Judentum in Deutschland – ein Golem?

Ende Juni sorgte ein Text zur Lage des Judentums in Deutschland für Aufsehen (siehe hier). Rabbiner Baruch Rabinowitz stellt darin seine Auffassung zur Diskussion, dass das Judentum in Deutschland trotz des Wachstums nicht automatisch auch an innerer Stärke gewinnt. Kurze Zeit später kommt das auch in den Kommentaren zu meinem kleinen Verweis auf den Synagogenbau in Krefeld zum Ausdruck. Vermehrt wird angemerkt, dass zwar die materiellen Voraussetzungen geschaffen wurden, aber die inneren Werte fehlen. Oder -um ein sprachliches Bild zu verwenden: Die Hülle ist vollständig und der Golem lebt, hat aber keine Neschume – keine Seele. Zuweilen kann der Golem umherwandern, vollständig ist er jedoch nicht.
Dies trifft auf einige Gemeinden zu, auf andere nicht. Es gibt durchaus Personen, die sich für Dinge einsetzen, die man nicht für Geld kaufen kann: Jüdische Bildung und der Ausprägung eines Gefühls, dass es durchaus Sinn macht, jüdisch zu leben und wofür das überhaupt gut sein soll. Die Erhaltung jüdischen Lebens ist ja kein reiner Selbstzweck. Synagogen kann man kaufen, man kann sogar in diese Kulisse Statisten hineinschaffen (es gibt Gemeinden, die Minjanmänner bezahlen), aber Menschen die kommen, um darin zu beten, kann man sich nicht kaufen. Hieran arbeiten einige engagierte Kräfte – vielleicht nicht genug. Diese Personen kommen übrigens aus allen Richtungen des Judentums.

In seinem neuesten Artikel befasst sich Rabbiner Rabinowitz mit genau jenen Schlüsselfiguren, die eigentlich für die Vermittlung von Judentum primär verantwortlich sind – den Rabbinern. Obwohl ich mich da selber einschränken muss. Für mich sind die primären Verantwortlichen die Eltern von Kindern. Sie sind DIE Schlüsselfiguren für ein Judentum mit Inhalten. Es ist daher etwas verwunderlich, dass es kaum Programme gibt, die auf Leute im Alter zwischen 26 und 45 zielen. Eben jene, die Familien gründen. Zum Text von Rabbiner Rabinowitz geht hier.
Vehement widersprechen möchte ich aber folgender These aus seinem Text:

Ich bin überzeugt, dass es ein fataler Fehler ist, das Judentum aus dem Ausland (ob Israel, USA oder England – egal) nach Deutschland zu importieren. Weder „Schtettel“ Judentum von Chabad noch globales Reformjudentum aus den USA, werden die Bedürfnisse der Menschen hier langfristig befriedigen können. Wir müssen von neuem bauen und sollten mit dem Fundament beginnen. Die menschlichen Seelen sind die Bausteine und wenn wir genug mit ihnen arbeiten, haben sie das Potenzial die Steine des neuen, wunderschönen Tempels in Deutschland zu werden. von hier

Ich sehe das nämlich eher als einen evolutionären Prozess.
Nahezu alle modernen Strömungen des Judentums haben ihren Ursprung in Deutschland (mit Ausnahme des Rekonstruktivismus) und wanderten von hieraus in die Welt und begannen dann in den USA zu blühen. In dieser Zeit wurde hier versucht, auch die letzten erhaltenen Triebe des Judentums auszulöschen. Nach der Schoah kehrten die ersten Vertreter wieder zurück, doch die besondere Situation in Deutschland verschob eine Diskussion um Inhalte zugunsten eines reinen Wiederaufbauwerkes. Nun kehrt das Judentum aber von außen wieder zurück in die Gemeinden und Gruppen. Sei es durch „Emissäre”, oder sei es durch junge Leute, die im Ausland ein vitales Judentum erleben konnten. Aus diesen Grundimpulsen könnte sich etwas entwickeln, wenn man es zulässt und es fördert. Dies gilt für das Chabadjudentum (was ich nicht für „Schtetljudentum” halte- das trifft wohl eher auf die Vertreter des „nicht-observanten orthodoxen Judentums” zu), als auch für die Reformbewegung. Brauchen wir da wirklich etwas originär Neues? Und heißt es nicht in Kohelet „Es ist nichts neues unter der Sonne” (1:9)?
Entwicklungshilfe bedeutet nicht Übernahme. Es ist eine Hilfe zum Start…

Von Chajm

Chajm Guski ist nicht nur Autor dieses Blogs und Bewohner des Ruhrgebiets, sondern auch Herausgeber von talmud.de und Organisator des Minchah-Schiurs im Ruhrgebiet. Einige seiner Artikel gibt es nicht nur im Internet, sondern beispielsweise auch in der Jüdischen Allgemeinen. Über die Kontaktseite kann man Chajm eine Nachricht senden. Man kann/soll Chajm auch bei twitter folgen: @chajmke. Chajms Buch »Badatz!« 44 Geschichten, 44 zu tiefe Einblicke in den jüdischen Alltag, gibt es im Buchhandel und bei amazon. Sein Buch »Tzipporim: Judentum und Social Media« behandelt den jüdischen Umgang mit den sozialen Medien. || Um per Mail über neue Beiträge informiert zu werden, bitte hier klicken

124 Kommentare

  1. > Eltern von Kindern… sind DIE Schlüsselfiguren
    > für ein Judentum mit Inhalten.

    Sehr wahr.
    Die Bewahrung des Judentums basierte
    auf einer ununterbrochenen Überlieferungskette
    zwischen den Generationen.
    Die Frage ist, wie man diese Kette wieder zusammenflicken kann,
    wenn sie, wie seit Aufklärung und Kommunismus geschehen, reisst.

    YM

  2. Chajm,

    ich möchte R’ rabinowitz gerne zustimmen. es ist ein fehler, judentum nach deutschland zu importieren, so wie es leider viel zu oft in der vergangenheit geschehen ist.

    zu oft verspüre ich einen großen graben, wenn nicht sogar unüberwindbare abgründe zwischen rabbanut und der gemeinde. da wird auf der einen seite ein ultra-orthodoxes judentum propagiert, welches vielleicht nur von einer handvoll “männern” einer mittelgroßen gemeinde überhaupt gelebt wird und auf der anderen seite gibt es großkopferte (bau)-projekte, die sämtliche resourcen einer gemeinde auf jahre hin binden und unnötig sind wie ….

    ich stimme rabinowitz auch dahingehend zu, dass wir dringend eine lösung für die “vaterjuden” brauchen, wenn wir nicht unsere schönen neuen synagogen bald für eine kleine schar übriggebliebener beheizen und beleuchten wollen. ich denke aber, dass es nicht nur bei dieser frage aufhören darf. wie oben geschrieben, glaube ich, dass unsere gemeinden mehr potential haben, als es viele ihnen zutrauen. in den letzten monaten habe ich viele menschen getroffen, die etwas in die hiesige jüdische gemeinschaft mitgebracht, das sich zwar schwer in worte fassen lässt, aber eine ungemeine bereicherung bedeutet und irgendwie gefehlt hat. wenn wir nicht aufpassen, gehen große schätze, die eine bereicherung für unsere gemeinden bedeuten könnten, verloren, weil sie nicht eingebunden werden (können).

    das problem ist vielleicht in den größen der gemeinden und der basis auf der sie errichtet werden zu suchen. oftmal lässt sich eine starke überforderung verspüren. rabinowitz schreibt in seinem artikel, dass das normale gemeindemitglied guides durch den dschungel der halacha suchen. er plädiert zudem, tiefgreifende studien nur in engeren zirkeln zu betreiben, was ich in diesem fall vehement ablehne.

    was wir brauchen sind zeit , geduld und die breitschaft, jedem, der es möchte, alles über das judentum beizubringen was wir wissen (und wir müssen auch bereit sein, zu lernen, den es gibt viel mehr wissen in den gemeinden, als so manch einer glaubt). der große gewinn der aufklärung ist das “bewusste gemeindemitglied”.

    deswegen ist das in deutschland gelebte judentum nicht kompatibel zu dem judentum in den usa oder israel oder oder oder. die basis ist eine andere. die traditionskette wurde, wie yankel so richtig geschrieben hat, unterbrochen (jedoch nicht durch die aufklärung ;-)) und das was die vorgängergeneration nicht leisten konnte/kann, müssen jetzt alle, die an eine zukunft von jüdinnen und juden in deutschland glauben, ausgleichen.

    Adi

  3. Mir fallen noch zwei Gruppen ein,
    die Schluesselrollen einnehmen koennten bei der
    Vermittlung des Judentums:

    1. Religionslehrer.

    Nach meiner persoenlichen Erfahrung ist der Religionsunterricht
    eher schwach.
    Zum einen werden wichtige, vermeintlich konflikttraechtige Themen
    ausgespart. Ich persoenlich habe erst nach Ende meiner Schulzeit begriffen, wie fundamentale Konzepte Schabbath und Kaschruth im Judentum sind.
    Die Logik dahinter ist wohl, dass man vermeiden moechte, dass die Kinder nach Hause kommen und den Eltern erzaehlen, das gewisse Aktivitaeten nunmehr am Samstag tabu sind und/ gewisse Dinge aus dem Kuehlschrank zu verschwinden haben.
    Stattdessen beschraenkte man sich auf den Jahreszyklus und die Feiertage.
    Im Rueckblick war mein juedisches Wissen damals laecherlich gering, trotzdem hatte ich vom ersten bis zum letzten Schuljahr stets eine “1”. Anderswo hatte ich wohl bereits erwaehnt, dass es anscheinend nicht mal notwendig ist, einem simplen Kabalat Schabat GD folgen zu koennen, um eine “juedische Schule” erfolgreich zu absolvieren.

    Dieser Qualitaetsmangel liegt wohl nicht nur daran, dass viele Religionslehrer dafuer formal gar nicht qualifiziert sind oder im Extremfall ihr persoenlicher Lebenswandel vom juedischen Standpunkt zu wuenschen uebrig laesst.

    2. “Fernsehjuden”
    Wenn die Jugend sieht, dass man anscheinend auch auf dem “juedischen Ticket” prominent sein kann und Karriere machen,
    obwohl man auch nicht anders lebt als der Goj von nebenan,
    warum dann lernen, was juedisches Leben bedeutet?

    @Adi: ich schrieb nicht “durch”, ich schrieb “seit” der Aufklaerung…

    Wer propagiert in D “ultraorthodoxes” Judentum?

    Fuer “Vaterjuden” gibt es eine Loesung:
    Lernen, praktizieren und zum Beth Din gehen.
    Es funktioniert.
    Es waere vielleicht sogar gut, wenn alle das machen muessten.
    So wuerden sie naemlich gezwungen, sich mal tiefergehend
    mit ihrem Judentum auseinanderzusetzen.

    YM

  4. @Adi

    Warum die Diskussion einleitend mit einem Schuß gegen eine Orthodoxie, die Deiner Ansicht nach “vielleicht nur von einer handvoll “männern” einer mittelgroßen gemeinde überhaupt gelebt wird”?
    Ich habe den Eindruck, daß Du viel zu wenig Einblicke in die derzeitigen Entwicklungen der hiesigen Orthodoxie hast, um sie in einem solchen Satz beurteilen zu können. Soweit ich aus Deinem Blog entnehmen konnte, bist Du weder in einer Einheitsorthodoxie aufgewachsen noch hast Du als Erwachsener bislang viel Erfahrung in den verschiedenen orthodoxen Versuchen hierzulande machen können.

