Judentum im Kinderbuchformat

Es gibt schon ein paar Bücher, in denen das Judentum Kindern näher gebracht werden soll. Häufig wird aus nichtjüdischer Perspektive das Judentum beschrieben. Ebenso häufig werden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zum Christentum herausgestellt. So wird auf Bekanntes verwiesen und soll die Fremdheit ein wenig relativieren, die Kinder empfinden könnte. Siehe etwa »Mona und der alte Mann« (siehe auch Beschreibung bei amazon.de) Für jüdische Kinder sind derartige Bücher also eher weniger geeignet. Wer die Feiertage veranschaulichen möchte, kann auf die Bücher über Beni, Bina und die Taube Chagai von Yaffa Ganz und der Illustratorin Liat Benyaminy Ariel zurückgreifen, die in der Schweiz auch in deutscher Sprache erschienen sind. Die setzen allerdings sehr viel voraus, sie handeln in charejdischen Haushalten und sind eigentlich auch für diese Zielgruppe gedacht. Viele hebräische Begriffe tauchen auf und müssten den Kindern erklärt werden. Dafür wird die Geschichte der jeweiligen Feiertage ausführlich erklärt.
Im März erschien nun ein Buch, das die Lücke schließt. Dieses Mal trifft nicht ein nichtjüdisches Kind ein jüdisches, sondern ein Kind nicht observanter Eltern auf ein Kind aus einem orthodoxen Haushalt und das ist ein großartiges Setting. Dinahs Familie geht nur zu den Hohen Feiertagen in die Synagoge, Levis Familie beachtet dagegen alle Feiertage und so erleben die jungen Leser (oder diejenigen, denen vorgelesen wird, ab 4 Jahren) in dem Buch von Alexia Weiss und der Illustratorin Friederike Großkettler die Feiertage und jüdischen Alltag aus erster Hand. Nicht einmal wertend in die eine oder andere Richtung. Die Illustrationen sind großartig und erinnern an die Bilder, wie man sie in altersgerechten Schul- und Vorschulbüchern sehen kann. Ein kleiner Anhang erklärt einige Begriffe detaillierter (allerdings recht knapp).
»Dinah und Levi: Wie jüdische Kinder leben und feiern« (hier bei amazon) führt ans Judentum heran oder zeigt Kindern, dass jüdischer Alltag nichts ungewöhnliches ist und wie andere jüdische Kinder leben. Nichtjüdische Kinder und Erwachsene haben ebenfalls die Möglichkeit, etwas über das Judentum zu lernen und erfahren zugleich, dass nicht alle Juden ihren Alltag in gleicher Art und Weise gestalten. Wer Kinder hat und gerne mal ein jüdisches Buch über das Judentum hätte (sogar noch in deutscher Sprache), hat jetzt eines.

Von Chajm

Chajm Guski ist nicht nur Autor dieses Blogs und Bewohner des Ruhrgebiets, sondern auch Herausgeber von talmud.de und Organisator des Minchah-Schiurs im Ruhrgebiet. Einige seiner Artikel gibt es nicht nur im Internet, sondern beispielsweise auch in der Jüdischen Allgemeinen. Über die Kontaktseite kann man Chajm eine Nachricht senden. Man kann/soll Chajm auch bei twitter folgen: @chajmke. Chajms Buch »Badatz!« 44 Geschichten, 44 zu tiefe Einblicke in den jüdischen Alltag, gibt es im Buchhandel und bei amazon. Sein Buch »Tzipporim: Judentum und Social Media« behandelt den jüdischen Umgang mit den sozialen Medien. || Um per Mail über neue Beiträge informiert zu werden, bitte hier klicken

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