Die Bürger und buddhistischen Mönche Myanmars haben ausgesprochenes Pech: Sie haben kein grinsendes Oberhaupt, das sich und seine Weltanschauung so famos vermarktet und den Westlern ein verzücktes und entrücktes Lächeln ins Gesicht zaubert. Also bleibt man ruhig und sieht ruhigen Gewissens darüber hinweg, dass im vergangenen Jahr das Regime in Myanmar zahlreiche Menschen getötet hat, die an Demonstrationen beteiligt waren. Heute kümmert es nur wenige, dass in Myanmar unvorstellbar viele Menschen durch einen Tropensturm ums Leben kamen. Mit ziemlicher Sicherheit hätte der Meister des Marketing; der 14. Dalai Lama das schnell ändern können. Wo immer er auftritt, spricht er von Mitgefühl, Güte, Liebe, Gewaltlosigkeit und Menschenrechte. Das gilt natürlich nicht überall. Die Anhänger des Dalai Lama wissen natürlich, dass man Chinesen gegenüber etwas zurückhaltender sein sollte. In Bochum beispielsweise hatten die Anhänger des Dalai Lama ihren Menschenrechtsfokus gerade woanders:

Zeit für zwei Chinesen mit einer Pappkiste weiter an den Wartenden entlang zu gehen. Wenig erfolgreich sammeln sie Spenden für die Erdbebenopfer in der chinesischen Provinz Sichuan. Enttäuscht sagt Sen Gao, der als Chinese in Deutschland lebt, die Deutschen seien doch Spendenweltmeister, aber jetzt würden sie kaum spenden: “Wer bei den Spenden unterscheidet, wie kann der sich für Menschenrechte stark machen?” von hier

Auch die Schilder mit der Aufschrift

“Dalai Lama, give us religious freedom!”

weisen darauf hin, dass es einfacher ist, bestimmte Forderungen immer zunächst an andere zu richten. Die Demonstranten sind Shugden, Buddhisten, die eine buddhistische G-ttheit verehren. Weil der Dalai Lama der derjenige ist, der überall für freie Religionsausübung eintritt, Menschenrechte und Nächstenliebe, hat er die Verehrung des Dorje Shugden untersagt.

Für den Dalai Lama ist Shugden eine Sekte, die in Klöstern nichts verloren hat. Und genau das ist für die Shugden Unterdrückung, sagt Barbara Pietzcker von der Western Shugden Society: “Warum dürfen wir nicht unsere Traditionen verfolgen?” auch von hier

Einen weiteren Beweis für die moderne und demokratische tibetische Exilregierung lieferte die Fernsehsendung Panorama bereits 1997:

Als Führer der tibetischen Demokratie-Bewegung gilt dieser Mann, auch er Anhänger des Dalai Lama. Die Zeitung, die er herausgab, hieß “Demokratie”. Auf Druck der Exilregierung des Dalai Lama erscheint das Blatt nicht mehr. Begründung: Die Zeitung habe die Exilregierung öffentlich dafür kritisiert, zu kompromißbereit gegenüber den Chinesen zu sein. von hier

So langsam sickert die Einsicht aber auch bis in die großen Blätter durch. So berichtet Nils Minkmar für die FAZ von der „Deutschland Tournee” des Grinsemanns

Die Chinesen, nein, wie die ihn manchmal darstellen, freut er sich, wie einen Teufel, bloß ohne Hörner, und verfällt in sein weltweit bekanntes Lachen. Ein Korrespondent einer chinesischen Tageszeitung hat auch den Weg nach Bochum gefunden und befragt ihn kritisch nach Querverbindungen zwischen seinen Beratern und den gewaltbereiten Kräften im tibetischen Jugendverband. Bevor er antwortet, tuschelt der Dalai Lama mit seinem immer hinter ihm sitzenden Chefberater, dem stets im Diplomatenanzug auftretenden Kelsang Gyaltsen: Jedes Wort, jede Formulierung finden weltweit Beachtung. von hier

Vielleicht wären wir besser damit beraten, nicht alles mögliche in eine Persönlichkeit hinein zu projizieren, sondern auch mal in der Lage zu sein, Dinge kritisch zu hinterfragen.