    @All

    Ich sehe die Sache der verschiedenen “Importe” insgesamt eher so, daß über Chabad vermutlich eine kleinere Schicht in der Zukunft verbunden sein wird mit einer Art von “traditionell” gelebtem Judentum wie dies vielfach in Israel praktiziert wird (vor allem von Sefarden). In noch weiterer Zukunft wird Chabad vielleicht die Einheitsorthodoxie ablösen. Lauder wird diejenigen Juden unterstützen, die tiefer in die Praxis eintauchen wollen, dies vielleicht nur in ganz wenigen grösseren Zentren, aber dafür vergleichbar mit Gemeinden im Ausland (vielleicht nicht mit Antwerpen, aber mit Straßburg o.ä.). Die finanzierten Synagogen werden größtenteils leerstehen. Masorti wird vermutlich wenig ausgebaut werden, dazu ist das Interesse und die Lobbyarbeit von Masorti Olami insgesamt viel zu schwach. Die Reform, wie sie momentan besteht, wird vermutlich in zwei, drei Generationen auch nicht mehr so sein, wie sie heute ist (weder zahlenmäßig, noch von der Struktur), sondern vermutlich von einer kleineren Anzahl von Leuten getragen. Ob die Anzahl von Konvertiten dann immer noch so groß sein wird, weiß ich nicht und auch nicht, ob das liberale Judentum eher so gestaltet sein wird, wie es in Berlin besteht (eher ruhiger, weniger politisch und alteingesessener) oder eine neue, jüngere Reform, die beeinflußt ist von verschiedenen Impulsen (Renewal etc.). Da ich hier nur einen Blick von außen werfen kann, sei meine Prognose auch nur eine vage – jemand der drinsteckt, kann dies sicher wesentlich besser einschätzen.

    Das Problem Vaterjuden empfinde ich nicht als dringend, ein Bet Din, wie es auch andere Menschen, die ein Statusproblem haben oder aus religiösen Gründen konvertieren möchten, aufsuchen, ist ein Weg, der auch von jenen gegangen werden kann. Ich stimme YM zu, daß dieser Weg als Chance begriffen werden kann – und nicht als lästiges Hindernis, welches irgendwie abgeschafft werden muß.

    Ich sehe übrigens den “Riß in der Traditionskette” nicht unbedingt in Deutschland soviel verheerender als anderswo. Zwar haben Chosrei Be’Tshuva in den USA mehr Möglichkeiten in das Judentum zurückzufinden, aber auch nur in bestimmten Gegenden. Eine ernstgemeinte Rückkehr ins Judentum ist immer von vielen Herausforderungen begleitet und zwingt auch Menschen in den USA Wohnorte und Berufe wechseln zu müssen. Nicht anders in Deutschland, und vor allem junge Menschen, und um die geht es, brauchen hier einerseits Unterstützung und haben andererseits viele Möglichkeiten, da sie noch nicht so gebunden sind.

    Den kleineren Gemeinden gebe ich eher weniger Chancen. was eine Entwicklung und Bestand angeht, und denke, es macht auf jeden Fall aus verschiedenen Gründen unbedingt Sinn, wenn die Leute in die großen Zentren ziehen.

  5. Wahrscheinlich ist mein Wissen als apikoirer Shabbesgoi zum aktuellen Judentum in der BRD zu gering, um hier einen fundierten Beitrag zur Diskussion zu liefern, aber manchmal ist ja auch die abstrahierende Perspektive eines Außenstehenden hilfreich. Ich finde den Golemvergleich nicht ganz so treffend, da Rabbi Löw den Golem als Hilfe gegen einen antjudaischen Agressor geschaffen hat. Für aktuellen Synagogen-Bau-Boom bei gleichzeitig sehr instabilem aktiven Gemeindeleben finden ich den Vergleich mit potjomkinschen Dörfern treffender. Denn bei der finanziellen Neu-Bau-Förderung der Bundesregierung via Landeszuschuß geht es ja nicht darum, das Judentum in der BRD als solches zu fördern und zu unterstützen,
    sondern darum, das immer noch schlechte Gewissen der Regierung zu beschwichtigen und nach außen zu signalisieren, ” wir haben ja aus der Shoah gelernt, wir tun was für “unsere” Juden. ” Das gerade aus dieser Motivation repräsentative Neubauten gefördert werden, liegt auf der Hand, weil es mediengerechte Manifestationen in Marmor und Beton sind, mit denen man leicht die öffentliche Meinung beinflussen kann. Für die Gemeinden selbst sind diese Klötze dann nach der Fertigstellung ein echter Klotz am Bein, der Eigenanteil muß finanziert werden, die Kosten für die Infrastruktur steigen, Personal für die Instandhaltung und Bewachung der neuen Tempel muß bezahlt werden. Das bindet natürlich finanzielle Mittel, aber vor allem ungeheure Energien, die eigentlich für ein lebendiges Gemeindeleben nötig wären. Statt weiter auf diese Art der ineffizienten und kontraproduktiven Landesförderung hereinzufallen,
    wäre es doch eventuelle sinnvoller, wenn die Gemeinden via Zentralrat bei der Regierung eine kontinuierliche Förderung der Personalkosten für gemeindelebenrelevante Aufgaben fordern. Damit meine ich nicht unbedingt neue Rabbiner. Nichts gegen Rabbiner, jede Gemeinde sollte sich mindestens einen leisten können. Aber deren Aufgabe wäre ja wohl in erster Linie die Beratung der Gemeinde und Gemeindemitglieder in Halachischen Fragen. Von außen betrachtet fehlt wahrscheinlich vielen Gemeinden ein Charisma-Schammes, oder besser gleich mehrere, ( Charisma-Schammetim/Schammetot ?)!
    Damit meine ich nicht einen Synagogendiener im herkömmlichen Sinne,
    sondern Hauptamtliche, die jüdische Jugend- & Familienarbeit machen.
    Einerseits als Programmangebot in der Synagoge, vor allem aber auch Betreuung in den Familien. Und dabei geht es dann noch gar nicht mal um die Orientierung, semiortho, vollortho oder reform, sondern um die menschliche & charismatische Vermittlung eines lebendigen Judentums.
    Generell zu der gesamten Diskussion muß ich sagen, dass man zu der Frage des Judentums in der BRD immer viele kritische, beängstigte Artikel und sehr eloquente Fachartikel findet.
    Was mir fehlt, ist ein mitreißender spannender Artikel im Sinne von Adi´s
    “postaufgeklärten bewußten Judentum”, warum es gerade heute gut und sinnvoll ist, Jude zu sein, Halacha zu leben und sich in einer Gemeinde zu engagieren. Und zwar jenseits der reinen Traditionsschiene.
    Die meisten Menschen heute sind apikoire, also:
    Was hat man ganz persönlich davon, wenn man heute jüdisch lebt ?
    Das ist jetzt nicht ironisch oder provokant gemeint, sondern rein produktiv. Dass die Leute, die in Foren wie diesem Schreiben, einen jüdischen Hintergrund auf hohem Wissensniveau habe, sich mit ihrer gelebten Jüdischkeit und den Fragen nach Halacha Hier & Heute auseinandersetzen, ist wunderbar und gleichzeitig nachvollziehbar,
    und versteht sich gewissermaßen auch von selbst.
    Aber eine lebendige Gemeinde braucht den, braucht viele, Jüdinnen und Juden “von der Straße”. Und die muß man “knackig” davon überzeugen, dass es Sinn macht, und auch, dass sie persönlich davon profitieren ( nicht im materiellem Sinne), sich in einer jüdischen Gemeinde zu engagieren oder zumindest am Gemeindeleben teilzunehmen. Nicht dass ich falsch verstanden werde, es geht mir nicht um Luftballons am Eingang zur KabbalathShabbat, koschere Hamburger zum Kiddusch oder rappende Rabbis. Es geht einfach darum, was habe ich ( nicht Ich persönlich, sondern allgemein formuliert) davon!

  6. @Shabbesgoi

    Mir tun sich beim Lesen Deines Beitrages ziemlich viele Fragen auf, z.B.
    was verstehst Du unter einer “charismatischen” Vermittlung? Was ist “lebendiges Judentum”? Was ist eine “reine Traditionsschiene”?

  7. “Brauchen wir da wirklich etwas originär Neues?”

    @Chajm

    Ich verstehe nicht so ganz genau, wie Du diesen Satz gemeint hast, aber ich interpretiere ihn dahingehend, daß wir in Deutschland nur zu “unseren Wurzeln” zurückgehen müßten, daraus schöpfen und das wäre erfolgversprechend. Die Frage ist aber, was unsere Wurzeln sind. Die Wurzeln der meisten Juden, die den Hintergrund der Einwanderung aus der ehemaligen GUS haben, werden vermutlich kaum ihre Wurzeln in der deutschen Neoorthodoxie oder der deutschen Reform der Vorkriegszeit finden können und auch vorhergehende Generationen stammen nicht nur von Jekkes ab, sondern von polnischen und ungarischen Überlebenden. Oder von iranischen Juden wie in Hamburg.

  8. Da ist ja einiges zusammen gekommen. Ich versuche, Anschluss zu finden:

    – Golem: Damit ist natürlich der Golem als Figur gemeint und nicht die gesamte Geschichte vom Golem

    – Neues: Wenn ich R’ Rabinowitz richtig verstanden habe, wünscht er sich doch etwas völlig neues, speziell zugeschnitten auf Deutschland? Es gibt doch Traditionen und Strömungen, die wieder hierhin zurückgefunden haben. Einige wirken künstlich und aufgesetzt (und werden deshalb vermutlich scheitern), andere werden auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen müssen. Vielleicht ist die Frage nach den eigenen Wurzeln und nach den Vorfahren auch eine Art von Motor? Wie haben sie bestimmte Dinge getan? Warum sind sie nach Osteuropa gegangen? Ich wollte jedenfalls sagen: Wir müssen uns keine neue Strömung ausdenken. Die vorhandenen werden sich graduell ändern und es besteht zumindest die Möglichkeit auf ein keimendes Pflänzchen.

  9. @Matronit: Zweiter Versuch: Zäumen wir das Pferd von hinten auf:
    Mit “reiner Traditionsschiene” meine ich, dass es nicht genug sein wird, sich darauf zu verlassen, dass es reicht, als Am Israel geboren zu sein und dadurch die Dinge von der Brit bis zum letzten Kittel schon ihren Lauf nehmen werden. In einen wenigen Fällen mag das ja, kain anoire, so sein,
    mögen diejenigen damit unbenommen glücklich sein. Aber es ist doch wohl eher die Ausnahme, nicht die Regel, und es wird nicht reichen, auf Dauer lebendige Gemeinden in der BRD aufrecht zu erhalten.

