Im Tempel war das Knien offenbar Teil des Gebets (in ähnlicher Form, wie es heute bei den Muslimen ist). Zu den Hohen Feiertagen (Rosch haSchanah und Jom Kippur) treffen wir es aber wieder. Besonders im Mussaf von Jom Kippur. In einigen Gemeinden knien viele Gemeindemitglieder und berühren mit dem Kopf den Boden, in einigen knien die Gemeindemitglieder und verbeugen sich, in anderen wird nur gekniet und es gibt welche, da kniet nur der Chazan (Vorbeter). Ein faszinierender Teil. Die Verbeugung und das Knien soll uns an den Dienst im Tempel erinnern. Sogar wenige observante Juden sind fasziniert von diesem Relikt (und jedes Jahr nehme ich mir vor, zu schauen, ob das mal Bestandteil des Gebet war) und siehe da! Es gibt ein paar Menschen, die diese Art zu beten wieder einführen möchten. Ein junger Mann demonstriert mit einem Teil aus dem täglichen Gebet, wie dies ablaufen könnte.

Der Nussach hört sich fast jemenitisch an. Bei den Berachot aus der Amidah verbeugt sich der Mann auf der Video-Demonstration vollständig. Auf der dazugehörigen Website kann man sich eingehend mit der Theorie dahinter befassen.

Update In den Kommentaren wies ich schon darauf hin: Saifuddin hat das Thema ähnliches Beten aus islamischer Sicht beleuchtet und auch Bilder des Jom Kippur Rituals aus To Pray as a Jew von Rabbiner Hayim Halevy Donin dazu eingefügt. Es kommentiert zu diesem Beitrag auch Rachel Berenblat von Velveteen Rabbi. Sie hat übrigens die Sure Al-Fatiha ins Hebräische übersetzt und einen Text erhalten, der durchaus ein jüdischer sein könnte (hier).