Der Journalist Daniel Pearl wurde am 23. Januar 2002 in einem Verschlag in Pakistan von einer Gruppe namens „Nationale Bewegung zur Wiederherstellung der pakistanischen Souveränität“ entführt und etwa eine Woche später durch Enthauptung ermordet. Über die Motive des Mords schweigt sich Chalid Scheich Mohammed nicht aus:

«Mit meiner gesegneten rechten Hand habe ich den Kopf des amerikanischen Juden Daniel Pearl in Karachi in Pakistan abgeschlagen» zitiert nach der Basler Zeitung

Seine Frau, Mariane Pearl, war zum Zeitpunkt der Entführung ihres Mannes mit ihrem ersten Kind im fünften Monat schwanger und brachte am 27. Mai 2002 den gemeinsamen Sohn, Adam Pearl, in Paris zur Welt. 2003 verarbeitete sie ihren Verlust in ihrem Buch „Ein mutiges Herz: Leben und Tod des Journalisten Daniel Pearl“. Dieses ist kürzlich verfilmt worden (unter anderem mit Brad Pitt und Angelina Jolie). A15l_F4ndKI Der Film startete nun unter dem Titel „A mighty heart” am 22.Juni 2007 in den USA und wird am 13. September 2007 in Deutschland - hoffentlich nicht ohne Aufsehen zu erregen, denn Rabbi Yonah von jewlicious macht auf einen beachtenswerten Blogeintrag von Debbie Schlussel aufmerksam. Debbie Schlussel hat sich das Werk aufmerksam angeschaut und war verwundert darüber, wie saubergewaschen die filmische Abbildung der Ereignisse ist und nennt das ganze in ihrem Blogeintrag „Muslims Heroes in Qaeda-less Jolie-Pitt Daniel Pearl “Lifetime”-esque Movie”:

As one would expect from the Jolie-Pitts, “A Mighty Heart” is mostly NOT about the Al-Qaeda murder of Daniel Pearl, killed in cold blood specifically because he was a Jew. In fact, the movie minimizes that, instead repeatedly blaming America for its treatment of Guantanamo Bay prisoners as the reason Pearl was cut into the ten pieces like a slaughtered chicken, the state in which his body was found. (That’s no surprise, given that the Jolie-Pitts hired as “A Mighty Heart’s” director, Michael Winterbottom, who also directed the propaganda fake-umentary, “The Road to Guantanamo.”) In “A Mighty Heart” we see no depiction at all of Pearl’s captivity or even kidnapping by Qaeda thugs, but for a few re-enactments of tiny parts of the famous Pearl video. Most shocking, we get an onscreen repeat of the oft-told Muslim myth that 4,000 Jews didn’t show up for work at the World Trade Center on 9/11, because the Jews planned the attacks. The movie provides no refutation of this myth or any indication that it is invalid. von hier

Aus den Blogeinträgen lernt man, dass der Film sich (und das ist vom Ansatz her schon mal fantastisch) in erster Linie den muslimischen Daniel Pearl befasst und sich bemüht, diese in einem guten Licht darzustellen und nicht unnötig zu dämonisieren, aber auf der anderen Seite die Gründe für den Mord an Daniel Pearl und den terroristisch-fundamentalistischen Hintergrund herunterspielt. So werden die tragischen Ereignisse Anlass für das Erzählen einer völlig anderen Geschichte, die sich vielleicht zu sehr um Unvoreingenommeheit bemüht um genau dies nicht mehr zu sein. Debbie Schlussel wittert aber noch mehr hinter der Geschichte:

And don’t forget Wall Street Journal reporter Steve Levine, played by Gary Wilmes, the most stereotypically Jewish-looking actor they could cast–a living embodiment of the angst-ridden, sweaty big-nosed, glasses-wearing Jew you’d find in “The Protocols of the Elders of Zion” picture book for kids. Yup, that’s how the Muslim world–and Pitt and Jolie–see America: bizarre, drooling torturers in sunglasses, lesbian FBI agents, and big-nosed, bespectacled Jews who dominate the media. auch von hier

Vielleicht gelten die Worte Judea Pearl, dem Vater Pearls, der nun die jüdisch-muslimische Zusammenarbeit fördert, auch hier:

“Truth can be elusive, even in our times,” said Judea Pearl, who received an honorary doctor of science degree yesterday at University of Toronto. “It is covered in a heavy fog of fear and hidden agendas.” And he told graduates in Convocation Hall, “it is only after the murder of my son that I came to appreciate how hard it is even in our age of the Internet to stay the course of truth.” (von hier)

Übrigens hat auch Bernard-Henry Lévy ein Buch über Daniel Pearl geschrieben, in „_Qui a tué Daniel Pearl?_”. Michael Mönninger schrieb damals in der ZEIT:

Die Mörder filmten die Enthauptung des Journalisten, der mit einem blanken Messer wie nach islamischem Halal-Ritus geschächtet wurde. Die Bilder schockierten für kurze Zeit die Welt. Der Ritualmord galt als ein weiterer Hassausbruch radikaler Islamisten gegen den Westen. Kurze Zeit später richtete sich alle Aufmerksamkeit auf den Truppenaufmarsch gegen den Irak. Doch Lévy will den politischen Hintergrund des Mordes in Erfahrung bringen und Daniel Pearl ein Denkmal setzen. […] Er führt mit exakter Fantasie zwei Lebenswege aufeinander zu: Daniel Pearl, den amerikanisch-isralischen Stanford-Elitestudenten und Starjournalisten; Omar Sheikh, den britisch-pakistanische Elitestudenten der London School of Economics und Mörder. Lévy vertieft, was bereits die Fälle von Mohammed Atta und Richard Reid zeigten: dass die Feinde des Westens die Produkte des Westens sind. von hier

Aber Lévy scheint nicht (vollständig) in die Einseitigkeitsfalle zu tappen sondern bemüht sich offenbar auch um Ausgleich:

Die Bezwingung der radikalen Muslime beschreibt Lévy als die entscheidende Schlacht des 21. Jahrhunderts – und lässt im Schlusskapitel mit einer Liebeserklärung an den sanften, aufgeklärten Islam ahnen, dass dieser Krieg nicht mit Bomben gewonnen wird. Ein unvollendetes Meisterwerk. von hier

Ersteres wird nämlich stets gefordert ohne letzteres zulassen zu wollen, eine Verständigung mit denen, die sich verständigen wollen.