Jakob Frank Das American Jewish Life Magazine füllt monatlich eine interessante Rubrik: Heretic of the month - Häretiker des Monats. In diesem Monat geht es um Jankiew Lejbowicz oder, wie er später heißen wird, um Jakob Frank.1726 in Galizien geboren organisierte die Gruppe (Sekte?) der Sohariten oder Frankisten. Gerschon Scholem nannte Frank „eine der abstoßendsten Erscheinungen der jüdischen Geschichte” (Gerschom Scholem: Erlösung durch Sünde, in: Judaica 5, hg. von Michael Brocke, Frankfurt/M. 1992). Auf einer Reise ins Osmanische Reich lernte er die Dönme kennen. Die Dönme sahen in Sabbatai Zwi den Maschiach. Frank erklärte sich als letzte Verkörperung des Maschiach. Er erklärte, zuvor habe sich dessen Seele in David, Elias, Jesus, Mohammed, Sabbatai Zwi und Berechja verkörpert. 1755 ging er nach Polen und verkündete dort zunächst, er sei gekommen, um das ewige Leben auf diese Welt zu bringen. Später dann verkündete er, Polen sei das verheißene Land. Natürlich nahmen die Rabbiner Polens Abstand von den Frankisten. Frank orientierte sich aber schnell um und wandte sich der christlichen Kirche zu. Die Frankisten glaubten an einen dreifaltigen G-tt, als Einheit der obersten drei Sefirot und an die Menschwerdung G-ttes, wobei Frank als Maschiach. Praktischerweise erklärten die Frankisten, dass die Taufe Bedingung für den Glauben an den Maschiach sei. Es wird berichtet, die Frankisten behaupteten, der Talmud fordere Rituale, bei denen das Blut von Christen verwenden werde (Hoppla, ist Ariel Toaff etwa Frankist?). Seltsamerweise konnten sie den apostolischen Verwalter Lembergs damit nicht überzeugen.

Frank lies sich 26. November 1796 in Warschau taufen, sein Taufpate war König August III. Trotz der Taufe betrachtete Frank sich aber weiterhin als Maschiach und wurde so im Februar 1760 verhaftet und für dreizehn Jahre in Cz?stochowa eingesperrt. In Haft konnte er aber weiterhin seine Anhänger empfangen und ab 1762 durfte sogar seine Frau bei ihm wohnen. Die Haft endete 1773 mit dem Einmarsch Russlands in Polen. Nach seiner Befreiung ging er 1774 nach Wien, wo er unter fürstlichen Umständen lebte. 1775 gaben ihm Maria Theresia und Joseph II. gar eine Audienz. Offenbar hofften sie, dass er mehr Juden zum Christentum bringen würde. Hier wurden seine Aussprüche und Lehren durch seine Anhänger gesammelt und Sendschreiben an verschiedene zerstreute Gemeinden auf den Weg gebracht. Es ist anzunehmen, dass es sich hier um eine nicht sehr kleine Gruppe handelte. 1788 ging er nach Offenbach und ließ sich im Isenburger Schloss nieder und nannte sich Baron Offenbach. Dort herrschte dann ein reger, regelrechter, Wallfahrtsverkehr (im tatsächlichen, doppelbödogen Sinne) und so kamen immer mehr Anhänger zu ihm nach Offenbach. Warum doppelbödig? Lassen wir Gerschon Scholem das beschreiben, er berichtet über die „orgiastischen Riten des Frauentauschs und der rituellen Unzucht… der antinomistischen Sabbatianer.” (Gerschom Scholem: Sabbatai Zwi. Der mystische Messias, Frankfurt/M. 1992) Nach Franks Tod leitete seine Tochter Eva das religiöse Geschäft weiter, bis sie 1817 verstarb. Zurück zum Text im American Jewish Life Magazine; dieser fasst die Geschichte auch noch einmal zusammen:

He rejected the Torah (once threatening to defecate on it if angry rabbis didn’t leave him alone). He converted to both Islam and Catholicism. He slept with his followers — and maybe even his daughter. He preached a nihilistic doctrine that saw this world as intrinsically corrupt, and believed that the best way to imitate God was to cross every boundary, transgress every taboo, and mix the sacred with the profane.von hier

und schildert die Geschichte nicht unamüsant:

But something was strange about these “New Christians,” who insisted on maintaining their old customs (including — I kid you not — the eating of kugel) and who never quite renounced their old faith. von hier

und erwähnt einigere wichtigere Details über Franks Anhänger:

Amazingly, some of Frank’s followers went on to become leaders of the Prague Enlightenment, prominent attorneys in Poland, and shape-shifters of every kind. Adam Mickiewicz, considered Poland’s greatest poet, used Frankist themes in his work. Even Supreme Court Justice Louis Brandeis had a portrait of Frank’s daughter Eva on his desk in the Supreme Court — an heirloom he received from his Dembitz relatives, whose ancestors were followers of Frank. […] Far greater than Frank’s direct impact, though, was how his contemporary, the Baal Shem Tov, sublimated the messianic and Kabbalistic zeal of Frankism, removed the antinomian elements, and incorporated mystical practice into the stable, normative structure of Judaism. The result was Hasidism, still with us today.

Einen wirklich sehr ausführlichen Text über Jakob Frank findet Ihr hier.