Am 11 Oktober 1907 verstarb in Bonn Georg Friedrich Dasbach, den man an seiner Wirkungsstätte Trier 100 Jahre später mit Gedenkveranstaltung, Pontifikalamt mit Bischof Marx (der nun Erzbischof in München ist) ehrte. 1875 gründete er das „Sanct-Paulinus-Blatt”, welches später nur „Paulinus” heißen wird. Es ist das Trierer Diözesanblatt bis heute. Wie die Website des Bistums berichtet, sieht sich der heutige Chefredakteur des Blatts der Tradition verpflichtet:

Der „Paulinus" wisse sich auch heute dem Erbe Dasbachs verpflichtet, sagte Chefredakteur Bruno Sonnen beim Festakt in Liebfrauen. Die Zeitung sei nie ein „bebildertes Amtsblatt" gewesen, aber „sie stand und steht für klare katholische Positionen. Dabei lasse sie als „Dialogforum" auch die unterschiedlichen kirchlichen Stimmen und Stimmungen zu Wort kommen und greife sie auf. von hier

Was für eine Tradition das ist, recherchierte Dr. Olaf Blaschke von der Universität Trier:

Im Paulinusblatt konnte man 1880 von der “heutigen Herrschaft des Judentums” lesen, die “als Vampire das Mark und Blut des Volkes aussaugen und als feiste Herrn in der Geldwelt, in der Presse sich groß tun und über Krieg und Frieden verfügen”. Die Judenbekämpfung sei keine Judenhetze, sondern diene zum Schutze der Christen. 1893 diffamierte Dasbach im Preußischen Abgeordnetenhaus den Talmud und verteidigte den berüchtigten Antisemiten und Priester August Rohling, der die Juden bezichtigte, Ritualmorde an Christen zu begehen. Zu Recht habe die Kirche den “Verkehr mit den Juden in manchen Punkten verboten”. Dasbachs “hetzerische Rede gegen die Juden” übertreffe noch die führender Antisemiten, warfen liberale Abgeordnete dem Zentrumsmann vor. Selbst manchen Zentrumspolitikern galt Dasbach als Extremist. von hier

Dr. Olaf Blaschke weist nach, dass Dasbach sich selber auch als Antisemit verstand und gewissermaßen stolz auf diese Geisteshaltung war. Offenbar hat das sein Kollege, der Historiker Prof. Dr. Wilfried Loth von der Universität Duisburg-Essen nicht bemerkt:

Er habe das kirchliche und politische Leben an Mosel und Saar in der Zeit des deutschen Kaiserreiches in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts „geprägt wie kein zweiter". Das hat der Historiker Prof. Dr. Wilfried Loth von der Universität Duisburg-Essen am 12. Oktober bei einer Gedenkveranstaltung des „Paulinus" und der Pfarrei Liebfrauen in Trier anlässlich des 100. Todestags von Dasbach hervorgehoben. auch von hier

Auf der Website von 16vor zeigt eine Abbildung das Titelblatt des „Sanct-Paulinus-Blatt” vom 28. November 1888 deren Thema „Die Judenfrage” ist. Auswirkungen werden die Erkenntnisse Blaschkes wohl nicht haben, denn, wie er selbst schreibt, werden diese Seiten von Dasbachs Arbeit einfach nicht zur Kenntnis genommen und verschwiegen. Mit diesen Erkenntnissen jedoch liest sich der Satz des heutigen Chefredakteurs völlig anders: „sie stand und steht für klare katholische Positionen.” …