Definitiv ist nun der Geduldsfaden gerissen. Nachdem 2008/2009 Israel auf den massiven Beschuss aus Gaza reagierte und Bodentruppen einsetzte, wurde zwar die Anzahl der Raketen und Mörsergranaten kleiner als in den Jahren zuvor, aber die Tendenz stieg neuerlich wieder.
Übrigens: Als im Oktober syrische Granaten in der Türkei niedergingen, war die Hysterie groß.
In ähnlichen Situationen rät die Weltöffentlichkeit Israel zur Besonnenheit. Dabei gingen dort seit 2001 etwa 13 000 Flugkörper nieder:
Zuletzt also mit steigender Tendenz. Was für ein Signal soll das aussenden? Es ist natürlich eine Aufforderung zur Handlung, eine beständige Provokation an die Adresse Israels. Möglicherweise gerade mit dem Ziel, Israel zu einer Reaktion zu zwingen. Wohl wissend, wie die Medien der Welt auf die Verteidigung Israels reagiert. Ein Kalkül dessen Rechnung natürlich die Bevölkerung Gazas zahlt. Deren Schicksal muss freilich den Plänen der Regierenden in Gaza untergeordnet werden. Tote Palästinenser verkaufen sich für die Propagandamaschine gut. Jedenfalls besser als die schiitischen Muslime, die durch die Hand anderer Muslime starben.
Und so eröffnete Israel nun tatsächlich Kampfhandlungen seinerseits — nach einer Zeit der Geduld, die für die betroffenen Bewohner Israels zermürbend war.
Wo? Auf twitter scheinbar. Dort wurde die Aktion angekündigt:
The IDF has begun a widespread campaign on terror sites & operatives in the #Gaza Strip, chief among them #Hamas & Islamic Jihad targets.
— IDF (@IDFSpokesperson) November 14, 2012
und auch der Name der Aktion veröffentlicht:
Name of the operation: pillar of defense. #Israel
— Avital Leibovich (@AvitalLeibovich) November 14, 2012
Pillar of defense in englischer Sprache und Amud Anan in hebräischer Sprache. Ein Begriff den religiöse Leute schnell zuordnen können. Gemeint ist damit die Wolkensäule aus dem zweiten Buch Mosche, Kapitel 13 und 14 (Beschallach):
Und der Engel G-ttes, der vor dem Heere Jisraels herzog, brach auf und trat hinter sie; und die Wolkensäule brach auf von vorn und stellte sich hinter sie.
Und sie kam zwischen das Heer der Mitzrim und das Heer Jisraels, und sie wurde dort Wolke und Finsternis, und erleuchtete hier die Nacht; und so nahte jenes diesem nicht die ganze Nacht.
Eine Wolkensäule, welche die Kinder Jisraels beschützte und sogar die Steine und Pfeile der Ägypter, der Mitzrim, abwehrte, so kommentiert Raschi diese Stelle jedenfalls weiter. Hört sich zunächst pathetisch an, stellt aber einen interessanten und naheliegenden Zusammenhang her. Jedenfalls einen klareren als Pillar of defense.
Und im Gegensatz zur eigenen Administration, sorgt sich die Tzahal um die Zivilbevölkerung Gazas und fordert sie auf, von den Einrichtungen der Hamas fern zu bleiben. Dieses Mal reicht die Unterstützung für Israel sehr weit, auch in die progressiveren Lager hinein. JStreet ist dabei und auch die Union for Reform Judaism versichert ihre Solidarität. Die Orthodox Union steht ebenfalls nicht zurück.
Nun blicken alle gespannt auf Israel. Die einen, weil sie ihre vorgefertigten Worthülsen endlich rausfeuern möchten (Gewaltspirale, Eskalation, Auge um Auge, Unverhältnismäßigkeit der Mittel) und ihren Hass abfeiern möchten. Die anderen, weil sie sich um die Menschen sorgen. Aufrichtig.
Die vorgefertigten Worthülsen werden freilich nicht nur aus Hass rausgehauen. Die Situation um Israel herum ist nunmal einmalig und die politische Entwicklung zermürbend aber auch sehr spannend.
Das finde ich in diesem Zusammenhang sehenswert.
“Mindestens zehn VerletzteAnschlag auf Bus in Tel Aviv
Bei einem Terroranschlag auf einen Bus in Tel Aviv werden mehrere Menschen verletzt, drei von ihnen schwer. Noch ist unklar, wer hinter der Tat steckt. Bei der Nachricht von der Explosion bricht in Gaza Jubel aus. ”
http://www.n-tv.de/politik/Anschlag-auf-Bus-in-Tel-Aviv-article7817186.html