  10. @Matronit: zu “charismatische Vermittlung”
    Nun, von außen aus der Warte eines Apikoires betrachtet, ist Religion, egal welche, eine Herzenssache. Um eine Religion auszuüben oder einer anzuhängen muß man letztendlich immer an etwas glauben, was grundlegend nicht beweisbar ist. Das heißt, Glauben hat eine ungeheuer starke emotionale Komponente. Das mag dem jüdischen Ansatz auf den ersten Blick widersprechen, letztendlich muß man aber trotz allen Klärens an die Thoire, entweder komplett oder in essenziellen Schwerpunkten, glauben, um dann Judentum zu leben. Wenn man also lebendiges und lebbares Judentum vermitteln will, darf man diesen emotionalen Faktor auf keinen Fall außer Acht lassen. Es wird nicht reichen, sich auf Amts- oder Gelehrtheitsautoritäten zu verlassen. Wenn man eine Religion lebendig mit Zukunftsperspektive vermitteln will, braucht es emotionale Autorität. Menschen mit herzlicher, warmer Ausstrahlung, die offen sind, an denen man sich einfach gerne orientiert, weil sie Identifikationsfiguren sind. Eben nicht nur Menschen, sondern Mentschen. Das heißt jetzt nicht, dass man jüdische Animateure á la Club med in den Gemeinden mit einem festgewachsenen Dauergrinsen anstellen sollte. Aber letztendlich vermittelt sich Religion über die Persönlichkeit, oder reduzieren wir es besser auf die Ausstrahlung, ihrer Anhänger und Lehrer.
    Kurz und gut, wenn ich jemanden dazu bewegen will, der Halacha zu folgen, dass jüdische Joch auf sich zu nehmen, oder sich schlichtweg in der Gemeinde zu engagieren, reicht nicht nicht der Verweis auf die Bürde der “Auserwähltheit”, pardon, bleiben wir lieber bei der Bürde der Brit, sondern die Vermittler müssen neben ihrer fachlichen Kompetenz Sympathieträger sein. Und die Gemeinde als solche sollte, abgesehen von der äußeren Hülle, ein Ort sein, wo man gern hingeht, weil man sich dort unter den Menschen wohl fühlt. Hört sich erstmal nach total simplem Klotzkasches an, ist letztendlich aber eine sehr diffizile und schweißtreibenden Angelegenheit. Ich spreche da aus eigenen Erfahrung, weil ich 50 Perzent von einem Kinder- & Jugendtheater bin. Die Leute kommen nicht zu uns, weil wir heroisch den Nimbus der abendländischen Hochkultur verteidigen, sondern weil sie sich bei uns wohlfühlen,
    und das bedeutet letztendlich einen Haufen Arbeit.

  11. @Matronit: nochmal zu “charismatische Vermittlung”:
    kurz und gut, um bei Chaims Bild zu von der neschome zu bleiben, neschome hat man nicht einfach, da muß man was für tun.
    Und in Bezug auf vitale Gemeinde heißt das, man muß Menschen mit Neschome, wenn man sie denn schon glücklicherweise in der Gemeinde als Mitglied hat, genug Raum geben. Und wenn man sie nicht hat,
    muß man eben Menschen mit Neschome einstellen. Nicht als Minjanmann,
    sondern als Melamed, Jugendleiter oder Familienpfleger.

  12. Es gibt da uebrigens noch ein hier bisher unerwaehntes Element
    in der juedischen Entwicklungshilfe fuer D, frei nach dem Motto:
    “Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt,
    dann muss der Prophet eben zum Berg.”

    Zum einen kommen haben wir gelegentlich
    in unserer religioesen Nachbarschaft juedische Reisegruppen
    aus aller Welt, vorwiegend Europa, inklusive Deutschland,
    aber auch aus USA, die Kontakt zu intensivem juedischen Leben
    und Inspiration suchen.
    Das religioese Niveau der Teilnehmer reicht dabei von quasi Null
    bis fast jeschiwisch.
    Die verschiedenen hier ansaessigen Kiruv-Organisationen
    leisten ihren Teil.
    Aehnliche Aktivitaeten gibt auch in anderen Staedten
    mit starken Gemeinden.

    Zum anderen ist ein ursaechlicher Faktor (neben anderen)
    in der Ueberalterung der nicht-russischen Judenheit in D,
    dass auch schon frueher etliche von denen,
    denen viel an ihrem Judentum lag,
    ins Ausland uebergesiedelt sind.

    Also selbst wenn das juedische Leben in den allermeisten
    Gegenden in D weiterhin mau aussieht,
    muss das ja nicht automatisch bedeuten,
    dass es juedische Leben all derjenigen,
    die zur Zeit in D leben, ebenfalls weiterhin mau ist.

    Wie heisst es so schoen im taeglichen Gebet:
    ?????? ????????? ?????? ????????????.
    Die meisten Juden leben heute in freiheitlichen Staaten,
    ohne Unterdrueckung.
    ???? ??? ???????? ??????????????.
    Offenbar findet seit geraumer Zeit ein Prozess der geographischen
    Konzentration statt, man sammelt sich,
    vor allem in grossen Staedten.
    Vielleicht muss man also nicht versuchen,
    ueberall fuer viel Geld (leerstehende) Synagogen zu bauen.
    ???????????? ????? ?????????? ???????? ???????.
    Auch dafuer sind wohl Ansaetze erkennbar… 😉

    Gruesse

    YM

  13. @ Matronit: “lebendiges Judentum” 1:
    gut, zugegeben, lebendiges Judentum ist als Begriff etwas hoch- & weitgegriffen.
    Bleiben wir lieber einfach bei lebendiger ( vitaler) jüdischer Gemeinde.
    Was wird man dafür brauchen ?
    Nun, eigentlich braucht es formal erstmal nicht einmal eine komplette Gemeinde,
    ein vitaler Familienminjan würde es ja auch tun.
    Dann gibt es aber wahrscheinlich keine Gelder vom Zentralrat,
    bzw. vom Land. Ich hab es ja sonst überhaupt nicht mit dem Begriff deutsch,
    aber das ist typisch deutsch, preußischer Verwaltungszentralismus,
    Zuwendung als Gängelband.
    Also zurück zur vitalen Gemeinde, wie gesagt, immer aus der Perspektive eines Außenstehenden,
    eines apikoiren Shabbesgoi:
    Fangen wir beim einfachsten, dem Materialistischsten an, dem Gebäude.
    Ich glaube, es braucht keine neuen Synagogen, sondern neue Schulim ( Plural von Schul´?).
    Keine repräsentativen Klötze, die ihre Besucher vor Ehrfurcht erschauern lassen,
    denn diese Ehrfurcht ist in der Regel schnell verflogen, sondern pragmatische Versammlungsräume
    mit einer warmen kommunikativen Atmosphäre, in denen man sich gerne aufhält.
    Im Vergleich Bochum/Krefeld wäre aus meiner Sicht Krefeld da die gelungenere Variante,
    wobei ich von Krefeld bisher leider nur die Bilder kenne.
    Mein Tip an alle Gemeinden, die einen Neubau planen: nehmt Euch einen antroposophischen Architekten,
    der sonst Waldorfschulen baut. Bevor jetzt ein vielstimmiges Gewalt durch Forum schallt,
    ich weiß, der Steiner war ein Antisemit und die Walldorfschüler lernen heute immer noch Runen,
    finde ich beides abscheulich, aber sie verstehen was von wunderschönen & praktikablen Versammlungsräumen, in denen sich wunderbar Neschome entfalten kann.
    Der Bau kann ja auch septagonal statt hexagonal sein.
    Damit dann auch genug zur Schale, weiteres zum Kern demnächst,
    Fortsetzung folgt.

  14. @Schabbesgoi:
    letzte Woche habe ich einen Kollegen von Dir in Anspruch genommen,
    da hatten wir Mist gebaut mit der Zeitschaltuhr fuers Licht.
    Amira le’akum und so…

    Nicht “Schulim”. Schul ist jiddisch (aus deutsch), nicht hebraeisch.
    Du meinst vermutlich “Batei Midrasch”.

    Ich stimme Dir, was den Pragmatismus fuer Versammlungsraeume
    (hebr. Beth haKnesseth) betrifft, zu.
    In meiner Nachbarschaft gibt es in Fussreichweite
    mindestens zwei Dutzend taeglich genutzte Gebetsraeume.
    Mindestens drei Viertel davon sind nicht in dem,
    was man hier “purpose built structure” nennt,
    sondern in umgewidmeten Wohn/-Geschaeftsraeumen.
    Wobei es da wohl keinen Automatismus gibt:
    Ein schlichter Raum an sich macht noch keine lebendige Gemeinde.
    Aber es macht Mittel frei fuer anderes/wichtigeres…

    YM

  15. @Schabbesgoi:
    Noch 3 Bemerkungen zu Deinem letzten Beitrag:

    1. “Familienminjan”: In meiner Nachbarschaft gibt es die
    eine oder andere Familie mit fast ausreichend Soehnen,
    um das woertlich zu bewerkstelligen.
    Bezieht man auch Enkel ein, ist es fuer manchen ein Klacks…

    2. “Versammlungsräume … mit einer kommunikativen Atmosphäre”:
    Ein verbreitetes Problem ist wohl zuviel Kommunikation
    der Anwesenden miteinander statt mit G-tt waehrend des GD.

    3. Egal ob Walldorf-Architekt oder nicht:
    Ich habe da so meine Zweifel, wie sehr es im Sinne
    juedischer Tradition ist, das “Entfalten der Neschome”
    auf der Schoenheit des Raumes zu basieren.

    Beste Gruesse aus dem Tscholent.

    YM

  16. @ Yankel Moishe: Zeitschaltuhr:
    Zeitschaltuhr-Schmeitschaltuhr. So eine neumodischer Klump funktioniert doch nie im Leben nicht funkenfrei. Nebbich!
    Außerdem vernichtest Du damit wichtige grundlegende Arbeitsplätze
    und stößt uns Goim noch tiefer in´s Prekariat als wir ohnehin schon stecken.

  17. @ Yankel Moishe: zu “Ein verbreitetes Problem ist wohl zuviel Kommunikation”
    Das mit dem kommunikationsfördernden architektonischen Aspekt bezog sich auch eher auf das “Foyer” und die anderen Versammlungsräume. Nicht unbedingt auf den Raum mit dem AaronHakodesch. Wer vorher oder nachher in einem angenehmen Foyer die Gelegenheit hat, sein gemütliches Pläuschchen zu halten, kann dann dafür konzentrierter im Hauptraum dawenen.

  18. @ YankelMoishe: “Ist ja schon ironisch, wenn man kurz nach Tischa beAw
    über imposante Gebäude ohne spirituellen Gehalt spricht…”:
    Nun, bei mir bezog sich die Ironie für den Link zum forward, kain anoire, nicht auf den Tischa beAw, sondern auf die Tatsache, dass es bei den reformierten US-Gemeinden, die ja im Gegensatz zu den BRD Einheitsgemeinden nicht am Staats- oder Landestropf hängen, sondern sich über die Mitgliedsbeiträge und Fondraising finanzieren, trotz ihres grundsätzlichen humanistischen Schwerpunktes, ebenfalls leichter zu sein scheint, Geld für Baumaßnahmen aufzutreiben, als für das reine Gemeindeleben und für Zedaka. Es scheint so etwas wir ein goldenes Kalb Syndrom bezüglich Neubauten zu geben.
    100.000.0000 Dollar für Renovierungs- & Baumaßnahmen, wobei mir nicht klar ist, was ein “sprawling campus” sein soll.
    Das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Wenn man damit eine Stiftung anlegen würde, bekäme man bei 10 Perzent jährlich 10.000.0000. Was man damit alles schönes in einer Gemeinde anfangen könnte, statt es einfach zu verbauen! Allein in anderthalb Jahren könnte man z.B. die kompletten Schulden der Berliner Gemeinde tilgen oder noch schönere Dinge damit anfangen, Rabbiner, Kantoren und Jugendpfleger einstellen etc..

