Bevor wir ins Thema einsteigen, wünsche ich allen Leserinnen und Lesern hier ein herzliches:

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Ein fröhliches und gutes Purimfest!

Doch zurück zur Synagoge in Stommeln. Nachdem am Sonntag kaum etwas zu dem Thema zu hören war, aber die jüdische Buschtrommel schon fleissig arbeitete, folgten einige meinem Aufruf oder einem eigenen Impuls und nahmen empörten Kontakt zur Stadt Pulheim auf und machten, meist in schriftlicher Form, klar, dass sie die Aktion missbilligen. Dann folgten gestern die ersten Reaktionen auf die Aktion vom Sonntag. Der Deutschlandfunk fand Ralph Giordano (ebenfalls hier), der Zentralrat veröffentlichte rasch ein Statement - an offiziellen Mahnern fehlt nur noch Henryk Broder, aber der wird nicht lange auf sich warten lassen. Neben diesen schrieben zahlreiche Jüdinnen und Juden und natürlich auch viele nichtjüdische Deutsche mit gesundem Menschenverstand der Stadt Pulheim und nun heißt es, die Aktion werde für eine „Vorstellung” (O-Ton von Pressesprecher Dirk Springob) ausgesetzt und der Künstler werde, gemeinsam mit der Stadt Pulheim, mit dem Zentralrat sprechen. Offenbar erwartet man soetwas wie Absolution… Im Kölner Stadtanzeiger setzt der Bürgermeister Morisse deshalb nochmal nach:

MORISSE: Es war notwendig. Es gibt Situationen, da muss man Dinge deutlicher machen als sonst üblich. Das gesamte Synagogenprojekt hat einzig das Ziel, die Lehren der Vergangenheit nicht zu vergessen. Mein Eindruck aber ist: Sie geraten in Vergessenheit. Die herkömmlichen Gedenkveranstaltungen zeigen keine ausreichende Wirkung. Man muss deshalb die Dinge viel deutlicher machen, als es bisher notwendig gewesen ist. Kölner Stadtanzeiger: Aber ist diese Kunstaktion nicht ein bisschen zu weit gegangen? MORISSE: Ich bin gespannt auf das Gespräch mit dem Zentralrat, weil wir die Dinge ganz anders sehen. Das ganze Projekt hat erkennbar nicht das Ziel, jemanden zu beleidigen. Es werden ja nicht Menschen in den Raum geschickt, die damals Opfer waren, sondern es werden andere hineingeschickt, um sinnlich zu erfahren, zu erleben, was Ungeheuerliches geschehen ist. Ich bleibe dabei, es geht um ein Aufrütteln. HIER

Meine Prognose lautet, dass man den Unmut des Zentralrates zur Kenntnis nimmt und dennoch fortfährt, denn an Besuchern mangelt es ja nicht. Noch trauriger, dass man nicht einer offenen Diskussion mit all denen stellt, die das Werk schon am Sonntag kritisiert haben. Die Stimme der „inoffiziellen” hört nur der Bürgermeister und die Stadt Pulheim und dort scheint sie wahrhaftig auf taube Ohren zu stoßen. Das ist Deutschland im Jahr 2006. In zitiertem Stadtanzeiger-Interview heisst es auch: „Die Kammer provoziert die Reaktion, die jeder in sich hat!“ - „Grenzenlose Sensationsgeilheit” wäre dann wohl die adäquate Beschreibung jenes Gefühls. Sollten sich die Mahner durchsetzen (also in erster Linie der Zentralrat), dann wird es wieder heißen: „die Juden haben es verboten” etc…