Schon zwei Blogs (soweit ich weiß: Lila und Der Fuchsbau) berichten über den Artikel „Judaphobie” von Jürgen Krönig in der Onlineausgabe der ZEIT. Krönig ist Korrespondent der ZEIT für Großbritannien und Irland und trägt mit seiner Analyse der dortigen Verhältnisse auch etwas zur Erhellung der Zustände hier bei, nicht so, dass wir das nicht wüßten - aber so selbstverständlich ist das heute nicht mehr.

Der klassische Antisemitismus von rechts, schmuddlig und rassistisch, spielt in Europa nur noch eine untergeordnete Rolle. Bis auf einen unverbesserlichen Bodensatz sind die europäischer Gesellschaften dagegen weitgehend immun geworden. Benny Peiser, Anthropologe an der Universität Liverpool, verweist auf ein „Paradox“: durch den Holocaust, Auswanderung und die Gründung des Staates Israel gebe es in Europa eigentlich keine „jüdische Welt“ mehr, sondern nur noch vereinzelte jüdische Gemeinden. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten in Europa an die zehn Millionen Juden. Heute beläuft sich ihre Zahl auf kaum mehr als eine Million. In Frankreich und Großbritannien sind mit rund 600.000 bzw. 250.000 die größten Gemeinden zu finden. Doch zugleich nimmt quer durch Europa ein Antisemitismus zu, der aus neuen Quellen gespeist wird. von hier

Recht eindeutig schildert er die Zunahme des re-importierten Antisemitismus der vermehrt unter Migranten aus muslimischen Ländern auftritt, stets gerechtfertigt mit dem Verhalten Israels, dem Juden unter den Staaten, wie man heute sagt. Dabei sind die Themen allesamt aus dem europäischen Antisemitismus entnommen worden. Selbst Ritualmordlegenden erfreuen sich noch immer größter Beliebtheit. Die Situation in Deutschland gibt dagegen eine Autorin aus den USA am besten wieder. In der jüngsten Ausgabe des Guilt & Pleasure Magazins schreibt Stacy Perman über ihre Deutschlanderfahrungen. Der Artikel heißt bezeichnenderweise „Vergangenheitsbewältigung” die genau hier an ihre Grenzen stößt:

It’s a phenomenon that is as troubling as it is knotty. The surge in anti-Semitic behavior is taking place among third- and fourth-generation immigrant children, mostly of Arab or Palestinian backgrounds, but also of Turkish descent — kids who’ve been born in Germany, and in some cases whose parents have been born here. Among these youth, the word Jew, once decorously silenced in this country, is regularly used as an insult. Many of them talk about the Holocaust as something of a Jewish falsehood, an exaggeration that’s part of a Zionist conspiracy to create a justification for Israel. Many simply do not identify with this chapter of German history, especially amid their own galaxy of national conflicts and internecine struggles. von hier

Eine gute Ergänzung zum Artikel in der ZEIT, aber die Situation wird durch mehr Information nur noch schlimmer…