  19. Noch ein Artikel zum Thema auf den ZR-Seiten
    http://www.zentralratdjuden.de/de/article/91.html

    Geradezu beunruhigend finde ich diese (offizielle?) Zahl:
    “Wie halten wir die Menschen in unseren Reihen,
    angesichts der Tatsache, dass 60 Prozent
    der erwachsenen Kinder von Gemeindemitgliedern
    dieser nicht mehr angehören?”

    Interessant waere wohl auch zu wissen,
    wieviele Kinder von Nicht-Mitgliedern (ausser Gerim)
    selbst Mitglieder werden.
    Vermutlichst aber wohl deutlich weniger.

    Da fragt sich doch erst recht, mit welcher langfristigen
    Perspektive diese ganzen Neubauten entstehen…

    YM

  20. Dieser besagte Rabbiner gibt aber unter anderem das folgende auf seiner Homepage von sich:

    “”Das Volk Israel hat seine Auserwählung zum Teil erfüllt – aus diesem Volk ist der Messias gekommen und durch ihn, Jeshua aus Nazareth, wurde das Wissen über den Gott Israels, die Thora und die Gabe der Erlösung und Versöhnung mit Gott in alle Welt verbreitet. Ich glaube jedoch, dass die Aufgabe des jüdischen Volkes damit noch nicht erfüllt war. Als Hüter der Thora sollten wir ihre Lehre weiter verbreiten – an alle Nationen und dem Beispiel, das Jeschua uns gezeigt hat, zu folgen. Ich glaube, dass das Judentum eine völlig falsche Wende angenommen hat. Das rabbinische Judentum ist eine sehr schöne und reiche Tradition, hat aber heute mit der Thora genau so wenig zu tun wie das Christentum mit der hebräischen Bibel.

    Ich glaube an den jüdischen Messias, Jeschua aus Nazareth, der den meisten als Jesus bekannt ist.

    Gott hat ihn auserwählt, jüdischer Messias zu sein, Hohepriester Gottes, der das endgültige Opfer für die Welt bringen und den Weg für die Versöhnung zwischen Gott und der Menschheit frei machen sollte. Ich glaube, dass Jeschua schon vor seiner Geburt für diese Mission ausgewählt wurde.

    Jeschua wurde von Gott zu seinem Sohn erklärt und zum König über das spirituelle Israel gesalbt, das in der ganzen Welt zerstreut ist.

    Das Volk Israel hatte die Möglichkeit ihn als Messias, den lange erwarteten König aus dem Haus David, anzuerkennen, seiner Lehre zu folgen und das Reich Gottes auf der Erde zu verbreiten.

    Ich glaube, dass Jeschua der von Gott gesalbte König ist, der zur Rechten Gottes sitzt, dessen Lehre wir folgen sollen und der wiederkommen wird, zu von Gott gegebener Zeit. Ich glaube, dass Jeshua von Nazareth zusammen mit dem Heiligen Geist in absoluter Einheit mit Gott weilt.”

    http://www.judaic.de/Konfession.html

    Was soll das bzw. wie soll man das wiederum einordnen?

  21. @Anat:
    Christ, nebbich! Wenn das mit dem Eingangsspruch des Blogs eine tiefere Bewandnis hat, dann isser Jesuit!
    @ Konstantin: “Licht”:
    Ich glaube nicht, dass es an der mangelnden Sonnebrille, dem Licht oder einer Baruchinisierung liegt. Wenn er wirklich einer geworden ist, liegt es für mich ganz klar an der Tango-Lehrerausbildung. Tango ! Ich meine, nichts gegen Hora, ein zivilisierter schicklicher Gruppentanz, aber Tango, dieser babelige, laszive Paartanz, der auch noch aus Argentinien kommt, wo da doch die meisten Katholiken sind,
    da muß man sich nicht wundern.
    Mal vom Scherz abgesehen, wenn er denn wirklich einer geworden ist, sei es ihm gegönnt, möge er damit genauso glücklich werden.
    Denn unter dem Strich ist Glauben ja dazu da, die Menschen glücklich zu machen, solange sie mit ihrem Glauben keine anderen Menschen in´s Unglück stürzen.
    Gute Woche!
    Euer Shabbes-Goi

  22. Mich haut die Faktenlage um und ich sehe mich sprachlos und weiß, offen gesagt, nicht wie ich darauf reagieren soll. Da verfolgt man den Weg einer Person seitdem man sie das erste Mal persönlich getroffen hat und ist erstaunt und verblüfft über die eingeschlagenen Wege, aber das haut mich komplett um…
    Ihn wird das persönlich erfüllen und vielleicht auch glücklich machen, aber ich weiß nicht, wie ich formulieren soll, wie baff mich das macht…

  23. Hab nicht alle Kommentare gelesen. Und dennoch würde ich was zum Thema sagen. Verallgemeinert zwar, pauschalisiert auch, aber immerhin:

    Seit dem Hochmittelalter ist es mit dem deutschen Judentum eigentlich vorbei. Gut, wenige Ausnahmen hat es zwar gegeben, aber im Grunde genommen stimmt es doch. Selbst die oft beschworene “deutsch-jüdische Symbiose” verdankt sich dem Ostjudentum.

    Ihr wollt hierzulande kein importiertes Judentum? Dann solltet ihr zunächst alle Menschen, die sich seit der Wende im Rahmen des großen Judenimports hierzulande niedergelassen haben, wieder loswerden. Dann bitte auch alle Polen u. Ä., die hier nach dem letzten Krieg geblieben sind. Sowie jene, deren Eltern und Großeltern hier auch schon vor dem Krieg lebten, nachdem deren Eltern ihre osteuropäischen Heimatdörfer verlassen hatten. Und vergesst bitte nicht alle Proselyten, die euch bestimmt sehr gut bekannt sind, die sich, mit schwankendem Erfolg, von israelischen oder US-amerikanischen Rabbinern haben neu sozialisieren lassen. Dann dürft ihr aus eurer Bibliothek all die Bücher entfernen, die sonstwo oder in anderen Sprachen entstanden sind, bitte auch diejenigen, die zwar in deutscher Sprache, aber von Juden verfasst wurden, deren Wurzeln im slawischen Osten gelegen waren.

    Dann sehen wir schon, wie es weitergeht. Macht euch aber keine Sorgen! Im Speyerer Ritualbad fallen euch bestimmt gute Ideen ein, wie dem “deutschen” Judentum noch zu helfen ist. Obwohl… Würdet ihr dann überhaupt noch dazugehören?

  24. @ Yoav

    naja Baruch sagt in seinem Artikel nur, dass ein neues Judentum von hier aus aufgebaut werden soll und das Importmodelle nicht funkzionieren – und er hat dabei völlig Recht, man kann das amerikanische Reformmodell auf Deutschland anwenden, genausogut wie man Chabad Chassiden nicht hierher 1:1 übertragen kann. und der größte Judenimporteur ist immernoch Israel, und da sehen wir um ein vielfaches mehr, dass es mit der Integration undd er Akkulturation nicht klappt. Also kannst du dir deine Polemik ersparen – wenn wir hier von selbst aus nichts machen, wird es hier bald so aussehen wie ende der 80er, paar kleine sterbende Gemeinden, paar große Gemeinden und dazwischen verwelkte Landschaften

  25. @Yoav

    “Seit dem Hochmittelalter ist es mit dem deutschen Judentum eigentlich vorbei. Gut, wenige Ausnahmen hat es zwar gegeben, aber im Grunde genommen stimmt es doch. Selbst die oft beschworene “deutsch-jüdische Symbiose” verdankt sich dem Ostjudentum.”

    Das ist historisch einfach nicht haltbar. Es hat in Deutschland immer – bis zur Schoah – ein eigenständiges Judentum gegeben. Dieses Judentum war zwar weniger eine berühmte Hochkultur, die bis heute zitiert wird, sondern eher ein den eigenen Minhagim verpflichtetes Landjudentum gewesen, hat aber durchaus seine Besonderheiten entwickelt und ist bis ins 19. Jahrhundert in einigen Landstrichen in seiner Besonderheit entwickelt geblieben (Franken, Baden-Württemberg, Westfalen). Dieses Landjudentum hat seine eigenen starken Quellen gehabt. Dann sollte man auch nicht die Bemühungen von S.R. Hirsch vergessen, der ein deutsches Judentum eigener Prägung hervorgebracht hat, das durch die Schoah allerdings einen fast irreparablen Schaden erlitten hat. Es haben einige wenige Schüler der Frankfurter Realschule an litvischen Yeshivot studiert, jedoch sind sie dadurch nicht Litvakim geworden, sondern sind deutsche Juden geblieben (ein bekanntes Beispiel ist Rav Schwab)
    Ich verstehe also nicht ganz wo sich die “deutsch-jüdische Symbiose” (und als Unterton das gesamte ehemalige deutsche Judentum) dem Ostjudentum verdankt.

    Was die “Importe” angeht: ich habe von den Kommentaren wenig gelesen, denke aber, gegen “Importe” zu sein muß ein Mißverständnis sein – schliesslich sind die aller-, allermeisten von uns doch selbst “Importe”. Die neugegründeten Institutionen nicht zu vergessen, ganz egal ob Chabad, Lauder oder die Reforminstitutionen.

    @Konstantin

    Was die Gemeindelandschaften angeht, bin ich mir noch nicht so sicher, ob es in 10-20 Jahren in Deutschland nicht wieder genauso aussehen wird wie Ende der 80er Jahre. Da müßte noch ziemlich kräftig gearbeitet werden, um das zu verhindern. Die Mehrzahl der Juden in Deutschland werden doch überhaupt nicht erreicht.

  26. “Mich haut die Faktenlage um und ich sehe mich sprachlos”

    Ich mich auch.
    Habe gerade über Umwege überhaupt erst verstanden, um was die Zwischendiskussion (Bruder Baruch) hier ging. Den Bogen vom orthodoxen Rabbiner über die Reform zu Renewal hatte ich ja noch gespannt, aber ich muß sagen, daß hätte ich nun doch nicht erwartet…
    ich hoffe nur, daß vor lauter Glück nun nicht in die Judenmission einsteigt, schließlich möchten die meisten Menschen ihr Glück gerne mit anderen teilen ;).

  27. @Yoav:

    > Seit dem Hochmittelalter
    > ist es mit dem deutschen Judentum eigentlich vorbei.

    Auch hier gilt wieder:
    Wenn ein Subjekt A eine Aussage B ueber einen Sachverhalt C macht,
    dann sagt B manchmal mehr ueber A als ueber C aus.

