Überregionale Bedeutung? Bitte nicht!

von Jwaller (Eigenes Werk) [GFDL oder CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

Die Synagoge Gröbzig (Landkreis Anhalt-Bitterfeld in Sachsen-Anhalt) ist für die Region eine Art Geschenk (wenn man bei verlassenen, verwaisten Synagogen davon überhaupt sprechen kann), wobei die Geschichte des Gebäudes stellvertretend für viele andere ist: Schon vor 1939 aufgegeben und so erhalten geblieben, danach anderweitig genutzt und fast in Vergessenheit geraten. Die DDR hatte kein besonderes Interesse am Erhalt dieser Erinnerung an die jüdische Gemeinde. Erhalten geblieben ist ein Ensemble aus Synagoge, Gemeindehaus, Schule und Friedhof – also eine Seltenheit. All das kann man sich anschauen und erschließen. Regelmäßig finden Konzerte und Ausstellungen statt. Die Ausstrahlung geht über den Landkreis weit hinaus. Also etwas, wofür engagierte Macher leidenschaftlich kämpfen. Und genau das ist das Problem und genau deshalb wird der derzeitige Träger nicht mehr finanziert. Der MDR zitiert Bernhard Böddeker vom Landkreis Anhalt-Bitterfeld nach den Ausführungen, dass das Museum ein überregionaler Anziehungspunkt sei:

Die Veranstaltungen im Museum seien in der Vergangenheit kaum von Menschen aus Gröbzig, Köthen oder der Region besucht worden. Stattdessen seien Besucher aus ganz Deutschland vor Ort gewesen. »Das ist ja auch schön. Es ist aber nicht das, wofür wir so viel Geld ausgeben wollen«, sagte Böddeker.
von hier, MDR

Die Rede ist von 120.200 Euro für den Betrieb des Museums. Um das »Problem« der überregionalen Bekanntschaft zu beheben, wird derzeit ein neuer Förderverein gegründet. Dieser soll scheinbar ein kleineres Profil fahren und dafür sorgen, dass das Museum nicht so auffällt. Ein wichtiger Beitrag bei der Bemühung jüdisches Kulturgut auf deutschem Boden kleinzureden und möglichst unauffällig unterzubringen. Vielleicht nimmt man damit nun doch eine alte Erinnungstradition an?

Von Chajm

Chajm Guski ist nicht nur Autor dieses Blogs und Bewohner des Ruhrgebiets, sondern auch Herausgeber von talmud.de und Organisator des Minchah-Schiurs im Ruhrgebiet. Einige seiner Artikel gibt es nicht nur im Internet, sondern beispielsweise auch in der Jüdischen Allgemeinen. Über die Kontaktseite kann man Chajm eine Nachricht senden. Man kann/soll Chajm auch bei twitter folgen: @chajmke. Chajms Buch »Badatz!« 44 Geschichten, 44 zu tiefe Einblicke in den jüdischen Alltag, gibt es im Buchhandel und bei amazon. Sein Buch »Tzipporim: Judentum und Social Media« behandelt den jüdischen Umgang mit den sozialen Medien. || Um per Mail über neue Beiträge informiert zu werden, bitte hier klicken

2 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert