit denjenigen hätte abbrechen müssen, die einen anderen Standpunkt haben. Der Antisemitismus ist nicht Teil ihrer Religion, sondern Teil islamistischer Propaganda die auch über das Satellitenfernsehen und das Internet nach Deutschland kommt und hier eine ganz spezielle Jugendkultur anspricht. Der Krieg gegen die Hamas war da nur der Auslöser, ein Vorwand für die Ausbrüche. Um Gaza ging es dabei nicht in erster Linie. Dieser Punkt ist das Problem und der will durch den Staat gelöst werden. Ein Einschreiten gegen Antisemitismus ist Aufgabe der Gesellschaft. Der Konflikt wird beendet werden und die Dialogarbeit zwischen Juden und Muslimen wird weitergehen, denn hier wartet ja sehr offensichtlich eine Menge Arbeit auf diejenigen, die einen kühlen Kopf bewahrt haben. Vom Dialog ausgeschlossen haben sich aber diejenigen Organisationen, welche die Demonstrationen organisierten und die Ausschreitungen haben geschehen lassen. In Duisburg hat sich der Veranstalter offenbar von den Geschehnissen distanziert, aber die Ordner haben nicht eingegriffen und den Mob gewähren lassen. Eine förmliche Entschuldigung bei Jüdinnen und Juden blieb aus. Wenn man betrachtet, wie unbeteiligt die Gesellschaft im Allgemeinen die antisemitischen Parolen hinnimmt und wie nichtig die Konsequenzen, dann glaubt man nicht, dass Deutschland der sicherste Ort für Juden ist.