    Als Hochmittelalter bezeichnet man die Zeit ca 1100-1300 n.
    Wichtige Schluesselfiguren des deutschen Judentums haben
    da noch gar nicht gelegt, wie zum Beispiel
    – allen voran der der MaHaRiL
    Jaakov Emden
    – Es gibt etliche sehr grosse Gelehrte, die sowohl in Deutschland
    als auch in Osteuropa gewirkt haben, z. B.
    Jakob Joschua Falk
    Shelah HaKadosch
    Nosson Adler
    Jonatan Eybeschuetz
    Hafla’ah
    Pri Megadim.
    Chatam Sofer
    Schlomo Breuer, der Schwiegersohn und Nachfolger des bereits erwaehnten R. Samson Raphael Hirsch.

    Was meinst Du wohl, haben die in Deutschland gemacht?
    Chabad-Schluchim vielleicht?? 😉

    Wenn Du Dir diese Biographien anschaust,
    wirst Du sehen, dass es da einen regen Import und Export gibt.
    Das Judentum war eben schon lange globalisiert…

    – neuere Beispiele waeren Issac Bernays (der ein Lehrer von
    S. R. Hirsch war) oder R. Jakob Ettlinger (dito).
    – der Baal Schem von Michelstadt
    (an dessen Grab auch heute noch regelmaessig frumme Juden
    aus aller Welt beten).

    Es sieht ganz so aus, als waerest Du noch nie auf einem
    juedischen Friedhof in Deutschland gewesen,
    dass Du Dich zu derartigen Aussagen vermisst.

    Der Niedergang des deutschen Judentums begann wohl eher
    mit der Aufklaerung, verbunden mit Massentaufe und “Reform”,
    der damit verbundenen Massenflucht
    aus Institutionen juedischen Lernens,
    unterbrochen durch das Aufbaeumen unter R. Hirsch & Co.

    YM

  28. – “Bruder Baruch”
    Als ich die ersten Kommentare gestern per Email gelesen habe, dachte ich noch, einer macht hier einen schlechten Scherz. Jetzt habe ich mir seine Homepage angesehen und mir haut es wie Chajm die Füße weg. Mein Phantasie, jemand könnte seine Homepage gehackt haben scheint wohl eher nicht zuzutreffen, da einfach zu viele Texte die “neue frohe Botschaft” beinhalten.

    Ich habe seine bisherigen Beiträge sehr geschätzt, nicht weil ich sie immer teilen würde, aber, weil sie einen interessanten Beitrag zur Diskussion über das Judentum in Deutschland darstellten.
    Wenn ich jetzt die Artikel lese, bekommen sie eine andere Dimesion und leider keine, die ich noch als ernsthaften Beitrag zu einer gehaltvollen Diskussion werten kann.
    Wenn er von einem Judentum spricht, dass sich in Deutschland “neu erfinden soll”, meint er dann ein modernes Christentum mit jüdischem Anstrich, eine weitere charismatische Sekte, die von Deutschland aus die Welt mit einer neuen frohen Botschaft beglücken soll?

    Rabbiner ist kein geschützer Titel und so wird er diesen Titel fröhlich weiter führen, wie es auch schon andere im messianisch-jüdischen Umfeld vor ihm getan haben und immer noch tun. Uns bleibt nichts anderes übrig, als ihn zu beobachten und uns von ihm distanzieren. Das ist definitiv nicht jüdisch. Punkt.

    Aber wie Chajm bin ich völlig irritiert.

    Adi

  29. Die Überraschung tendiert wohl eher daraus, daß zwischen sich für etwas definitiv zu entscheiden (als das richtige) und einer Suche ohne genaue Positionierung ein Unterschied besteht. Mir war auch seit geraumer Zeit klar (seit ich damals durch diesen Blog auf seine Website gestoßen bin), daß er wohl ziemlich am suchen ist und ziemlich unzufrieden mit all den jüdischen Welten, in denen er sich vorher bewegt hatte. Eine Positionierung im Christentum aber ist ein erheblicher Schritt und trotz aller Hinterfragung von “Grenzen zwischen Christen- und Judentum” nicht unbedingt die zu erwartende Antwort. Die Kritik am Judentum, die ja massiv in seinem Blog vertreten war, hätte für mich nicht in der Ablehnung des Judentums münden müssen, sondern in einer weiteren aktiven Auseinandersetzung. Das hätte ich erwartet – und nicht einen Übertritt zum Christentum.

  30. Ich möchte Matronit beipflichten… Es war offensichtlich, dass da jemand von der Orthodoxie aus aufgebrochen ist auf eine Suche und Zwischenstation war der Rekonstruktionismus und dann eine wesentlich „freiere” Annahme dessen, was als jüdisch bezeichnet wird. Die Probleme hat er erkannt, seine spezielle Sicht auf das Judentum habe ich gerne diskutiert, aber nicht angenommen. Folgerichtig wäre vielleicht eine Variante gewesen, die jüdische Inhalte Nichtjuden zugänglich macht (wenn ich das konsequent weiterdenke). Einen derartigen Bruch und die Annahme vollkommen neuer Glaubensinhalte hätte ich nicht angenommen.

    Die ausführlichen Darstellungen dieses Neuanfangs erinnern mich in gewisser und entfernter Weise an einige Argumente der Frankisten. Auf der Website gibt es aber nun noch einen Link zu den Hebrew Catholics… Ich bin noch immer aufgewühlt…

  31. @ Adi

    “bzgl. reconstructionist: rabinowitz hat KEINE smicha des rcc in philadelphia.”

    In seinem Lebenslauf schreibt er von einem “Studium der Judaistik (teilweise Fernstudium) am RRC (Philadelphia, USA)”.
    Stimmt also, er hat dort keine Smicha erworben.
    Aber soweit ich das verstehe (anhand des Lebenslaufes) ist er einiges in liberalen Umgebungen unterwegs gewesen. Ein Bekannter von mir hat ihn vor fast 10 Jahren in Arnoldshain, auf einer Tagung der Liberalen, getroffen.

  32. ein ganz interessanter nebenaspekt dieser offenbarung ist zu beobachten, wer und wie schnell sich leute von ihm distanzieren.

    natürlich nicht ganz zu unrecht, immerhin ist er ein mann, der in einer gewissen medienöffentlichkeit steht und sein nun öffentlich gemachter religionswechsel ist für die außenwirkung des judentums nicht ganz ohne.
    ein schüler, der z.b. für ein referat in der schule im internet etwas zum judentum sucht, wird die botschaften auf b’r seiten nicht als “nicht-jüdisch” entschlüsseln können und somit ein völlig falsches bild bekommen. zudem ja, sollte jener schüler noch weiter recherche betreiben, um zu überprüfen, ob dieser rabbiner echt ist, er auf publikationen in diversen jüdischen medien, wie der allgemeinen stößt und nun annimmt (zurecht?!), dass er ein im judentum anerkannter rabbiner ist.

    nun zurück zu dem kleinen nebenprojekt. ich habe mich bei der world union for progressiv judaism erkundigt, inwieweit b’r mit ihr verbunden ist. er ist es nicht und war es auch nicht. darauf legt man auch wert. bin gespannt, was die allgemeine schreiben wird…

    ach so: nur, weil jemand auf der unionstagung in erscheinung tritt, ist er nicht gleich teil der union 🙂 Nathan Kalmanowicz war schon des öfteren dort zu sehen und nach eigenen worten kein liberaler jude … (aber nur, weil dein letzter satz (@matronit) leicht missverstanden werden könnte)

  33. Wer hat sich denn bislang von ihm distanziert? Außer Dir hat doch eigentlich keiner geschrieben, daß “wir” “ihn beobachten” und “uns” von “ihm distanzieren” sollen ;). Abgesehen von der Union, die sich vorsorglich abzusichern scheint…
    Und richtig, jemand, der auf eine Unionstagung geht, ist deshalb noch kein “Parteimitglied”. Aber ein Interesse ist dann schon da, sonst bräuchte man ja nicht hingehen. So war das gemeint.
    Das Interesse von Baruch Rabinowitz war sicher ein ernstgemeintes (Kalmanowitz’ vermutlich auch, aber da eher im politischen Sinne), wenn man seinen Werdegang durchliest und seine Interessen.

  34. @Shabbesgoi

    Vielleicht wäre es wirklich interessant, Baruch in ein Forum oder einen Blog zur Diskussion einzuladen – Chajm?

    Eigentlich hatte er ja mal angekündigt, auf seinem Blog eine Kommentarfunktion einzurichten. Das hat er aber leider dann doch nicht gemacht.

  35. Schalom zusammen. Wow, dachte mir echt nicht dass meine Webseite für ein derartig großes Interesse sorgt. Um schnell auf die Frage zu antworten: Nein, ich habe mich nicht „konvertiert“, was nicht heißt, dass ich mich gleichzeitig vom Judentum nicht distanziert habe. Ja, ich suche einen neuen Weg – und wenn ich ihn im Christentum finde, werde ich ihn nicht ablehnen, nur weil er „christlich“ ist. Ich habe meine Glauben – und für diesen Glauben werde ich auch stehen – egal ob meine Überzeugungen einer Institution passen oder nicht. Wenn Ihr meine Texte aufmerksam liest, werdet ihr sehen, dass mein Glaube passt eigentlich weder ins traditionellen Christentum noch ins traditionellen Judentum. Mit anderen Worten, ich bin auf dem Weg. Und ja, ich finde alle spirituellen Menschen und „Heiligen“ wunderschön – ob jüdische Rebbes, katholische Heilige oder buddhistische Gurus. Für mich sind sie alle Lehrer und Beispiele. Das Judentum ist für mich einfach zu eng, zu menschenfeindlich, zu verschlossen. Ich muss zugeben, dass ich lieber in eine Kirche gehe, denn so muss ich mich nicht vor irgendeinem Idioten ausweisen – der natürlich glaubt, dass ich jedes Mal eine Bombe in meiner Talar-Tasche trage. Ich will nicht die ganze Zeit ein Opfer sein – ich bin es nicht, meine Familie schon. Aber ich will keinem mehr Rechnungen schreiben. Ich will auch nicht alle nicht-Juden als meine Feinde ansehen und in die bewachte Synagogen zu gehen, um mich wichtig zu fühlen. Ich muss mich auch nicht unbedingt „Rabbiner“ nennen – obwohl ich meine Smicha wirklich verdient habe, die von einem orthodoxen Rabbiner in Bnei Braq geschrieben wurde und vom Oberrabbiner von Israel R‘ Lau anerkannt. Ich will es sogar nicht – ich will nicht ein Teil dieser Menschen sein, die sich Rabbiner nennen, aber leben völlig unwürdig. Ich habe auch scheiße gelebt. Und ich bereue es. Ich habe viel scheiße gebaut und das will ich nicht mehr. Ich suche Gott, Spiritualität, geistige Fortschritt. Ich weiß dass ich bei vielen als Verräter gesehen bin oder auch so gesehen werde. Aber ich habe keine Lust das deutsche Judentum oder das Judentum überhaupt zu retten. Ich werde auch nicht missionieren, aber ich werde jedem über meinen Weg und das, woran ich glaube erzählen. Diese Sache ist einfach zwischen mir und Gott. Wenn Ihr fragen habt, schreibt einfach: Rabbinerbaruch@aol.com Wünsche euch allen viel Segen! baruch

  36. @Baruch

    Ich für meinen Teil möchte gerne meine Fragen ÖFFENTLICH diskutieren und nicht auf dem Weg privater Emails.

