„Es gibt keinen linken Antisemitismus. Es gibt einen Antisemitismus sui generis. Und es gibt einen Antisemitismus in der Linken, wie es natürlich Antisemitismus in der Rechten gibt.” Dieser Satz stammt von Dan Diner, der damit zum Ausdruck bringen wollte, dass nicht die entsprechende Ideologie in sich antisemitisch oder antizionistisch ist. Das wäre gut für die Linkspartei, die sich so schnell von ihrem Nimbus des Antizionismus befreien könnte. Ganz so einfach macht es sich die Partei aber nicht und geht gegen einen, aus ihren Reihen gebildeten, Arbeitskreis vor, der sich als „Plattform gegen Antisemitismus, Antizionismus, Antiamerikanismus und regressiven Antikapitalismus” versteht. Es ist der Bundesarbeitskreis Shalom. Dieser soll aber nicht mehr in Zusammenhang mit der eigenen Linksjugend gebracht werden können. Das wird, etwas verschlüsselt, durch einen Beschluss ausgedrückt:

Die Verwendung der Haushaltsmittel des Jugendverbandes für Öffentlichkeitsarbeit des BAK Shalom, die ohne Zustimmung des BundessprecherInnenrates in Anspruch genommen wurden, erfolgte satzungswidrig. Der BundessprecherInnenrat fordert den Bundesarbeitskreis auf, die entsprechenden Gelder an den Bundesverband zu überweisen. Die Öffentlichkeitsarbeit als Bundesarbeitskreis der Linksjugend [‘solid] ist einzustellen. von hier

Damit katapultierte sich die Partei wieder zurück in den Diskurs um Antizionismus und Antisemitismus. Schon titelte die taz: „Israel spaltet die Linke”. Ideologisch nicht nur ein wenig gefärbt, reagiert Neues Deutschland auf die Vorgänge und zitiert Parteivorstandsmitglied Ali Al Dailami:

Bundesvorstand Ali Al Dailami wirft dem BAK Shalom vor, er würde »kein Wort über den US-Imperialismus und dessen verheerende Folgen verlieren«, sich in seinen ausschließlich auf Israel fokussierten Solidaritätserklärungen »dumpfer Parolen« bedienen und deutsche Vergangenheit auf das palästinensische Kollektiv abwälzen. von hier

Auf der anderen Seite findet Gregor Gysi andere Worte:

Der Antizionismus kann für die Linke insgesamt, für die Partei DIE LINKE im Besonderen, keine vertretbare Position sein“. Aber auch: „Frieden zwischen Israel und seinen Nachbarstaaten erfordert ..vor allem: Es muss ein in jeder Hinsicht lebensfähiger Staat Palästina neben dem Staat Israel existieren. von hier

Interessant ist, dass die Partei dem BAK nicht argumentativ beikommen kann, sondern ihn versucht zu diskreditieren und sogar reflexartig die Positionen zu verstärken. Das macht Dailami ja, wenn er vom Imperialismus faselt. Das zeigt nur, wie die Partei noch heute funktioniert.