Das „Schir haJam”, das Lied von Mosche am Schilfmeer (2. Buch Mosche 14:30-15:19) ist Bestandteil aller orthodoxen und konservativen Siddurim, in zahlreichen liberalen ist es nicht mehr vorhanden und doch, bei EtzAmi wird es zu jedem Schacharit Schabbat gelesen und das meist in deutscher Sprache - mit Ausnahme des letzten Satzes, der auch in hebräischer Sprache gesagt wird. In der Vorlage den EtzAmi Siddur, dem „Gebetbuch für das ganze Jahr” (von Elbogen,Seligmann und Vogelstein) aus dem Jahr 1929, gibt es eine ganz gute Übersetzung des Textes, die man eher als Nachdichtung bezeichnen kann und die ich längst einmal einer breiteren Öffentlichkeit präsentieren wollte. Die Sprache entspricht natürlich nicht unbedingt der des Jahres 2006, aber vielleicht ist ja gerade auch das, was einen für einen Moment lang aus dem Alltag holt:

Damals sangen Mosche und die Kinder Jisrael dem Ewigen dieses Lied: Singen will ich dem Ewigen, hocherhaben ist er, Ross und Reiter stürzt er ins Meer.

Mein Triumph, mein jauchzen, meine Jubelgeschrei ist G-tt; wie ein Kriegsheld stand er mir bei. Er ist mein G-tt seit der Vorfahren Zeit, Ewiger ist sein Name in Ewigkeit. Er ist’s der herrlichen Sieg mir errang, ihm jauchz’ ich entgegen mein Leben lang. In das Schilfmeer versenkte er Reiter und Ross, Pharaos Wagen und all seinen Tross, da wurden die Fluten ihr nasses Grab, wie Steine, so sanken sie schwer hinab. Deine Rechte, Ewiger, voll gewaltiger Kraft, deine Rechte hat mächtigen Sieg uns verschafft! Wie die Feuersflamme die Stoppeln verzehrt so hat deine Glut die Verfolger verheert! Dein Hauch, er brauste wie Sturmwind einher: Da türmten die Wasser sich hoch in dem Meer, und siehe, die wogende Wasserflut stand, eine Mauer im Meer, eine flüssige Wand! „Ihnen nach!“ ruft der Feind, „will kühlen den Mut! Ich zücke mein Schwert! Ich verteile ihr Gut!“ Da blies ein Hauch: aufrauschet das Meer, und es zieht sie wie Blei in die Tiefe schwer. Wer unter den Mächten ist, Ewiger, dir gleich? Durch Heiligkeit prangend an Wundern so reich? Du erhobst deine Hand, da verschlang sie der Grund, sie versanken in tiefem, in grausigem Schlund. – Doch das Volk, das erlöst deine gnädige Hand, du führtest es machtvoll zum heiligen Land. – Die Völker vernehmen’s vor Furcht erblasst, ein zitternder Schreck die Philister erfasst. Den Fürsten von Edom das Herz erbebt, in bangem Entsetzen ganz Moab schwebt, und schwer und betäubend wie plötzliches Grau’n, so legt es sich lähmend auf Kanaans Gau’n. So lass wie zu Stein erstarren sie nur, bis hindurchgezogen auf göttlicher Spur dein Volk, mit dem du geschlossen den Bund, das du führst und pflanzest in göttlichen Grund, wo dein leuchtendes Heiligtum einst sich erhebt, wo die göttliche Herrlichkeit nah uns umschwebt, dort, wo der Ewige ist König allein ! Der Ewige wird König in Ewigkeit sein !