    Wie wäre es also mit einer Kommentarfunktion auf Deiner Website?

    Ansonsten denke ich – wenn Chajm nichts dagegen hat – daß “Chajms Sicht” ein guter Ort für eine Diskussion ist.

  37. Hier ist mein Brief an Rabbiner Walter Rotschild. Er erklärt einiges auch:

    Dear Walter, thank you. No, I do not expect you to be on my side or to work with me – we do not work together any way. I just wonder how Judaism has changed. I always learned that Judaism primarily is not what you believe in, but what you do. Emphasize on belief was actually the “Christian” thing. “Na’ase WeNischma”, says the Torah. So actually a Jew is “kosher” as long as his conduct is ok and he lives according to Halacha – doesn’t matter what he/she believes in. What do Reform Jews believe in any way – or better – the ARK – which is of course not reform and whose rabbis are the true guardians of the proper Judaism?? So if I am informed correctly, your ARK conference consists of woman-rabbi, homosexual-rabbi, reform-converted-rabbi, rabbi who got his call to his ministry on the golf-field, rabbi without “smicha”, etc. Well, very diverse. And it’s a not a problem. ‘Cause: as rabbi, you can be actually atheist, humanist, communist, Israeli-right-wing-Zionist, you may practice all kind of religions – like the renewal-movement does – an in fact – you have a renewal rabbi in the ARK as well, right? – And the renewal movement indeed combines all religions together. What not a problem for me, don’t get me wrong. But I see all this as absurd – in fact our rabbis and communities in Germany are far more Christian in their way of existing than most of the Christians. All of us just believe how many of us really LIVE what we believe or better – what Judaism really teaches – we’ve got Torah and Halacha, didn’t we?? I knew that all this is going to be quite a provocation. Even though I do not believe that Jesus is God (what actually is required by most Christian Churches) and merely share the view of many rabbis that Jesus was kind of a great prophet, may be the greatest one – and I can send you a number of quotations, if you wish. I really did some kind research. So revered Rabbi Jonah Sievers would probably lable Rambam, Ramban, Arizal etc. as “Mashumadim” as well. I am happy to be in their company 😉 and that’s fine with me. I don’t want to be a part of the group, that mistreats other people, what is actually forbidden by the Jewish law, I don’t want to have to do with “Jewish” (in their belief) but absolutely secular (in their attitude) Communities and their leaders. I want to be among people who profess and act intact with their faith, doesn’t matter what their faith is, they deserve my respect. I still hope that there’s something going to change in this country. Otherwise I don’t want to become an evil prophet (and if it’s not enough, also a “Christian” one!! 🙂 ) who would foretell that Judaism in Germany is going to cease to exist in 20 years. You don’t have to be afraid – in 20 years you are going to get your rent. Me not – so I better look for a job somewhere else ?! Blessings, baruch

  38. @Adi
    “was wir brauchen sind zeit , geduld und die breitschaft, jedem, der es möchte, alles über das judentum beizubringen was wir wissen (und wir müssen auch bereit sein, zu lernen, den es gibt viel mehr wissen in den gemeinden, als so manch einer glaubt). der große gewinn der aufklärung ist das “bewusste gemeindemitglied”.

    Meiner Meinung nach, von “Zeit, Geduld und Bereitschaft” könnten wir in diesem Land vor 40 Jahren reden. Jetzt ist schon zu spät – oder wird’s bald. Das Rabbinat hat sich in einen bürokratischen Apparat verwandelt, die Gemeinden haben immer noch Vorstände, die zum größten Teil aus gar-nicht-religiösen Menschen bestehen, ja, es gibt auch wunderschöne und engagierte Menschen – aber es gibt sie zu wenig um “Agaisnt the Machine” zu kämpfen. Und wer will schon Märtyrer werden. Alles ist viel zu politisch – ja, unsere Rabbis und Vorständer sind z.T. hervorragende Politiker aber sehr schlechte Seelsorgen. Obwohl ich schon seit drei Jahren nicht mehr „im Geschäft“ bin, bekomme ich immer noch Anrufe oder Briefe von Menschen, die mit ihren Rabbis nicht klar kommen, die von ihnen missbraucht oder schikaniert werden. Ich spreche schon gar nicht mehr von den Menschen, die konvertieren wollen… Ich habe neulich schon wieder die Halachot Giur (Schulchan Aruch, Jora De’ia, Reisch Samech Heth und weiter) studiert. Das was ORD und ARK machen ist nicht halachisch und nach dem jüdischen Gesetz ist ein Verbrechen. Was ist mit uns los??? Warum behandeln wir die Menschen, die zu uns kommen, ein Teil von uns werden wollen, derartig schlecht??? Wenn ich an die Briefe und Anrufe antworten muss, fühle ich mich immer zutiefst geschämt. Und wenn wir den Namen „Jesus“ hören, kriegen wir sofort einen tiefen Choke. Oy wey, ay ay ay! Was für ein Verbrechen! Aber so ganz ernst: Warum haben wir so viel gegen einen Menschen, – ja ein Menschen, der genau so ein Gottes Sohn war wie jeder von uns ein Sohn oder eine Tochter Gottes ist, der eigentlich nur über Liebe und Ehrlichkeit gesprochen hatte??? Ja, es gibt genug ähnlichen Aussagen im Talmud – aber – was bedeutet uns schon Talmud? Ja, es gibt orthodoxes Judentum – ich kenne es sehr gut. Ich kann es theologisch nicht vertreten. Aber ich respektiere zutiefst jeden orthodoxen Juden, der nach seine Überzeugungen lebt, der vor Schabbat das Toilettenpapier zerreißt, ein Schbbat-Gurtel trägt, zwei Stunden braucht um in die Synagoge zu Fuß zu kommen, kein Licht anmacht, etc. Aber ich verachte äußerliche Religiosität – koscher in der Synagoge und Schweinebraten direkt danach. Ich bin kein Moralist, versteht mich nicht falsch. Aber allen Menschen die mich kennen kann ich als Zeugen nehmen, dass ich nie im Leben etwas gepredigt, was ich mit meinem Leben auch nicht vertrete. Ich habe nie etwas gelehrt, was ich selbst nicht zutiefst glauben würde. Als ich vor acht Jahren nach Deutschland kam, wurde mir gesagt: „Mach ruhig dein Job und du wirst eine glänzende Karriere machen“. Nein, danke, ich sehe die Religion nicht, als ein Ort für einen Karrieresprung. Eine Religion bedeutet für mich Gott und Menschen zu dienen. Also bleibe ich lieber wo ich bin. B’Schalom, baruch

  39. Ich muss zu dieser Giurproblematik als Gerah doch was sagen.
    Ich bin vor fast 7 Jahren Jüdin geworden (orthodox) und nie hat mich jemand deswegen schlecht behandelt. Natürlich ist es schwer gewesen, aber kein Rabbiner hat mich jemals abgelehnt.
    Als ich mich offiziell für einen Giur entschieden habe, war es kein Problem angenommen zu werden. Die Hürden sind hoch, sicher, und man muss schon eine gewisse Portion Durchhaltevermögen besitzen, aber Ablehnung oder ähnliches kenne ich nicht. Nein, nicht von der Orthodoxie. Was bei mir länger gedauert hat, war ein Termin für das Beth Din, was aber kein Wunder war, denn zu meiner Zeit gab es in Deutschland keines, erst als das Münchner Beth Din entstand war es möglich und dann ging es sehr sehr schnell bis zum Termin in der Mikwe. Niemand hat irgendwas übermenschliches von mir verlangt, eher im Gegenteil, die orthodoxen Rabbiner, die ich während der Zeit kennen gelernt habe, waren sogar sehr angetan, dass ich Jüdin werden wollte, obwohl ich vorher nie etwas mit Religion zu tun hatte.
    Ich war nie Christin und bin sehr froh darüber, denn was ich von vielen Christen erlebt habe, ist eher eine Scheinheiligkeit, christlich reden, aber ganz anders handeln. Jesus im Mund führen, aber antijudaistisch eingestellt sein. Wie geht das zusammen? Das habe ich erlebt, erlebe es noch heute. Das Judentum nennen Sie unmenschlich, darüber bin ich sehr erbost, eben weil ich unter anderem eben wegen der Menschlichkeit im Judentum so angetan war und es noch immer bin. Für mich sind andere Religionen eindeutig die, die zum größten Teil unmenschlich sind.

    Ich kann auch nicht nachvollziehen, dass Sie meinen, man müsste jeden Nichtjuden als Feind sehen, sorry, aber das ist wirklich starker Tobak und weder sind Sie ein Opfer, weil Synagogen bewacht werden müssen. Vor wem müssen wir uns denn leider schützen? Doch nicht vor Juden, die eine Synagoge besuchen, sondern vor Nazis und Antisemiten. Möchten Sie damit suggieren, das Problem läge auf jüdischer Seite?

    Wenn Sie Jesus wirklich als den Meschiach ansehen, haben Sie doch im Grunde das Judentum verlassen, warum also sind Sie nicht konsequent und geben Ihre Smicha zurück? Für mich passt es nicht zusammen, die Verlinkungen auf Ihre Smicha, unter anderem Bnei Brak, auf Ihrer Homepage und dem was Sie für sich leben und öffentlich propagieren.
    Wenn Sie das gelebte orthodoxe Judentum so ablehnen, wäre die Entscheidung Ihre Smicha zurückzugeben nur konsequent. Alles andere sehe ich persönlich als verlogen an.

  40. @Yael
    Tja, Sie können gerne meine Smicha haben, obwohl Smicha nur ein Nachweis ist, dass man theologisches Studium absolviert hat. Und das habe ich. Also dass ich ein jüdischer Theologe bin, kann ich leider nicht “abgeben”. Aber ich amtiere für keine Gemeinde – und da bin ich konsequent. Ich bin ehrlich und jeder kann lesen, was ich glaube. Ich bin nicht der Meinung, dass ich das Judentum verlassen habe. Ich weiß nicht, ob man das Judentum überhaupt verlassen kann. Man kann mich sogar nicht ex-kommunizieren”, denn ich gehöre keiner Gemeinde an. Ich bekomme auch kein Geld von der jüdischen Gemeinde. Aber das Judentum ist nicht nur orthodox oder liberal – es gibt sehr viele Formen. Und ich habe meine egeine. Und ich arbeite immer noch an meiner Theologie. Sie ist basiert auf der Thora, dem Talmud und rabbinischen Schriften. Überhaupt, die jüdische Theologie ist eine komplizierte Geschichte und jeder, der davon Ahnung hat, wird mir wahrscheinlich nicht widersprechen. Ja, es gibt einigen Normen, die eine Gemeinschaft für sich und nur für sich bestimmt – und wenn man ein Teil dieser Gemeinschaft sein will, muss man sich natürlich daran halten. Das bin ich auch nicht. Sie sagen, Sie sind eine orthodoxe Judin -. also warum leben Sie nicht in Israel? Das ist doch ein Gebot. Wissen Sie wie vielen, unterschidlichsten Strömungen es im orthodoxen Judentum gibt, die einander verdammen und verbannen? Als orthodoxe Judin dürfen Sie eigentlich nicht eimal Internet benutzen. Na ja, so viel zur Halacha. Liebe Grüße, brch

  41. Und a pro pos Nazis und Antisemiten: Ich glaube an das Gesetz der Resonanz. Ich denke, dass wir so sehr mit unser “Sichercheit” beschäftigt sind, dass wir die “Feinde” eigentlich produzieren. Wenn wir offener gewesen, müssten unsere Türe vielleicht nicht bewacht werden. Angst zieht an – wissen Sie was passiert, wenn ein Hund spührt, dass Sie vor ihm Angst habe? Liebe tut das auch. Sie zieht jedoch Liebe an. brch

  42. “Das bin ich auch nicht. Sie sagen, Sie sind eine orthodoxe Judin -. also warum leben Sie nicht in Israel? Das ist doch ein Gebot. Wissen Sie wie vielen, unterschidlichsten Strömungen es im orthodoxen Judentum gibt, die einander verdammen und verbannen? Als orthodoxe Judin dürfen Sie eigentlich nicht eimal Internet benutzen.”

