Da ist wieder eins! Ein Heft über “Juden”. Was zeigt es auf dem Titelbild?? Nein, keine Ultra-Orthodoxen mit Streimel und Bart (Hurra! Diesmal nicht!) - nein, das andere Motiv das immer gezeigt wird… genau ein Mitglied der Tzahal ??"?-Homepage ; eine charmante junge Dame in Uniform und Sturmgewehr (leider kein Hinweis, wo man das Coverbild als Poster bestellen kann). Unten im Bild steht dann “Juden”. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob hier mit den Vorurteilen der Leser gespielt wird, oder ob die Auswahl ungeschickt ist. Das Heft “Juden” ist eine Ausgabe der Zeitschrift dummy.

Gehen wir deshalb zum Inhalt:

Ein Thema heißt: “GLOBALISIERUNGS-BEWEGUNG / Wo in aller Welt die Juden sind”, ein anderes ist ein (sehr gutes) Interview mit Düsseldorfs dynamischen Gemeinderabbiner Julien Soussan - pdf davon hier mit dem Titel “Ein normales Verhältnis wäre annormal”; dann ein Artikel über jüdische Emigranten “DAS GELOBTE LAND / Ausgerechnet Deutschland ist heute das beliebteste Einwanderungsziel für jüdische Immigranten” oder “DER LEBERKÄSBOMBER / Warum das erste ultraorthodoxe Hotel in Österreichs Alpendorf Hinterglemm manchen nicht ganz koscher ist”; dann wieder Themenschwenk nach Israel “Witzvorlage / Die Teenager-Schmonzette »Eis am Stiel« ist bis heute das fruchtbarste Beispiel deutsch-israelischer Zusammenarbeit”. Aha, seltsam, dass da vorher übrigens niemand drauf gekommen ist; ich kann übrigens mit Stolz berichten, einen der Darsteller kennengelernt zu haben…; wir bemerken aber eines: Die Redaktion von “dummy” mag Wortspiele (ich lass das mal unbewertet). Dann aber wieder etwas aus dem Themenbereich D_ie-gehören-ja-doch-irgendwie-zu-uns_ “UND JETZT MAL TACHELES! / Die schönsten deutschen Wörter sind jiddischen Ursprungs”; dann abermals Themenwechsel: “GEGEN DIE WAND / Mit dem Bau des »Sicherheits-Zauns« schützt Israel sich vor Anschlägen. Auf der anderen Seite herrscht Ausnahmezustand. Ein Besuch im ärmsten Teil der Westbank” - Werden hier die “Opfer” der Juden besucht? Keine Ahnung was das soll. Dann ein Thema, dessen Titel mich dann doch sehr irrtierte: “SCHLAUE RASSE-BANDE / Neue, gefährliche Antworten auf die Frage, warum so viele Juden Nobelpreise gewinnen” etc. etc. Viele Sprünge zwischen Israel und Deutschland, wobei “Juden” wohl nur wie ein kurzer thematischer Hinweis sein sollte. Übrigens versucht sich in dem Heft, auch Dr. Oliver Gehrs zu rehabilitieren, der sich zu Unrecht von Henryk Broder als Antisemit dargestellt sieht (Bericht in meinem Blog) und pdf des Artikels hier. Bei der Themenvielfalt wird es dem nichtjüdischen Leser schwerfallen, irgendwelche Schlüsse zum Judentum in Deutschland zu ziehen. Man liest viel, entdeckt vieles wieder, wundert sich, staunt auch mal, aber bleibt zum Schluß wieder sich selber überlassen. Wenn Du Vorturteile hattest, als Du das Heft kauftest, wirst Du auch danach welche haben, wenn Du ein großer Philosemit bist, dann ist die Photoreportage über Frauen in der israelischen Armee in Deinem Heft nach einer Woche ganz abgegriffen, wenn Du ein normales Verhältnis zu Juden hast (vielleicht weil Du welche kennst und deshalb dieses Wort keine ‘magische’ Wirkung mehr hat), wirst Du dich ein paar Minuten gut unterhalten fühlen, wenn Du selber jüdisch bist, wirst Du nichts neues finden. Lies lieber das jüdische “heeb-magazine”!! Die neue Ausgabe ist nämlich großartig.

Unschlagbar ist die neue Themenauswahl… Nichts über Juden; sondern von Juden für Juden mit der nötigen Selbstironie und dem nötigen style…