Oremus et pro Iudaeis ut Deus et Dominus noster illuminet corda eorum, ut agnoscant Iesum Christum salvatorem omnium hominum. Oremus. Flectamus genua. Levate. Omnipotens sempiterne Deus, qui vis ut omnes homines salvi fiant et ad agnitionem veritatis veniant, concede propitius, ut plenitudine gentium in Ecclesiam Tuam intrante omnis Israel salvus fiat. Per Christum Dominum nostrum. Amen. Lasst uns auch beten für die Juden. Dass unser Gott und Herr ihre Herzen erleuchte, damit sie Jesus Christus erkennen, den Heiland aller Menschen. Lasset uns beten. Kniet nieder. Erhebt euch. Allmächtiger, ewiger Gott, der du alle Menschen erlösen und zur Wahrheit führen möchtest, gewähre gnädig, dass ganz Israel das Heil erlangt,wenn die Schar der Völker vollständig in deine Kirche eintritt. Durch Christus, unseren Herrn. Amen.

Früher hieß das noch „Oremus et pro perfidis Judaeis” (siehe meinen Beitrag hier) „Lasset uns auch beten für die treulosen Juden“, also bis 1959/62 und war Bestandteil der katholischen Karfreitagsliturgie. Jetzt könnte das Gebet in der entschärften Form, wie sie oben wiedergegeben ist, Bestandteil des tridentinischen Ritus, den der Papst im letzten Jahr wohl wieder zugelassen hat. Nach der Ankündigung im Juli vergangenen Jahres, dass es die Tür zu dieser Form der Messen offen stünde, gab es erste erstaunte Nachfragen bezüglich der Sache mit den „treulosen Juden” und im Februar präsentierte man die Toleranzvariante ohne die Treulosigkeitsgeschichte. Es ist schlecht abzuschätzen, in welchen Kirchen tatsächlich die Möglichkeit genutzt werden wird, den Text zum Einsatz zu bringen. Offiziell jedoch ist es päpstlicher erlaubt, dafür zu beten, dass die Juden ihren Irrtum einsehen und sich der katholischen Kirche anschließen. Und jetzt? Möglicherweise ist es in diesem Jahr ein Zugeständnis an Purim?! Soviel zu trinken, bis man Gut und Böse nicht mehr unterscheiden kann? Denn Purim und Karfreitag fallen in diesem Jahr auf den gleichen Tag. Auch Adi stellt fest, dass das wohl kaum ein Zufall sein kann:

ich sehe keinen zufall darin, dass purim und karfreitag in diesem jahr auf den selben tag fallen. es ist eher ein deutliches zeichen. während andere um “die erleuchtung unserer herzen” bitten, und damit im grunde für die aufgabe unserer religion, werden wir mit der feier des purim festes, durchaus mit einer gewissen portion stolz und vor allem fröhlichkeit, daran erinnern, dass es in der geschichte schon ganz andere versuche gab, juden und judentum zu einem teil der selbigen zu machen. von hier

Wir sollten tatsächlich selbstbewusst genug sein zu sagen: „Ihr könnt ja beten, was ihr wollt. Wir feiern erstmal Purim” und dann erst zu fragen, ob mein Dialogpartner hinter einer solchen Formulierung steht und ob er meint, mir fehle tatsächlich der Eintritt in die katholische Kirche zu meinem Glück. Wenn er/sie das bejaht, ist die Person kein Dialogpartner mehr und fällt weg. Eine Forderung nach einer Änderung sollte aus der Kirche selber kommen - das wäre ein richtiges und versöhnliches Zeichen. Eine Änderung auf Drängen, möglicherweise ohne zu verstehen, was daran eigentlich auszusetzen sei (Kurienkardinal Walter Kaspar: aus theologischer Sicht vollkommen in Ordnung, nur für die Juden schwer zu akzeptieren), wäre keine Geste der Versöhnung, sondern der Verlegenheit.