    Wenn man sich gegen Pauschalen abgrenzen will, sollte man auch Andere von Pauschalen verschonen.

    Da Du Dich längere Zeit im orthodoxen Judentum bewegt hast, wirst Du genauso gut wie ich oder Yael wissen, daß es auch innerhalb der Orthodoxie verschiedene Positionen zum Thema Aliyah oder Internet gibt.

  43. Ich bin nicht ultraorthodox, sondern definiere mich als modern orthodox, die selbstverständlich auch das Internet erlaubt.
    Warum ich nicht in Israel lebe? Gute Frage, wenn Sie mir einen Job besorgen, bin ich gern morgen weg. Aber arbeitslos in Israel zu leben, stelle ich mir sehr schwierig vor, außerdem gibt es neue Gesetze in Israel, von Sekulären erlassen, dass ein Giur, auch kein orthodoxer, automatisch eine Aliyah erlaubt. Wussten Sie, dass es eine Kommission in Israel vom Innenministerium gibt, die entscheidet, wer einen Giur in Israel machen darf bzw. nicht? Das ist eine sekuläre Kommission, die nach Aktenlage entscheidet, ohne die Menschen überhaupt zu sehen. Daher gibt es heute die Schwierigkeit, die auf Seiten der Sekulären beruhen und nicht auf Seiten der Orthodoxie.

    Die zum Teil massiven Differenzen zwischen den einzelnen Strömungen und natürlich innerhalb der Orthodoxie sind mir natürlich bekannt, ich habe auch nicht behauptet, dass die Orthodoxie das Non-Plus-Ultra ist. Jeder muss seinen eigenen Weg finden, aber wenn man Jesus als den Maschiach ansieht, bewegt man sich nicht mehr innerhalb des Judentums. Natürlich kann man aus dem Judentum nicht austreten, man kann es aber freiwillig verlassen. Wenn man das möchte, kann es einem ja egal sein, was die Halacha dazu sagt oder nicht?

  44. baruch:

    erst einmal danke, dass sie sich an der diskussion beteiligen.

    ich teile ihre pessimistische einstellung zu der situation des deutschen judentums nicht. meine erfahrung ist eine andere. zu beginn meiner ausbildung war ich viel pessemistischer, was das gemeindeleben angeht. das allgemein verbreitete gerücht, jüdische gemeinden seien nur “kulturclubs” hat mich auch erreicht und beeinflusst in meiner wahrnehmung und in der festsetzung meiner ausbildungsziele.

    die wirklichkeit hat mir etwas anderes gezeigt. es gibt in den gemeinden einen hunger nach jüdischer ausbildung, einen wunsch, jüdisches leben aktiv mitzugestalten – ein bedürfnis, teil von dem werden, was man ein neues jüdisches leben in deutschland nennen könnte.

    ich stimme ihnen zu, dass es auf dem weg dorthin menschen gibt (und leider nicht wenige), die diesen weg blockieren, andererseits glaube ich, dass wir erst am anfang dieses prozesses sind und wir tatsächlich geduld brauchen. (das die zentralratspräsidentin heute sagt, die koffer seien ausgepackt, liegt nicht an ihr und der gemeindemitglieder, die vor 1989 hier waren, sondern an den menschen, die erst vor kurzem mit gepackten koffern hier ankamen und gesagt haben, dass sie hier eine heimat finden wollen). d.h. die bedenkenträger werden weniger, je mehr wir neuerungen zulassen.

    es war wichtig (und ist es auch immer noch), zunächst die soziale basis der gemeinden aufzubauen. wer versucht, gemeinden um G’ttesdienste zu strukturieren baut das haus vom dach aus. ein deutschkurs, ein kochkurs, ein kaffetreff sind – in meinen augen – unheimlich wichtig. sie bilden das miteinander, was wir brauchen um später auch miteinander beten zu können.

    jetzt, wo dieser schritt in den meisten gemeinden getan ist, müssen wir weitergehen. jetzt werden rabbinerInnen benötigt, die nicht den kopf in den sand stecken und nur gemeinden sehen, in denen kaum einer “traditionell” beten kann. ich sehe gemeinden, in der menschen woche für woche zusammen kommen und den wunsch haben, mit G’tt zu kommunizieren, mit einander zu beten. ich als angehender rabbiner muss, aber vor allem will es, begleite sie auf diesem weg und nehme ihnen das nicht ab. (hier wäre meine hauptkritik einigen kollegen, die in den mitbeterInnen keine mündige, erwachsene menschen sehen, sondern nur “ja und amen” maschinen).

    die von ihnen kritisierte tradition empfängt ihren unmut zu unrecht. sie ist eine wervolle hilfestellung auf diesem weg. zumindest sehe ich das als progressiver jude so. vor allem lehrt sie uns, geduld zu bewahren. natürlich sind viele gemeinden noch im aufbau, andere gemeinden werden eventuell in 20 jahren nicht mehr da sein und natürlich wird es wanderungsbewegungen in den gemeinden geben, aber es wird eine zukunft für ein plurralistisches judentum geben, weil es immer frauen und männer geben wird, die die tradition aufgreifen und an die nächste generation weitergeben wollen. wir müssen sie nur lassen.

    ich sehe das und daher bleibe ich optimist.

    Adi

  45. und noch ein nachtrag, der mehr zur aktuellen diskussion passt:

    wenn ich von pluralität spreche, dann meine ich tatsächlich, dass das judentum als ganzes viel aushalten kann und muss. es war und wird nie ein monolithischer block sein. gerade die fragestellung, was, oder wer der messias sein kann, sein wird, und bzw. was “es” definiert ist über die jahrhunderte umstritten und bleibt umstritten.

    jedoch, und das bei aller uneinigkeit, jesus war und ist innerhalb all dieser diskussionen nicht der messias. er erfüllt, in meinen augen, “das” wesentliches merkmal nicht, nämlich, in zusammenhang mit einer wesentlichen veränderung des zusammenlebens von menschen zu stehen. egal, ob man den messias als persönlichen erlöser ansieht, oder als jemand, der den menschen die torah so vermittelt, dass sie sie voll und ganz leben können, oder als eine messianische zeit. jesus mag ein großer schriftgelehrter gewesen sein, oder nur ein charismatischer laienprediger oder was auch immer, aber er hat die heilung der welt (“tikkun olam”) nicht wirklich etwas geschaffen, was es wert wäre, ihm den titel messias zu verleihen oder ihn gar in die nähe etwas G#ttlichen zu setzen, was über das hinaus geht, was jedem menschen anheim ist.

    natürlich will ich hiermit keine glaubensdiskussion um den messias auslösen, ich wollte nur klarstellen, dass ich fest davon überzeugt bin, dass es eine große pluralität innerhalb des judentums gibt, vor allem dank des großen reichtums, den unsere tradition, aber das es grenzen in diesem framework gibt. ab einem gewissen punkt ist es kein judentum mehr. dann ist es christentum, buddhismus oder was auch immer.

    für das deutsche judentum finde ich es persönlich schade, dass sie @baruch) diesen weg eingeschlagen haben, den querköpfe und kritiker brauchen wir hier genauso wie optimisten und pessimisten. von mensch zu mensch kann ich ihre entscheidung aber respektieren. letztendlich sind wir alle jews, christian or whatever by-choice und müssen unseren religiösen weg bewusst entscheiden. wer dies tut, verdient respekt.

    adi

  46. @Adi
    Liebe Adi, ich will Sie auf gar keinen Fall entmutigen – ich glaube, dass so lange es motivierten und ehrlichen Menschen gibt, nicht alles verloren ist. Aber es gibt auch ein schwarzer Witz: “Was war die Unterschied zwischen den Juden-Optimisten und Juden-Pessimisten vor dem zweiten Weltkrieg gewesen? – Die Optimisten leben nicht mehr, die Pessimisten sind nach USA ausgewandert… Das sollte auf gar kein Fall jetzt politisch verstanden werden – ich lebe sehr gerne in Deutschland und sehe dieses Land als ein Ort, an dem sehr viel im spirituellen Hinsicht entstehen kann. Auch was das Judentum betrifft. Aber ich finde den Zustand des Judentums eben HIER echt kritisch. Und wenn Sie engagiert sind, sollten Sie sich nicht mit Hoffnungen beruhigen, sondern mit Ihren Kollegen etwas konkretes unternehmen. Ich wünsche Ihnen viel Segen und Erfolg. brch

  47. Ich bin Politologin und momentan arbeitslos und verdiene mir zum Überleben mit Putzen zum Teil meinen Unterhalt. Tolle Arbeit nicht?

    Lesen Sie Matronit: daß es auch innerhalb der Orthodoxie verschiedene Positionen zum Thema Aliyah oder Internet gibt.

    Dass Sie Respekt vor orthodoxen Juden haben, wie Sie selber schreiben, nehme ich Ihnen nach Ihren Beiträgen zu meiner Person leider nicht ab. Respekt sieht anders aus.

    Schönen Tag noch.

  48. @Adi
    vor allem Danke. Ich weiß nicht was macht das schon einem aus, ob man an Jesus als Messias glaubt oder nicht – die Ablehnung von Jesus, laut den meisten Gelehrten war nur weil er so eine zentralle Rolle im Christentum spricht. Eine Auseinandersezung mit ihm macht jedoch einen genau so wenig christlich, wie Essen von Sugvaniot macht einen jüdisch. Alle warten auf den Messias – und Messias-Theologie ist im Judentum sehr unterschiedlich.
    Und ich wollte auf gar kein Fall das Orthodoxe Judentum beleidigen. Ich bin sogar der Meiniung, dass jeder, der das Judentum kennen lernen will, mit dem orthodoxen Weg anfangen soll. Danach kann er/sie für sich weiter entscheiden, ob man da bleibt oder weiter geht.
    Aber ich nehme Halacha ernst – und solange ich orthodox war, habe ich mit meinem ganzen Herzen alles, ja ALLES gemacht, was die Halacha mir vorschreibt. Es gibt tatsächlich unterschiedlichste Minhagim, aber immer noch nur eine Halacha. Ich habe mich dafür entschieden, aus egal welchen Gründen, nicht-halachisch zu leben. Aber Menschen die sich dazu verpflichten, sollten sie auch erfüllen. Finde ich. Man soll einfach dafür stehen, was man glaubt und was man vertretet. Die Halacha abzulehenen, nur weil sie unbequem ist zeugt nicht gut von Gläubigen. Das ist die Schäche fast aller Religionen. Wir alle brauchen einfach starken Menschen, starken in ihrer Überzeugung und ihrem Leben. Dann werden wir eine Menge bewegen. Nur dann, denke ich.

