Svemu ima vrijeme i svakom poslu pod nebom ima vrijeme… Virjeme pla?u i vrijeme smijehu; virijeme ridanju i vrijeme igranju… Knjiga Propovjednikova, g. 3:1,4

Aus verschiedenen persönlichen Gründen verfolge ich schon seit einiger Zeit einen Streit innerhalb der jüdischen Gemeinde von Zagreb, der sich genauso auch in Deutschland zutragen könnte.

Alles begann im Juni 2005: Der Gemeinderat der Jüdischen Gemeinde von Zagreb entzschied, den Arbeitsvertrag von Rabbiner Kotel DaDon (33) nicht zu verlängern; wohl gegen die Interessen der Gemeindemitglieder, die ihren Rabbiner sehr mochten und ihn weiter unterstützen wollten. Dieser konnte auf eine Erfolgsbilanz schauen: Die Einrichtung eines täglichen Minjan (im Gegensatz zu den Zeiten vor seiner Ankunft in Zagreb, als es nicht am Schabbat einen Minjan gab); regelmässiger Religionsunterricht, die Erstellung von Siddurim in kroatischer Sprache mit Umschrift und verschiedene andere Initiativen. Mit anderen Worten: der Rabbiner startete ein modernes Outreach-Programm.

Die Unterstützer von Rabbiner Dadon werfen nun dem Gemeinderat vor, er sei, mit einigen Ausnahmen, aus halachischen Nichtjuden zusammgesetzt. Dies ist zum Teil nachvollziehbar, berichtete ich doch schon 1998, in den Anfangszeiten von talmud.de darüber, dass man auch Nichtjuden in die Gemeinde aufnehme, zum Beispiel weil deren Vater jüdisch ist oder war. Hier wurde, wie anderen Orts in Osteuropa wohl auch, die „Nationalität” ausschlaggebend für die Mitgliedschaft in der jüdischen Gemeinde. Jahrzehnte lang ermöglichte dies der jüdischen Gemeinde der Stadt überhaupt das Überleben als Körperschaft. Religiöses Leben kam dann erst wieder mit Rabbiner Dadon in die Stadt. Der eilig herbeigerufene Ersatzrabbiner Michael Dushinsky trug nicht gerade zum guten Ruf der Gemeinde bei, fiel er doch in Israel durch den Verkauf von Schnellübertritten für 15.000 Dollar auf (siehe hier). Er arbeitet heute in der Tschechischen Republik und zu Feiertagen auch in Zagreb.

Schnell wurden auch die kroatischen Medien auf das Thema aufmerksam und titelte die Jutarnji List im Juli 2005 „Židovi tjeraju rabina iz Zagreba” und beleuchtete den unerwarteten und unbegründeten Rausschmiss des Rabbiners aus Netivot genauer. Eine darauffolgende Vollversammlung votierte gegen den Beschluß des Gemeindevorstandes, doch der blieb bei seinem Entschluß und schob auch eine Begründung nach, der Rabbiner könne als Sefarde keine authentischen Kenntnisse vermitteln, sondern brächte das Wissen eines anderen Kulturkreises mit. Ein Spaltung der Gemeinde war unabwendbar und so wurde Rosch haSchanah 5766 nicht mehr in den Räumlichkeiten der jüdischen Gemeinde von Zagreb gefeiert, sondern an einem anderen Ort in der Stadt. Bilder zeigen ein „volles” Haus. Die Unterstützer von Rabbiner Dadon haben ein Blog eingerichtet, in dem Sie regelmässig über die aktuelle Situation informieren. Frecherweise heisst es Judenrat, wohl benannt nach der Schmähbezeichnung für die Vorstandssitzung die den Beschluß fasste Rabbiner Dadon nicht weiter zu beschäftigen. Die Fronten verhärten sich derweil. Die Anhänger Dadons beharren darauf, dass Nichtjuden keine jüdische religiöse Vereinigung leiten dürfen und haben öffentlich in Frage gestellt, ob die Gemeinde weiterhin eine religiöse Vereinigung bleiben dürfe. Die Gemeinde reagierte mit einem Ausschluß der entsprechenden Wortführer, wie Ivo Goldstein und warf ihnen Ustaša-Methoden vor. Wahrlich keine Basis für ein konstruktives Miteinander. Die Beobachtung wird zeigen, welche Weichen man für das Fortbestehen des Judentums in Zagreb stellt. Wer hat das Recht das Judentum repräsentieren? Eine Frage, die auch in einigen wenigen deutschen Gemeinden gestellt wurde und dort ebenfalls unbeantwortet ist…