
Schawuot gab es in meiner Heimatgemeinde kein Schacharit-Gebet (wie schon im Vorjahr) und deshalb entschloß ich mich kurzerhand, die Nachbargemeinde Bochum zu besuchen – oder genauer gesagt, die jüdische Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen mit etwa 1100 Mitgliedern. Bochum ist also neben Dortmund eine der mitgliedsstärksten Gemeinden im Landesverband Westfalen. Meine Ansprüche waren also hoch; auf der Grundsteinlegung hörte man ja viel vom regen Gemeindeleben dort. Auf dem Gemeindeblatt stand als Anfangszeit 9:30 Uhr angegeben. Nachdem ich die, nicht-gerade-sehr-zentral-gelegene, Gemeinde in der Nähe des Opelwerkes gefunden hatte, war es 9:35. Überraschenderweise hatte die Gemeinde einen „Sicherheitsmann” oder „Pförtner” der genau zu Protokoll nahm, wer ich war und woher ich kam (eigentlich notwendig und OK). Dann die Treppe hoch und ab in den Raum, der als Mehrzweckraum Synagoge und Kidduschraum fungierte. Abgetrennt durch eine verschiebbare Holzwand. Die Frauen saßen auf der linken Seite (4 waren da) und Männer auf der rechten Seite. Als ich kam, saßen dort 6 Männer (in Buchstaben SECHS), mit dem Vorbeter also 8. Der Vorbeter, offenbar ein Israeli, machte seinen Job sehr gut und schien auch nicht unsympathisch zu sein. Von den anderen Betern wurde ich ersteinmal genauestens unter die Lupe genommen. s wurde kurz getestet, ob ich russisch verstehe; begrüßt wurde ich aber nicht. Danach ließ man mich auch in Ruhe. Als wir zum Kaddisch kamen wurde klar, dass zwei Männer fehlten. Jemand stand auf und holte den Mann von der Pforte und dann einen aus der Küche. Es wurde Kaddisch gesagt und die Männer verschwanden wieder. Zur Amidah und Hallel das gleiche Spiel, zur Torahlesung blieben sie gleich da und bekamen auch einen Aufruf. Fasziniert stellte ich fest, dass ich deren Minjanmann war. Wäre ich gegangen, hätten die einpacken können. Während der Torahlesung standen fünf Männer oben und ich saß „unten”. Alle anderen waren irgendwie „unterwegs” hinter den Kulissen des Mehrzweckraumes. Zwischendurch klingelte immer wieder ein Telefon. Von einem Minjan also keine Spur. Eine Dame die vorne saß korrigierte immer wieder den Baal Korej während der Lesung. Ich habe übrigens keine Alijah erhalten, in Bochum ehrt man so wohl Gäste, wenn sie den Minjan vollmachen. Am Ende der Tfillah wurde Adon Olam gesungen und bereits nach den ersten zwei Zeilen saß ich völlig alleine „unten” die anderen Männer waren schon auf die andere Seite der Holzwand gegangen um sich an den Kiddusch-Tisch zu setzen. Nach der letzten Zeile gab mir den Vorbeter die Hand, sagte kurz „Chag Sameach” und ich sah zu, dass ich möglichst schnell hinaus kam… Zum Kiddusch wollte ich leider nicht mehr bleiben. Am liebsten habe ich es, wenn jemand dazu einlädt oder einen Willkommen heißt… Das Fazit des Kehille-Testers: Leider kein Stern für diese „Gemeinde”.
Keine schlechte Idee, Deine Bewertung. Vielleicht machst Du eine eigene Rubrik auf? Elisabeth
Eine Rubrik auf talmud.de? Wenn ich noch mehr „Tests” habe, dann ist das kein Problem. Ich poste hier auch gerne „Tests” von anderen Personen…
Nur eine Rubrik?
Ich wuerde mir da sicherheitshalber schon mal eine neue Webadresse zulegen. Könnte nämlich “abendfüllend” sein und talmud.de uU sprengen. Von der Fülle der Erlebnisse her, meine ich ;-).