… sind wir beleidigt und gehen weg. So ähnlich kann man wohl die Meldung im Lokalteil der regionalen Zeitung „Westfälische Nachrichten” interpretieren. In einer Meldung für den Kreis Warendorf wird über ein Seminar mit dem Titel „Jüdisches Leben in Deutschland” mit Yuval Lapide berichtet. Laut Zeitungsbericht kam es dort zum Eklat:

Anlass waren Äußerungen des Referenten Dr. Yuval Lapide. Der jüdische Religionswissenschaftler aus Frankfurt am Main hatte beschrieben, wie er persönlich das Verhältnis zwischen Christen und Juden empfindet und an der Einstellung der katholischen Christen und ihrer Kirche in Deutschland – und vor allem in Polen – gegenüber den Angehörigen der jüdischen Glaubensgemeinschaft mit einer unverkennbaren Angriffshaltung heftige Kritik geübt. Noch immer, so Lapide, verspüre er in manchen Begegnungen Ressentiments, die viele Christen noch nicht überwunden hätten. Daraus resultiere bei Juden nicht selten ein Gefühl der Angst und des Misstrauens. von hier

Offenbar war man an Referenten gewöhnt, die sich demütiger zeigen und hier kommen wir schnell an die Grenzen des jüdisch-christlichen Dialoges, wenn er nämlich seine Einseitigkeit verliert in der das Judentum in einer Art Biosphäre betrachtet werden kann mit Schoah, Klezmer und ein paar pittoresken Ritualen von denen stets in der Vergangenheit gesprochen wird. Hier bricht scheinbar der Referent aus dieser Einseitigkeit aus und legt den Finger in die Wunden. Das gefällt den Gesprächspartnern aber gar nicht:

Durch die Auseinandersetzung mit den von den Seminarteilnehmern als unangemessen scharf empfundenen „Empfehlungen“ an die Christen zum richtigen Verhalten innerhalb des jüdisch-christlichen Zusammenlebens wich der Referent von seinem ursprünglichen Konzept ab. So kam es nicht zu den erwarteten Ausführungen, wie der jüdische Alltag in Deutschland heute aussieht oder wie es um das religiöse Leben in den jüdischen Familien und Gemeinden bestellt ist. von hier

Ein Beitrag bei dem ich persönlich schmunzeln musste, weil es dieses Mal jüdisch-christlicher Dialog anders herum war, denn häufig (ich betone: Nicht immer) muss sich der Referent über irgendetwas belehren lassen. Der beliebteste Satz dürfte da nach wie vor sein: „Was machen Sie denn da in Israel?” In dem Zeitungsartikel wird aus dem jüdischen Referenten dann übrigens zudem noch die Steigerungsform: Der israelische (jüdische) Referent.

Der von Gastgeber Johannes K. Rücker, Direktor der LVHS, gewünschte christlich-jüdische Dialog mit dem entsprechend vermittelten Hintergrundwissen geriet zu einer Veranstaltung mit einem ernsten Missklang, weil der in Jerusalem geborene 46-jährige Sohn der bekannten jüdischen Religionsgelehrten Pinchas und Ruth Lapide in seiner kritischen Wortwahl scharfe Geschütze auffuhr. Dazu stellte er erklärend fest, dass er erwarten könne, sich so zeigen zu dürfen, wie er sei. Seine Emotionalität und Betroffenheit dürfe ihm nicht vorgehalten werden.

Wie es in dem Artikel heißt, verließ ein Großteil der Besucher das Seminar - wohl aus Verärgerung… Auf der anderen Seite ist es interessant, dass ein Jude über jüdisches Leben informieren will und das ausgerechnet am Schabbat macht, wie uns der vorbereitende Bericht verrät:

Das Seminar findet am Samstag von 10 bis 16 Uhr in der LVHS statt. von hier