„The New Yorker” macht eigentlich keine halben Sachen und so ist es vermutlich nicht nur werbewirksames Kalkül, was das bekannteste der schlauen Magazine mit seinem aktuellen Cover veranstaltet: Es zeigt Barack Obama in der Kleidung eines orthodoxen Moslems (kann man vielleicht so beschreiben) und seine Frau als Terroristin. An der Wand ein Bild von Osama bin Laden, im Kamin verbrennt eine amerikanische Flagge. Das spielt natürlich mit den Ängsten die vor Obama geschürt werden und dem Bild, dass von ihm gezeichnet wird.

New Yorker Cover

So erklärte es auch die Pressestelle des Magazins vorab:

On the cover of the July 21, 2008, issue of the The New Yorker, in “The Politics of Fear,” artist Barry Blitt satirizes the use of scare tactics and misinformation in the Presidential election to derail Barack Obama’s campaign. von hier

Zugleich -und das ist fast sicher- wird das Magazin die Kontrolle über dieses Bild verlieren. So schreibt Monica Guzman in ihrem Blog

The intention was innocent. Even good. But in a hypermediated world where news is routinely hacked to pieces, where content creators lose control of their work the second it hits the Web and picture and context are so easily parted, perhaps a new ethic should rule - one that considers the meaning of the parts as well as the whole.

und tatsächlich ist das auch der erste Kommentar zu ihrem Blogeintrag:

That cover represents EXACTLY my view of Obama. Obama ‘08= Osama ‘09 von hier

in Kürze werden sich sogenannte islamkritische Blogs und Internetforen des Motivs bemächtigen. Interessant übrigens zu erwähnen, dass die Herkunft des vorherigen demokratischen Präsidentschaftskandidaten John Kerry niemals so hochgekocht wurde. Denn John Kerry könnte auch John Kohn heißen, wäre seine Familie nicht 1901 vom Judentum zum Katholizismus konvertiert…

Übrigens interessante Bildsprache auch in der ZEIT (vom 10. Juli 2008 ). Unter dem Titel „Zum Angriff gerüstet” beschäftigt sich der stellvertretende Chefredakteur Matthias Naß mit einem möglichen Angriff Israels auf den Iran und was ist das entsprechende Symbolfoto? Ein betender israelischer Soldat (zugegeben, ein tolles Bild) mit Teffilin und Siddur. Hier wird also eine Verbindung zwischen dem Judentum insgesamt und dem Konflikt hergestellt.

Zeit vom 10. Juli 2008

Das Bild hat scheinbar keine Legende, der Titel fungiert also als solche und so lautet dann die Message des betenden israelischen Soldaten „Zum Angriff gerüstet”. Hier wird wieder einmal alles schön vermengt. Israel, das Judentum und der Nahostkonflikt. Scheinbar, weil es auf der anderen Seite eine Legende zum Bild gibt (also nicht im unmittelbar sichtbaren Bereich). Dort steht Ein israelischer Soldat beim Gebet nach einem Raketenanschlag aus dem Gaza-Streifen. Dazu gibt es noch ein Bild betender Angehöriger der iranischen Revolutionsgarden. Was soll uns das sagen? Da bekämpfen sich Juden und Muslime? Ich dachte, über dieses Stadium wären die wirklich schlauen Köpfe schon hinaus?