Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Alten Synagoge in Gelsenkirchen war heute Anlass zu optimistischen Feierlichkeiten in der Umgebung der neuen Synagoge. Vormittags der „offizielle Akt“ mit Ministerpräsident Jürgen Rüttgers; nachmittags gab es ein Klezmerkonzert mit der Gruppe Klezmer Chidesch aus Berlin. Am 29. Juni 1958 wurde die erste Synagoge nach dem Krieg in einem umfunktionierten Wohnhaus in der Innenstadt eingeweiht. Da Charlotte Knobloch verhindert war, lag die geballte Aufmerksamkeit auf der Rede von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Dr. Jürgen Rüttgers. Dieser schlug in seiner Rede eine andere Richtung ein, als bei seiner Rede anlässlich der Bochumer Synagogeneinweihung. Er unterstrich die Verantwortung künftiger Generationen zur Erinnerung an die Schoa und sagte, mit Blick auf die Männer welche die Gemeinden direkt nach der Schoah wiederbegründeten, „Der Mut des Wiederaufbaus der Synagoge nach dem Zweiten Weltkrieg ist bis heute ein mahnendes Zeichen. Es wird keinen Schlussstrich geben. Der Mut von damals und der Mut der Gemeinde von heute ist unser Auftrag. Es ist unsere Aufgabe, immer und wieder zu erinnern, dass unsere Vergangenheit, dass die Schoa, uns über den Tag hinaus verpflichtet - uns und unsere Kinder - mitzutun, beizutragen, dass so etwas nie wieder sei. Das nie vergessen wird, was geschah. Die Verantwortung bleibt“. „Es wird keinen Schlussstrich geben“ war für mich die Schlüsselphrase und ein großes politisches Versprechen. Gegen Antisemitismus von Rechts, der schon lange nicht mehr nur dumpf daherkommt, der Gemeinschaft sagt aber Ausgrenzung will, der sich auf die Vernunft beruft, aber Hass schürt“, sagte Rüttgers. Gleichzeitig warnte er vor dem Antisemitismus von Links (der hier kürzlich auch Thema war), hatte aber auch den islamistischen Antisemitismus im Blickfeld. Die Fortschritte „… lassen wir uns nicht von den Anhängern totalitärer, menschenverachtender Ideologien kaputtmachen. Das lassen wir uns nicht kaputtschreiben von geistigen Brandstiftern. Das lassen wir uns nicht zertreten von Springerstiefeln. Das lassen wir uns nicht zerbomben im Namen einer Religion. Und das lassen wir nicht brüchig werden, in dem wir zurückweichen vor Radikalen, Extremisten und Terroristen. Hass lässt der Zukunft keinen Raum“.