Am kommenden Donnerstag erhalten die ersten (drei) Absolventen des Abraham-Geiger-Kollegs in Potsdam ihre Smichah (wird auch live im Fernsehen übertragen, leider nur auf dem MDR). Einer der drei geht nach München, einer in eine Einheitsgemeinde und einer (zurück) nach Südafrika. Obwohl es sich hier um ein tatsächlich wichtiges Ereignis handelt, wird es von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen (der Papstbesuch steht ja im Fokus der Öffentlichkeit). Die ZEIT widmete dem Ereignis und stellt in ihrem Artikel „Das Wunder von Potsdam” vor allem Tom Ku?era vor. (Übrigens: wie viele Artikel, die mit „Das Wunder von …” beginnen, müssen wir noch lesen?). Das ist ganz lesenswert, vor allem weil der Autor in einige Fallen und Fettnäpfe eben nicht tappt.

In Amerika fühlte sich der eingefleischte Mitteleuropäer nie ganz zu Hause. Da kam es ihm ganz recht, als sein Rabbiner in Nashville ihm die Möglichkeit eröffnete, in Jerusalem am Pardes-Institut Thora und Talmud zu studieren. Der gleiche Rabbiner erzählte ihm auch das erste Mal von einem Kolleg der liberalen Richtung in Deutschland. Aus dem einen Jahr in Jerusalem wurden zwei, und schließlich beschloss Ku?era, die Wissenschaft aufzugeben und Seelsorger zu werden. Er kam nach Potsdam ans neu gegründete, nach dem Reformtheologen benannte Abraham Geiger Kolleg, weil ihn die Möglichkeit faszinierte, das reformierte Judentum in Deutschland zu studieren – dort, wo es einst entstanden war. Die ZEIT

Wie man hört, sind einige der Studierenden dort Anhänger eines traditionsorientierten liberalen Judentums, was mich persönlich hoffen lässt, dass die neuen „hausgemachten” liberalen Rabbiner auch gute Arbeit machen und sich schnell vom vergeistigtem, entritualisiertem Judentum einiger Vertreter emanzipieren.