Zwerg02

Nein, die Person oben ist nicht Dr. Hans-Werner Sinn, auch wenn ich mich da zunächst mächtig vertan habe. In diesem Interview mit dem Tagesspiegel, heute verteidigte Sinn die deutschen Manager vor dem (vielleicht doch zuweilen verständnlichen) Zorn der Öffentlichkeit und verglich gleich die Kritik an ihnen mit der Judenfeindlichkeit in der Weltwirtschaftskrise 1929 und danach.

In jeder Krise wird nach Schuldigen gesucht, nach Sündenböcken. Auch in der Weltwirtschaftskrise von 1929 wollte niemand an einen anonymen Systemfehler glauben. Damals hat es in Deutschland die Juden getroffen, heute sind es die Manager. von hier

Ein solcher Vergleich ist wohl selten gezogen worden: Darf man heute Manager mit Juden vergleichen? Wen oder was hat man noch nicht mit Juden verglichen? Als der Leinen- und Maulkorbzwang für größere und gefährliche Hunde verordnet wurde, hefteten besonders engagierte Hundehalter ihren Vierbeinern gelbe Sterne an und meinten, dies sei ein adäquater Protest. Wirklich bemerkenswert sind an dem Sinn Interview zwei Dinge. Erstens war klar, dass eine Zeitung das für die Überschrift des Interviews nutzen musste: Hans-Werner Sinn: “1929 traf es die Juden – heute die Manager” zweitens die Dramaturgie des Interviews. Da fällt so ein Satz der es bis in die Headline schafft und dann setzt der Tagesspiegel nicht einmal nach. Vielleicht etwa wie „Ist Ihnen da klar, wie brisant dieser Vergleich ist“ oder „Haben Sie tatsächlich gerade Antisemitismus verharmlost“? Statt dessen heißt es „Sind regelmäßige Krisen nicht ein Teil der Marktwirtschaft? “. Der Zentralrat reagierte prompt, griff sich aber, meiner Meinung nach, zunächst die falsche Person. Man sollte bei solchen Zitaten doch fragen, warum so etwas unhinterfragt publiziert wird?