Vielleicht erschien in der Online-Ausgabe der taz „der” maßgebliche und aufräumende Text zum Umgang mit Faruk ?en seinen Vergleichen. Damit kommt er vielleicht einem Kommentar Serdars entgegen, der zum letzten Beitrag über Shahid Malik anmerkt:

Man sollte sich nicht immer darauf versteifen, wie etwas gesagt wird, sondern, DAS damit etwas ausgesagt wird. Serdars Kommentar zu „Neuer Trend …”

In der taz also bezieht Sergey Lagodinsky Stellung:

Der Verdacht liegt nahe, dass die ablehnenden Reaktionen auf Sen nichts mit den Befindlichkeiten der Juden, sondern mehr mit den Befindlichkeiten der deutschen Mehrheitsgesellschaft zu tun haben. Und mit den Befindlichkeiten der deutschen Politiker. Eine “Verkennung der deutschen Integrationspolitik” warf Landesminister Armin Laschet Faruk Sen beleidigt vor - ganz so, als müsste der Wissenschaftler die Bemühungen der Regierenden durch eine bedingungslose Loyalität anerkennen. von hier, taz.de

dann

Kürzlich veranstaltete die Universität Tel Aviv eine Konferenz, bei der sich deutsche und israelische Forscher über genau diese Fragen austauschten. Die Thesen einiger (zumeist israelischer) Forscher, welche die Ressentiments gegen die Juden im 19. Jahrhundert mit denen gegen türkischstämmige Einwanderer im heutigen Europa verglichen, konnte man durchaus als zu weitgehend empfinden. Keiner indes empfand sie als “inakzeptabel”. Wenn man einen umstrittenen, aber zweifellos verdienten Forscher wie Faruk Sen wegen eines Vergleichs zwischen der Diskriminierungsgeschichte von Juden und dem Diskriminierungsalltag von türkischen Europäern entlässt, tabuisiert man eine wichtige Debatte. auch von hier

Geht es also nun darum, dass wir die historischen Vergleiche tabuisieren wollen, oder geht es darum, Faruk ?en vorzuwerfen, er habe fahrlässig gehandelt (das ist der Vorwurf, den ich hier stets wiederhole) oder wirft man ihm vor, die ganze Geschichte überhaupt auf den Tisch gebracht zu haben? Wenn er vielleicht tatsächlich geschrieben hätte „Schauen wir auf die Diskriminierungsgeschichte von Juden und dem Diskriminierungsalltag von türkisch ( -stämmigen) Europäern”; dann hätte mein Beitrag vermutlich auch anders ausgeschaut. Warum? Weil es eine Hysterie im Umgang mit dem Islam in Deutschland gibt. Wenn man selber observant in seiner Religion lebt, die nicht in der Freizeit stattfindet, sondern fester Bestandteil des Alltags, dann versteht man vielleicht etwas mehr, dass es Lehrerinnen geben mag, die ihr Kopftuch auch in der Schule tragen wollen. Das können Anhänger einer säkularisierten Freizeitreligion freilich nicht nachvollziehen; oft hört man „Die können doch bei sich zuhause (gemeint ist hoffentlich die Wohnung) soetwas tragen”. Zudem wurden in jüngster Zeit viele „Islam-Kritiker” (so würden sich die Personen wohl nennen) auf den Plan gerufen. Für diese scheint festzustehen: Der Islam gehört nicht nach Deutschland und das Judentum sei aus (keine Ahnung, warum das so ist) der natürliche Antagonist dazu. Vielleicht ist das auch der Grund, warum viele Islam-Hasser eine übersteigerte Israel-Solidarität haben.

So holt Sergey Lagodinsky mich dann, gewissermaßen, mit seiner Argumentation von meinem Standpunkt ab und schreibt, plausibel und (meiner Meinung nach) vollkommen richtig:

Im Rahmen dieser Debatte muss auch darauf hingewiesen werden, dass eine reine Selbststilisierung zum passiven Opfer und eine Einreihung in die Diskriminierungsgeschichte seitens der türkischstämmigen Deutschen nicht wünschenswert sein kann. Inakzeptabel ist es aber, den Vergleich von Diskriminierungserfahrungen tabuisieren zu wollen, um Befindlichkeiten der deutschen Mehrheitsgesellschaft zu schützen. So verkennt man, was der eigentliche Zweck der deutschen Integrationspolitik sein sollte: die ernsthafte Suche nach einer gemeinsamen Zukunft ohne Diskriminierungen. auch von hier