Bisher war es eher eine Meldung, nun ist es eine Geschichte. Jüdisches Berlin hat darauf aufmerksam gemacht (hier). Bisher war es ja so, dass eher Synagogen zu Kirchen gemacht wurden (siehe zum Beispiel Coesfeld), nun ist es aber in Bielefeld so, dass die dortige Jüdische Kultusgemeinde mehr Platz benötigt, denn die Gemeinde ist aktiv und möchte sich etwas mehr entfalten. Geld für einen Neubau aufzubringen erscheint eher schwierig, so ergab sich irgendwann die Option, eine, demnächst leerstehende, Kirche zu erwerben bzw. diese als jüdisches Gemeindezentrum nutzen zu können. Innerhalb der Kirchengemeinde scheint es jedoch eine Fraktion zu geben, welche die Kirche nicht aufgeben möchte und hat kurzerhand die Kirche besetzt. Zunächst sah es so aus, als würde die Gruppe (Bürgerinitiative für den Erhalt der Paul-Gerhard-Kirche) ihre alte Kirche behalten wollen, sei es aus emotionaler Bindung (was durchaus verständlich ist), sei es, weil sie ein gesellschaftliches und geistiges Zentrum brauchen oder suchen. Im Laufe des Konfliktes wurde die ganze Geschichte etwas hitziger. Mittlerweile hat die Neustädter Marien-Kirchengemeinde, zu der die Kirche heute gehört, gegen die Kirchenbesetzer Anzeige wegen Hausfriedensbruchs erstattet, erwägt aber zunächst keine Räumung des Areals. Im Kritiknetz befasst man sich dagegen etwas genauer mit den Besetzern. Dort werden ihre Motive evaluiert:

“Man soll G-tt mehr gehorchen als den Menschen” tönt es laut aus der Verschanzung. Der das sagt, ist der ehemalige Kirchenmeister, der noch im April 2005, also bevor die jüdische Kultusgemeinde als Kaufinteressent in Erscheinung getreten war, die grundsätzliche Bereitschaft erklärt hatte, das Gebäude zu veräußern. Er nahm seine grundsätzliche Bereitschaft erst zurück, nachdem die jüdische Gemeinde als Kaufinteressent in Erscheinung getreten war. von hier

und weiter zur „Einmischung Dritter”:

Wie keine andere Partei versucht die FDP die Situation für sich zu nutzen und auf Stimmenfang zu gehen. Sie trat wie gewöhnlich für den “vermittelnden” Dialog mit den Besetzern ein. weil diese doch ein “echtes Anliegen” hätten, dem man entgegenkommen müsse. Schließlich brachte sie gar den Gedanken ins Spiel, die öffentlichen Zuschüsse, die die jüdische Gemeinde für den nötigen Umbau des Gebäudes zur Synagoge beantragt hatte, angesichts des ‚öffentlichen Widerstandes’ gegen den Umbau nicht zu bewilligen, und ließ als Begründung dafür vortragen, es ginge doch auch “um die Veränderung des Stadtbildes”. Ist es zu fassen! Der Umbau des Gebäudes zu einer Synagoge soll das Stadtbild verunstalten und die widerrechtliche Aktion der Nötigung zu Lasten der jüdischen Minderheit soll damit belohnt werden, dass die Besetzer zu “engagierten Kirchenmitgliedern”, “die ein echtes Anliegen haben”, geadelt werden. Dass die Besetzer “Engagement” und “ein Anliegen” haben mag ja richtig sein. Wer hätte das nicht? Aber wieso ist Engagement als solches schon positiv? Es kommt doch wohl darauf an, welches Anliegen die “Engagierten” haben und in welcher Form und gegen wen sie es durchsetzen? Und in dieser Hinsicht sieht es mit dem Engagement der Besetzerclique aus der Mitte der Gesellschaft keineswegs gut aus. Dasselbe gilt auch für den Vorschlag des MdB von der FDP, der jüdischen Gemeinde die Zuschüsse für den Umbau der Synagoge nicht zu bewilligen. Denn nicht nur, dass die jüdische Gemeinde nie materiell entschädigt wurde für das, was ihr geraubt wurde, sie soll nun auch noch um ihre berechtigten Zuschüsse geprellt werden, nur weil die Besetzerclique es so will, die StaA ihre widerrechtlichen Aktionen duldet und die Presse “Hurra” schreit. von hier

So ziehen alle ihren „Gewinn” aus der Geschichte, nur für die jüdische Gemeinde gehts nicht weiter und sobald erst einmal nicht so sehr nette Worte gesagt worden sind, ist die Situation nicht unbedingt leichter auflösbar. Bleibt zu hoffen, dass die Besetzer freiwillig aufgeben…