Allen bekannten und unbekannten Leserinnen und Lesern dieses Blogs (und talmud.de) auch auf diesem Wege “Schanah Towah”!

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In diesem Jahr fällt Rosch haSchanah mit dem Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan zusammen - eine nicht zu unterschätzende Tatsache! Das Verhältnis zum Islam spielt auch über dieses Zusammentreffen der beiden Daten eine Rolle an Rosch haSchanah, lesen wir doch im Torah-Abschnitt für den ersten Tag (Bereschit| 1.Mose 21:1-21:34) die Geschichte über die Vertreibung von Hagar aus dem Zelt Abrahams durch Sarah. Hagar setzt sich unter einen Busch in der Wüste um zu sterben. HaSchem selbst sorgt sich dann um Hagar (durch einen Engel) und fordert sie auf zurückzugehen. Es wird ihr prophezeit, dass ihr Sohn Ischmael Vater einer großen Nation sein wird. Ischmaels Halbbruder Jitzchak wird der Vorfahre des jüdischen Volkes und Ischmael der Vater der arabischen Völker. Ein nicht gerade hoffnungsvoller Beginn für die jüdisch-muslimischen Beziehungen? Nicht unbedingt! Ischmael geht nach Mizrajim (Ägypten) aber wenig später heisst es in der Torah, dass er zur Beisetzung seines Vaters Abraham nzur Höhle von Machpela kommt um diesen mit seinem (Halb-) Bruder durchzuführen. Ein gemeinsamer Verlust führt die beiden Brüder zusammen, sie haben die gleiche Herkunft. Der britische Oberrabbiner Jonathan Sacks merkte in einer Draschah zum Schabbat “Chaje Sarah” an, dass einige Weise klare Hinweise erkannt hätten, die anmerken, dass Ischmael und Jitzchak sich schon vor dem Tod ihres Vaters versöhnt hätten: Der erste Hinweis. Der Ort von dem Jitzchak kommt, wenn Rebekka ihn erblickt: Beer lachaj Roi. Die Torah nennt diesen Ort nur ein einziges Mal zuvor (Bereschit| 1. Mose 16:14). Es ist der Ort, an dem Hagar den Engel trifft und ihr aufträgt, ihren Sohn Ischmael zu nennen. Der Ort wird mit Ischmael assoziiert. Warum ist Jitzchak dorthin gegangen? Um sich mit seinem Bruder zu versöhnen. Der zweite Hinweis. Abrahams Wiederheirat! Wer ist wohl Keturah? Die Weisen sagten, es sei Hagar, denn es ist ja nicht unüblich, dass Personen in der Torah mehr als einen Namen hätten. Jitro hatte sogar sieben Namen. Abraham selber wollte Ischmael und Hagar auch nicht wegschicken (Bereschit| 1.Mose 21:11). Nach dem Tode Sarahs kehrte Hagar in Ehren zurück zu Abraham.

In einem Midrasch (Pirkej deRabbi Eliezer; 30) wird sogar erzählt, dass Abrahan Ischmael zu zwei Gelegenheiten besuchen wollte, ihn aber nicht antraf. Beim ersten Mal schickte Ischmaels Frau ihn weg und verweigert ihm Brot und Wasser (weil sie nicht wusste, wer der Besucher war). Ischmael trennte sich daraufhin von ihr und heiratete eine Frau namens Fatimah. Bei Abrahams zweiten Besuch ist wieder nur Ischmaels Frau zuhause, diesmal Fatimah. Obwohl sie die Identität des Fremden nicht kennt, gibt sie ihm Speisen und Getränke. Im Midrasch heisst es: “Abraham stand auf und betete zu HaKadosch Baruch Hu, und Ischmaels Haus wurde voll mit guten Sachen. Als Ischmael zurückkehrte, erzählte seine Frau ihm davon und Ischmael wußte, dass sein Vater ihn noch liebte”.

Trotz des anfänglichen Konfliktes fanden beide Seiten zueinander. So kann es auch zwischen Judentum und Islam Freundschaft, Verständnis und beiderseitigen Respekt geben. Vielleicht ist das eine unserer Aufgaben für das Jahr 5766.