In der taz von gestern fragt Sonia Mikich „Was nun Bärtiger?” und wendet sich gegen die Fundamentalisten die aus den gegenwärtigen Entwicklungen ihren Gewinn ziehen und wahrscheinlich auch die Aufmerksamkeit genießen. Gestern sah ich übrigens Bilder einer Demonstration im Iran. Dort wurden Karikaturen von Angela Merkel hochgehalten auf denen stand „Stupid Zionist” ~ wenn es nicht so ernst wäre, hätte ich laut lachen müssen… Zurück zu Sonia Mikich die darlegt, warum sie beleidigt ist und damit wahrscheinlich den Nerv vieler Menschen trifft. Aber Menschen-, Frauen-, Freiheitsrechte sind für mich das Erhabenste der Menschheitsgeschichte, so ist nun mal die Tradition, in der ich groß geworden bin. Werte, die die Welt besser und friedlicher machen.

Ich verlange also, dass sich die Regierungen von Saudi-Arabien, Palästina, Indonesien und Ägypten bei mir entschuldigen. Andernfalls muss ich ihre Bürger leider bedrohen, zusammenschlagen, entführen oder enthaupten. Denn ich bin empfindlich, wenn es um meine kulturelle Identität geht. Ich bin beleidigt. … Auf Videos wird Journalisten, Lkw-Fahrern oder Mitgliedern von Hilfsorganisationen die Kehle durchgeschnitten oder der Kopf abgeschlagen. Juden sehen sich als Kannibalen und Schweine dargestellt, westliche Frauen als dekadente Nutten. Unpolitischen Ingenieuren wird Todesangst gemacht. Der ganze Artikel hier: taz 6.2.06 Was nun, ferner Bärtiger?

Die Auseinandersetzung zu den Karikaturen ist interessant zu beobachten. Welche Partei/Gruppe nimmmt welche Position ein und verteidigt sie wie - wer treibt den Konflikt akitv voran… denn offenbar sind die Bilder aus der Zeitung, wie wir sie möglicherweise kennengelernt haben, in den Staaten unbekannt, die sie kritisieren. In den TV-Nachrichten wurde wohl nur von „geschmacklosen Darstellungen des Propheten” gesprochen. Das Ausmaß der Proteste liegt also nicht allein in den tatsächlichen Bildern begründet. Im Libanon wurden (laut deutschen Nachrichten) Syrer und Palästinser verhaftet, die eigens zu den Demonstrationen angereist waren und noch immer gibt es in Deutschland keine nennenswerten Demonstrationen - statt dessen demonstrierten Muslime für die zwei entführten Deutschen im Irak - ein Fakt der gerne übersehen wird. Auf die Leserbriefseiten der verschiedenen deutschen Zeitungen möchte ich übrigens besonders hinweisen: Haben Extremisten in Nahost auf ein Ventil gehofft, ihre Aggressionen dem Westen gegenüber abzubauen, so haben offenbar xenophobe Deutsche jeder politischen Richtung auf ein ähnliches Ventil gewartet, mal richtig vom Leder ziehen zu dürfen. Gerade so, als hätte man auf diese Möglichkeit gewartet.