Die Statistik der ZWST enthält genaue Angaben über die Entwicklung der Mitgliederzahlen in den jüdischen Gemeinden seit der Gründung des Zentralrats der Juden 1950. Die Juden, die ausschließlich in Gemeinden organisiert sind, die nicht dem Zentralrat angehören; heute meist liberale Gemeinden und Vereinigungen, aber auch einige wenige orthodoxe Gemeinschaften, wie etwa Adass Jisroel in Berlin. Zusätzlich gibt es Jüdinnen und Juden die, aus ganz verschiedenen Gründen, nicht in einer jüdischen Gemeinde angehören.

Was sagen also die neuesten Zahlen? Die Zahl der Mitglieder der jüdischen Gemeinden in Deutschland ist zwischen 1955 und 2004 von 15 920 auf heute 105 733 gestiegen. Das entspricht einer Zunahme um fast 700 Prozent.

Von 1955 bis 1988 liegt die Zahl stabil bei etwa 26 000 registrierten Mitgliedern jährlich. Seit 1989 ändern sich die Zahlen rapide: Während sich in den 45 Jahren von 1955 bis 1990 die Zahl der erfassten Juden insgesamt gerade einmal verdoppelt hat (von ca. 15.000 auf knapp 30.000 Mitglieder 1989), verdreifacht sie sich nach 1990 innerhalb von „nur“ zehn Jahren. Bereits 1994 sind 45 000 Juden in der BRD registriert. Das sind etwa 16 400 mehr als vier Jahre zuvor. Im Jahr 2000 sind es bereits an die 90.000. Nach 1994 nimmt die Mitgliederzahl weiter zu: Die Gemeinden registrieren jährlich etwa 6000 Neuzugänge, im Jahr 2003 wird die 100 000-Marke um 2472 Mitglieder überschritten. Ende 2004 verzeichnet die ZWST über 105 700 Mitglieder in den 87 jüdischen Gemeinden.

Allerdings sieht das Ergebnis anders aus, wenn man die Zuwanderer (aus der Ex-Sowjetunion) - bis Ende 2004 waren das 94 576 - aus der Statistik herausrechnet, dann liegt die Mitgliederzahl in den Gemeinden heute mit circa 11 000 weit unter dem Niveau von 1989 (circa 27 000). Rein rechnerisch beträgt der Mitgliederanteil der neuen Mitglieder bei 89,45 Prozent. Interessant wäre die Gesamtzahl von Übertritten, zugewanderten Israelis (die Zahl der eingebürgerten Israelis im vergangenen Jahr war vergleichsweise hoch!) und Jüdinnen und Juden aus anderen Ländern. Dem gegebüber stehen 3029 Austritte aus den Gemeinden. Wohin sie ausgetreten sind, wissen wir natürlich nicht. In meiner Heimatgemeinde (etwa 450 Mitglieder) sind mit persönlich fünf junge Leute bekannt, die sich in den letzten 5 Jahren haben taufen lassen. Eigentlich ein Signal, endlich etwas für das Judentum zu tun, in anderen Gemeinden wird das ähnlich aussehen. Eine Patentlösung gibt es natürlich nicht, vielleicht sollte man endlich zulassen, dass auch nicht-orthodoxe Initiativen auf die Gemeindemitglieder zugehen und sie für ihre Traditionen begeistern… Neue Gemeindezentren ohne Menschen machen keinen besonders gemütlichen Eindruck.