Einige Zeilen zur jüdischen Literatur, erwartet also keine „Meinung zum Mitnehmen” „On Jewish Writing” von Hugh Behm-Steinberg auf Zeek.net wirft Hugh Behm-Steinberg die Frage auf, wann man sagen kann, Literatur sei jüdisch - angesichts der Tatsache, dass es nicht mal eine unproblematische Definition dessen gibt, was Literatur nun eigentlich ist, bzw. was der Begriff Literatur alles umfasst. Ich kenne Personen die Michel Houellebecqs Roman sofort der Literatur zurechnen würden, andere wenden sich angewiedert ab (zu Unrecht, wie ich finde). Zunächst aber zurück zu Hugh Behm-Steinberg

She was eating a sandwich. What is Jewish writing? If I am Jewish, is that poem I showed you Jewish? If you are Jewish, does your reading make it so? Is it like this sandwich? Is it Jewish, or does it convert on the way down? Are words Jewish in and of themselves, or must they come from Jewish lips? von hier

Ist die Torah, ist der Tanach jüdische Literatur? Die Grundtexte des Judentums, die Grundtextur aller späteren jüdischen religiösen Texte würde man sich vielleicht darüber einigen können, dass sie es sind. Ist aber Literatur von Juden automatisch auch gleich jüdische Literatur? Zählen israelische Schriftsteller automatisch dazu? Bei Schemu’el Josef Agnon wäre man sich wohl auch schnell einig. Er brachte religiöse Elemente in die Texte mit ein und seine Texte erzählen auch etwas über das Judentum. Wie sieht es aus mit Schulamit Lapid die eher Kriminalromane verfasst? Schafft sie jüdische Literatur? Und Dalia Rabikovich? Ein großer Name in Israel… Nathan Alterman, Amos Oz und Meir Schalev könnten noch als jüdische Schriftsteller gelten, weil sie sich mit dem Schicksal der Juden in Europa und Israel auseinandergesetzt haben. Einer der vielleicht am häufigsten genannt wird, wenn man nach dem Namen eines jüdischen Schriftstellers fragt, ist wahrscheinlich Franz Kafka. Ist er denn ein jüdischer Schriftsteller, hat er jüdische Literatur produziert? Mit Sicherheit hat er das. Sein Proceß ist voller Anspielungen auf die Jamim Noraim, die Hohen Feiertage und jüdische Leser werden das vermutlich auch ohne Hilfe merken… Und der russische Schriftsteller Isaak Babel (????? ??????)? In seiner (großartigen) „Reiterarmee” tauchen zwar auch jüdische Charaktäre auf, aber ist es jüdische Literatur? Die Kategorie Jüdische Literatur in der Wikipedia hilft nicht, denn hier steht auch Ephraim Kischon, der zwar Jude war und Israeli, aber ich würde nicht sagen, dass seine Werke jüdisch sind, denn zum Judentum haben sie eigentlich keinen Bezug. Das Werk Modern Judaism An Oxford Guide könnte uns helfen. Hier geht es um säkulare jüdische Literatur:

Secular Jewish culture embraces literary works that have stood the test of time as sources of aesthetic pleasure and ideas shared by Jews and non-Jews, works that live on beyond the immediate socio-cultural context within which they were created. They include the writings of such Jewish authors as Sholem Aleichem, Itzik Manger, Isaac Bashevis Singer, Philip Roth, Saul Bellow, S.Y. Agnon, Isaac Babel, Martin Buber, Isaiah Berlin, Haim Nahman Bialik, Yehuda Amichai, Amos Oz, A.B. Yehoshua, and David Grossman. It boasts masterpieces that have had a considerable influence on all of western culture, Jewish culture included - works such as those of Heinrich Heine, Gustav Mahler, Leonard Bernstein, Marc Chagall, Jacob Epstein, Ben Shahn, Amedeo Modigliani, Franz Kafka, Max Reinhardt (Goldman), Ernst Lubitsch, and Woody Allen. Malkin, Y. „Humanistic and secular Judaisms.” Modern Judaism An Oxford Guide, Seite. 107

Was wäre mit Maxim Biller und Rafael Seligmann? Schaffen sie jüdische Literatur? Die Antwort wird sich nicht so einfach geben lassen, aber es wäre eine schöne säkulare(?) Diskussion für den Schabbestisch ;-) Widerspruch hier? Gerne…