Wiedereinmal wäre mir ohne die Judaismus-Gruppe ein rhetorisches Meisterwerk entgangen. In erster Linie nämlich, weil ich nicht zu den Stammsehern der Sendung „Das Wort zum Sonntag” gehöre. Dort sprach am vergangenen Samsta ein gewisser Dr. Burkhard Müller zum Thema „Israel”. Der Wortlaut ist hier nachlesbar

Scham empfinde ich und Zorn über Israels gewalttätiges Wüten. Wäre ich Palästinenser: ich denke, dass ich zur Hamas gehörte. Wäre ich allerdings Israeli, würde ich bestimmt diese Militäreinsätze befürworten. Denn seit Jahrtausenden wurden die Juden verfolgt. Wir Deutschen trieben sie in den Holocaust. Die mit knapper Not Entronnenen hofften in Israel eine Heimstatt zu finden: Sie wollten nichts, als endlich in Frieden leben. Und dann schreien Hamas und Hisbolla: Wir treiben euch Juden ins Meer! Wieder geht es um Sein und Nichtsein. In solcher Lebensgefahr schlägt man hart zu. Denn diesmal wollen sie sich wehren. Gut gerüstet sind sie ja. Und solange Israel mitten inmitten hassender Feinde lebt, muss es hochgerüstet sein. Doch Jahrzehnte dieser Politik haben Israel nicht mehr Frieden, sondern nur mehr Feindschaft gebracht.

Wie schön, dass noch jemand Propaganda mit Vertauschung des Ursache-Wirkung-Prinzips beherrscht! Er sagt: Die Israelis sind bewaffnet und haben deshalb viele Feinde. Hätte der Staat Israel nicht massiv aufgerüstet, lieber Herr Müller, dann gäbes ihn heute schon nicht mehr! Wieviele Kriege wurden schon gegen Israel geführt? Wie eine Antwort auf den gesamten Text von Müller liest sich dagegen mein Hinweis auf György Konrád in der Neuen Zürcher Zeitung… Nach einem pseudotheologischen Diskurs über die Menorah, unterlässt es Müller nicht, auch die deutschen Juden in die Pflicht zu nehmen (wohl damit die Zuschauer nicht vergessen, wem sie am nächsten Tag ihre Meinung über den Krieg sagen können):

Warum gibt es kein jüdisches Hilfswerk, etwa mit dem schönen Namen: “Segen Abrahams”, das anfängt, im Land der Araber Gutes zu tun? Es könnte auch von deutschen Juden gegründet werden. Viele von uns Christen würden helfen! Denn auch wir Christen fühlen uns Abraham verbunden!

Was bedeutet das? Die Juden sollen es sich erkaufen, nicht mehr gehasst zu werden?? So ähnlich wie ein Schutzbrief?