Am 16. November wurde hier (in diesem Blog also) über das „Manifest der 25” berichtet, dass die Frankfurter Rundschau vollständig veröffentlichte. Gerade durch die Lauffeuerartige Verbreitung über das Internet, muß einiges an Kritik an dem Text laut geworden sein. Nun (am 25.November 2006) legte die Frankfurter Rundschau nach und veröffentlichte eine Gegenrede von Markus Weingardt, der sich mit dem Thema auch tatsächlich auskennt. Er ist Autor des Werks „Deutsche Israel- und Nahostpolitik. Zur Geschichte einer Gratwanderung seit 1949”. Die Frankfurter Rundschau zeigt schon einiges an Größe, wenn sie diese Gegenrede selber veröffentlicht (hier):

Das “Manifest der 25” plädiert dafür, die besonderen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel neu zu überdenken. Viele Aussagen sind höchst zutreffend, andere aber höchst beunruhigend. Es beginnt damit, dass die Autoren die israelische Außenministerin Livni zitieren. Dutzende führende Bundespolitiker ließen sich mit der Leerformel von den “besonderen Beziehungen” zu Israel zitieren. Und doch muss die israelische Ministerin herhalten, um daran eine Interpretation dieser Besonderheit aufzuhängen. Soll damit vermittelt werden, dass Israel auf eine Besonderheit besteht, die in Deutschland so niemand sieht? Oder soll es als israelische Forderung suggeriert werden, wenn es weiter heißt: “Deutschland hat sich uneingeschränkt (für Israel) einzusetzen.” Warum? Wer sagt das? Das wird vielsagend offen gelassen und lässt damit Raum für unsägliche Spekulationen. Frankfurter Rundschau online

Bei seiner Argumentation zieht er ein sehr interessantes Beispiel heran:

Der Protagonist offener Israelkritik war Jürgen W. Möllemann. Schon 1978 attackierte er Israels Ministerpräsident Begin u.a. als Kriegsverbrecher und wollte ihn vor einen internationalen Gerichtshof stellen - darauf hinweisend, dass auch der Umstand, dass Begin Jude sei, niemanden an dieser Feststellung hindern könne. Zur Strafe für diese “verbotene Kritik” wurde er wenig später Staatsminister im Auswärtigen Amt. Später schwadronierte er öffentlich von einer “zionistischen Verschwörung” gegen seine Person - um anschließend (!) zum Bundesminister für Bildung und Wissenschaft, später gar Bundeswirtschaftsminister aufzusteigen.

Weingardt kommt, ganz unaufgeregt, zum gleichen Schluß wie viele andere, die den Text aufmerksam lasen:

Stattdessen wird ein gefährlich klischeebesetztes Bild von den deutsch-israelischen Beziehungen und von Israel gezeichnet, das darauf hinausläuft: Israel nutzt Deutschland aus und zockt Waffen ab - und Deutschland “hat sich” zu beugen und ansonsten gefälligst den Mund zu halten.