Die Jamim Noraim sind traditionell eine gute Gelegenheit, sich intensivst mit der eigenen Position auseinander zu setzen und zumeist eine Zeit besonderer Observanz. Kur vor Jom Kippur So organisierte ich frühzeitig die Lektüre für die wenigen Stunden zwischen Schacharit und Minchah an Jom Kippur. Das Kescher-Magazin des Abraham-Geiger-Kollegs brachte in diesem Jahr in der Ausgabe für die Hohen Feiertage einen gekürzten Artikel von Rabbiner Abraham Kohn. Dieser schrieb ihn für die Wissenschaftliche Zeitschrift für jüdische Theologie die zwischen 1835 und 1839 mit jährlich drei Heften von Abraham Geiger herausgegeben wurde. 1839 veröffentlichte Kohn dort seinen Artikel „Über die Musik an Feiertagen” in dem erklärt, warum Musik in der Synagoge kein Tabu sein muss. Interessant ist der Artikel, weil Kohn sich mit den Quellen auskennt und daraus einen lesenswerten Artikel gemacht hat. Nach Jom Kippur fand ich in der gleichen Ausgabe der Wissenschaftlichen Zeitschrift für jüdische Theologie einen Artikel der eigentlich viel unmittelbarer mit Jom Kippur zusammenhängen würde: Erste Seite des Artikels von Abraham Kohn

Über das Entbehren lederner Schuhe am Versöhnungstage (Heft 2, 1839) . Dieser ist nicht ganz frei von Polemik, aber auch er ist lesenswert und möglicherweise auch lehrreich. Noch interessanter ist aber die Geschichte von Rabbiner Abraham Kohn, der 1807 in Böhmen geboren wurde und am 7. September 1848 in Lemberg starb - ermordet. Nicht etwa durch einen antisemitischen Mob, sondern durch Gegner der Reform! Dazu ist bereits vor einiger Zeit in den USA ein Buch erschienen „A Murder in Lemberg: Politics, Religion, and Violence in Modern Jewish History” :

Murder, intrigue, media spotlight, community in-fighting, police coverup, judicial malfeasance. O.J. Simpson? Jon-Benet Ramsey? No, it’s the poisoning of Rabbi Abraham Kohn and his family by a fellow Jew, Abraham Ber Pilpel, in 1848, in the Ukrainian city of Lemberg (now Lviv). Stanislawski, professor of Jewish history at Columbia, uncovers a forgotten story as his fascinating book details the events surrounding the murder of the reformist (but not Reform) Rabbi Kohn and his four-year-old daughter (four other family members survived) after Pilpel sneaked into their kitchen and poured arsenic in the family’s soup. von hier

Wir sind heute weiter? Denkste! Im Seforim-Blog gibt es einen kleinen Beitrag zum Buch von Michael Stanislawski und dort schreibt ein Kommentator:

I frankly don’t see any difference between murdering him and the Chashmona’im murdering Hellenists. Kommentar von hier

So wurde aus dem interessanten Artikel im Kescher-Magazin ein Hinweis auf eine weit größere, sehr interessante Geschichte mit zahlreichen Querverweisen auf das Wirken von Abraham Kohn, der - das kann man wohl schreiben - das Opfer von Fundamentalisten wurde…