Die größte jüdische Gemeinde im Landesverband Westfalen-Lippe ist die Gemeinde in Dortmund mit fast 3500 Mitgliedern so etwas wie ein jüdisches Zentrum im Ruhrgebiet. Unter anderem natürlich auch, weil Dortmund lange Zeit Sitz des Landesrabbinates war. Ein Amt das 9 Jahre lang Rabbiner Dr. Henry Brandt inne hatte und die Besucher aus den Nachbargemeinden fühlten sich fast nie oder selten deplatziert und wurden freundlich aufgenommen. Nach dem Weggang von Rabbiner Dr. Brandt, der auch Vorsitzender der Allgemeinen Rabbinerkonferenz ist, ersetzte die Gemeinde seinen Posten durch ein Mitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz. Hier fiel er mir besonders als Macher auf, jemand der aktiv wird und mit zahlreichen Ideen und Aktionen Judentum vorantreiben will und so hat sich dort einiges getan und die Gemeinde ist aktiv. Das äußert sich auch konkret darain, dass eine neue Torahrolle angeschafft wurde, sich nun auch jemand traut, ein koscheres Geschäft zu eröffnen und junge Leute zumindest ansatzweise gute innerjüdische Öffentlichkeitsarbeit an den Start gebracht haben - eine Einheitsgemeinde mit einem E-Mail Verteiler ist ja noch immer eine Seltenheit aber hier hat man es realisiert. Dies hängt sicherlich auch damit zusammen, dass der Rabbiner nun nicht mehr für alle 10 (?) Mitgliedsgemeinden des Landesverbandes verantwortlich ist. Meiner Meinung nach alles prima, nun trübt der Erlebnisbericht eines Freundes das Gesamtbild der nunmehr orthodoxen Einheitsgemeinde ein wenig und hinterlässt eine gewisse Ratlosigkeit: Nennen wir ihn Schimon, Schimon ist Mitglied einer anderen Landesverbandsgemeinde und ging am 7. Tag Pessach zum Schacharit nach Dortmund, weil nicht in allen Gemeinden an allen Tagen Schacharit ist. In Dortmund werden Aufrufe, wie in zahlreichen anderen Gemeinden, zuvor mit kleinen Holztäfelchen verteilt. Auch Schimon erhielt eine (was ein positiver Bonus für dies Gemeinde ist, dass man nämlich Gäste durch eine Alijah ehrt). Der Rabbiner nahm sie ihm wenig später aber wieder ab, nahm ihm also die Alijah weg! Er kam zu ihm, gab ihm freundlich die Hand und frug nach seinem jüdischen Namen. Als er ihn nannte, frug er, ob Schimon zum Judentum übergetreten sei und dann nach dem Beth-Din. Abschließend zog er die Alijah ein und sagte, dass es dann Schwierigkeiten mit dem Aufruf zur Torah für die Gemeinde geben würde. Interessanter Auftritt bisher - man kann das Verhalten durchaus als nicht angemessen betrachten und nicht viele lassen soetwas gerne auf sich sitzen, so konnte Schimon es sich nicht verkneifen, den Rebben nach dem G-ttesdienst zu fragen, wie denn die Personen, die in Dortmund bei Rabbiner Brandt ins Judentum eingetreten sind, damit umgehen, dass sie nach dem Rabbinerwechsel nicht mehr als vollwertige Juden/Jüdinnen angesehen werden - zumindest durch den Rabbiner. Seine -weiterhin vollkommen freundliche Antwort: „Von denen ist keiner mehr da”. So kann man das Prinzip der Einheitsgemeinde natürlich auch ausgestalten. Die Leute einfach öffentlich beschämen und dann stellen sie kein Problem mehr dar, weil sie einfach weg sind.