Samson Rafael Hirsch Zum 200. Geburtstag von Samson Raphael Hirsch hat Rabbiner Leo Trepp (geboren 1913 in Mainz) für die ZEIT einen (wie ich meine) lesenswerten Artikel über den Begründer der modernen Orthodoxie verfasst und mich an dieses Jubiläum überhaupt erst erinnert. Auch im jüdischen Internet hat mich bisher niemand an dieses Jubiläum erinnert. Es kommt eher selten vor, dass eine nichtjüdische Wochenzeitung sich mit einem solchen Thema befasst und dann so einen ausführlichen Artikel bringt. In dem Artikel ist auch von der Einheitsgemeinde die Rede und einer Entscheidung von Seligmann Bär Bamberger, der, laut Artikel, sich gegen eine Trennung der Gemeinden aussprach. Allerdings nur dann, wenn die liberal-geprägte Gemeinde ihren orthodoxen Mitgliedern alles Notwendige zur Verfügung stellte, also Synagoge, Rabbiner, Schulen, koschere Einrichtungen und Friedhöfen. Heute sehen die Einheitsgemeinden freilich vollkommen anders aus. Jedenfalls verfasste Rabbiner Trepp einen informativen Artikel über Hirsch, sofern das im Rahmen eines ganzseitigen Artikels möglich ist, mit allem Respekt und Hintergrundwissen.

Für Hirsch dagegen, der ebenfalls zeit seines Lebens als deutscher Patriot für die politische Gleichberechtigung der Juden eintrat, hatte dieses Gebet einen ganz anderen Sinn. In der Bitte um das Kommen des Messias gemäß dem Willen Gottes sah Hirsch ein Flehen um die Erneuerung der gesamten Menschheit zu weltweitem, ewigem Frieden – dann mögen auch Juden in das heilige Land zurückkehren. So schließt das Gebet für ihn auch die Erneuerung Deutschlands mit ein. An den Aufbau einer neuen Heimstatt für die Juden dachte er nicht. Als gläubiger, dem Gebot der Tora gehorsamer Mensch sollte der Jude für jeden, ob Jude oder nicht, zum frommen Vorbild werden: »So daß man Dich achte«, schreibt er, »weil Du Jude bist, nicht obgleich Du Jude bist.« Seine Philosophie basierte auf zwei Grundprinzipien: Erstens sah er die Autorität der Halacha als absolut an. Die jüdischen Religionsgesetze durften nicht gelockert werden. Und zweitens schuf er den Begriff der »Tora im Derech Eretz«, der »Tora in weltlicher Verbundenheit«, womit er die orthodoxen Juden aufforderte, sich ihrer Mitwelt zu öffnen, wo immer sie es mit der Halacha vereinbaren konnten. von hier

Die Neunzehn Briefe Hirschs kann man hier online lesen.