  49. @ Baruch: ” sondern uns offener zu machen”:
    Also ich weiß nicht, welche Gemeinden Du hier in der BRD kennst,
    aber die drei vier, die ich hier im Pott kenne und mal mehr und mal weniger besuche, sind sehr offen. Es guckt Dich keiner als Goi scheel an,
    Du wirst akzeptiert, und der große Vorteil gegenüber anderen Gemeinden ist, es will Dich garantiert keiner missionieren. Man nimmt Dich so, wie Du bist, was will der Mensch mehr. Dass man beim ersten Besuch einmal kurz beim Pförtner die Fleppe zeigen muß, ist nun wirklich kein Problem oder ein
    abschreckendes Bollwerk.

  50. @ Baruch:
    Also ich weiß ja nicht, dieser Jesus Schmesus, oder Jeshua ben Jossef.
    Also Rabbiner, wie Du auf Deiner Seite schreibst, kanner nicht gewesen sein, denn die Smicha hab es erst nacht der Tempelzestörung, oder ?
    Und wenn man sich mal die vier frohen Botschaften durchliest, eigentlich sind es ja mit den Apokryphen siebzehn, aber den Rest hat die Amtskirche unter den Tisch fallen lassen, weil sie nicht dem Machtausbau dienlich waren, dann findest Du da nicht viel, was Du nicht entweder in der Thora oder bei den Propheten findest. Natürlich abgesehen von den Wundern, Auferstehung inklusive. Also bei Wundern werde ich immer mißtrauisch.
    Meistens müssen sie dazu herhalten, Defizite in der Legitimation zu kaschieren. Also unterm Strich finde ich da nicht so viel Tolles,
    was man an dem Jeshua ben Jossef finden kann.

  51. @ Baruch: “- Stimmt. Aber normal ist das nicht.”
    Doch, das ist normal, denn in den meisten jüdischen Gemeinden ist es die Norm, und zwar aus gutem Grund. Die Norm in Christlichen Gemeinden ist,
    wenn Du sie als Gast besuchst und sie nicht zu groß und anonym sind,
    dass Du am Ausgang ein mit Stecknadeln der Nächstenliebe in´s Gesicht getackertes Lächeln vom Pfarrer bekommst, garniert mit der Aufforderung:
    ” Sie sind neu hier ? Beehren Sie uns doch gerne bald wieder!” und einem warmen Händedruck. Da ist es mir doch lieber und ehrlicher, am Eingang meine Fleppe zu zeigen, als ganz normaler Mensch behandelt zu werden, und nicht als potenzielles Opfer der gallopierenden Nächstenliebe.

  52. @ Baruch: “zwei juden- drei meinungen”
    Damit es zu keinen Fehleinschätzungen kommt, der Name ist Programm.
    Ich bin ein apikoirer Shabbes-Goi. Also, ein Jude – ein apikoirer Goi = vier Meinungen.
    Ich habe auch nichts überhaupt gegen Freundlichkeit. Ich schätze sie sehr, wenn sie echt und unaufgesetzt ist. Aber wenn sie Programm ist, na ja,
    da ist mir dann eine ehrliche Neutralität lieber.

  53. @shabbes-goi

    oh sorry! 😉 Die Neutralität finde ich auch in Ordnung. Die ist aber selten. Außerdem gebe ich die Möglichkeit, dass die Herzlichkeit, mit der ich ab und zu emfangen werde kein Program, sondern echt ist. Das ist doch auch ganz jüdisch. Sprüche der Väter behandelt das Thema ausführlich.

  54. @ Baruch:”wenn du meinst, dass du mit hass mehr erreichst… Steht es nicht geschrieben: “Meide das Böse und tu das Gute; Suche Frieden und jage ihm nach” (Tehilim, 34,15)?”
    Pardon, ich springe etwas, aber die Banalität Deines Kommentares:”und a pro pos Nazis und Antisemiten …” bringt mich einfach ziemlich auf die Palme. Also, nur weil ich die Nazis nicht liebe, hasse ich sie nicht,
    sondern ich finde ihr “Programm”, soweit man das überhaupt so nennen kann, ihren Rassismus, Antisemitismus und ihr grundlegendes Prinzip der Gewaltandrohung und Gewaltanwendung absolut inakzeptabel und untolerierbar. Ich finde es absolut wichtig, sie mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln in ihre Schranken zu weisen, ohne sich dabei auf ihr Niveau der Gewaltbereitschaft zu begeben.
    Aber jedweden Aufruf zur Liebe ihnen gegenüber finde ich ziemlich inadäquat.

  55. Ich habe diese Diskussion mit großer Aufmerksamkeit gelesen und möchte an dieser Stelle mein großes Erstaunen und Bedauern kund tun:

    Die triviale Diskussion von Sicherheitspersonal vor der Schul oder die Frage nach dem umständlichen Giur-Prozess mächte ich nicht weiter thematisieren, – das ist marginal, denn die Crux, das, was euch hier bewegt und teilweise aufschreckt ist die Frage, ob ihr in der Lage seid, Brch´s Weg mit Toleranz und Akzeptanz zu begegnen.
    In diesem Kontext sollte man in Erwägung ziehen seinen eigenen Horizont zu erweitern, seine Perspektive zu vergrößern und neue oder wiederentdeckte Erkenntnisse zumindest zu überdenken, bevor man sie abschmettert.
    Hier wird von Pluralität gesprochen, – die Lehren des Judentums, eines seiner hervorragensten und schönsten Eigenschaften war und ist vielleicht mancher Orts noch, die Tatsache, daß über alle Zeiten hindurch, gemeinsam diskutiert und gestritten wurde. – Wo bleibt der nächste Schritt, wo die Evolution? Warum wollt ihr im 21. Jahrhundert diese wunderbare Tradition aufgeben und neue Ideen und Thesen abweisen?
    Folgt also diesem Weg, streitet und diskutiert weiter, warum nicht auch über die Identität des Messias streiten?! Wird denn hier eine unverbindliche „ex cathedra“ postuliert? – Nein! Diesen Anspruch fordert Brch in keinster Weise für sich und seinen Weg ein.
    Was erschreckt, verstört euch denn so, – warum diese Angst? Hat das Judentum im Laufe der Geschichte so viel Heteronomie erlitten, daß sie nun selbst nur noch mit destruierender Ausgrenzung reagieren kann? –

  56. @Baruch

    „Auch was das Judentum betrifft. Aber ich finde den Zustand des Judentums eben HIER echt kritisch. Und wenn Sie engagiert sind, sollten Sie sich nicht mit Hoffnungen beruhigen, sondern mit Ihren Kollegen etwas konkretes unternehmen. Ich wünsche Ihnen viel Segen und Erfolg. brch”

    Also Baruch, wenn ich jemandem zugetraut hätte, dass er eine eigene kleine Gruppe um sich scharen kann, mit der das gemacht wird, was Du gut findest, dann eigentlich Dir. HaSchem hat Dir viele Instrumente dazu geschenkt und wenn man nur 10 Leute findet die mitmachen, so sind es doch immerhin 10.
    Wir haben im Ruhrgebiet auch immer geklagt es gäbe nichts alternatives und dann haben wir es einfach gemacht und uns einen Raum geschaffen in dem die Atmosphäre herrscht die wir uns gewünscht haben.
    Viele Dinge wurden einfach bewegt, weil jemand aufgestanden ist und es einfach probiert hat. Mein Empfinden ist, die Lösung liegt nicht außerhalb des Judentums, sondern innerhalb. Mahnungen, Dinge zu bewegen gibt es genug. Fast schon abgenutzt sind diese Sprüche „Wenn nicht ich…” oder „Auch wenn Du das Werk nicht vollenden kannst…” etc.

    Ein (orthodoxer) Rabbiner aus Antwerpen mit dem ich kürzlich sprach und der früher in meiner Heimatgemeinde zu den Hohen Feiertagen vorbetete erzählte mir, er habe die Internetpräsentation gesehen und es sei nicht sein Ding (Frauen an der Torah, gemischtes Sitzen), aber allein die Tatsache, dass sich Juden aufrichtig am Schabbes und zu anderen Gelegenheiten aufrichtig versammeln und gemeinsam beten und den Schabbat zu einem besonderen Tag machen, empfände er als Schritt den man nicht hoch genug bewerten könne. Aus seinem Munde war das für mich ein großartiges Kompliment.

  57. @Stephanie
    Erschrecken, Verstörung und Angst nehme ich bei den Diskussionsbeiträgen bis jetzt nicht wahr, sondern eher Erstaunen, Irritation und bei einigen Beiträgen auch Fassungslosigkeit.

    Ich finde, es gibt Einiges an Diskussion, wie Judentum im 21. Jahrhundert aussehen kann. Einen der besten Texte hat meiner Ansicht nach Rabbiner Adi Assabi z’l’ verfaßt:
    Jude sein und Judentum im 21. Jahrhundert
    http://www.berlin-judentum.de/rabbiner/assabi-1.htm

    Die Irritationen, die hier im (virtuellen) Raum stehen, hängen doch damit zusammen, daß der Eindruck entstanden ist ein vormals orthodoxer Jude und Gemeinderabbiner ist nach Abstechern ins liberale Judentum bei oder in der Nähe von messianischen Juden / Christen gelandet und habe – so Chajms neuster Blogeintrag – das Judentum hinter sich gelassen und damit sind bestimmte Konnotationen verbunden, die eine Diskussion erst einmal nicht einfach machen.

    Diejenigen Juden, die ich kenne und die sich in Richtung Christentum oder messianische Juden entwickelt haben, waren unwissende Juden. Für mich ist es schwer nachvollziehbar, daß jemand, der fundierte Kenntnisse des Judentums hat und das Knowhow mit Texten umzugehen, nun in diese Richtung zu driften scheint.

    Wie gesagt, ich kenne Baruch Rabinowitz nicht persönlich, und Lektüre und Diskussionen ermöglichen nur einen beschränkten Einblick.

    Wir brauchen Leute wie Baruch hier für die Entwicklung des jüdischen Lebens ganz dringend. Es schmerzt dann, wenn so jemand sich anders entwickelt. Er fehlt uns. Unabhängig davon wünsche ich ihm, daß er mit dem Weg, den er wählt, glücklich wird.

  58. @Chaim

    Lieber Chaim, danke. Du kennst mich seit ich in Deutschland bin und Du weißt auch was ich gemacht habe. Und das mache ich immer noch. Ich versuche die ganze Zeit, den Menschen zu erreichen. Genau so wie Du. Ich bewundere sehr Deine Gemeinde und Deine Arbeit. Und auf meiner Art und Weise mache ich dasselbe. Ich will auch eine “Inklusive” Gemeinde gründen, wenn die Zeit reif ist – und das Zeil wird die ganze Schönheit des Judentums und der jüdischen Spiritualität zu entdecken und zu leben. Aber ich will keinen “Lable” – Orthodox, Konservativ, Liberal… das sollte einfach ein Ort sein, an dem Menschen kommen können, beten, Schabbat feiern, einander freundlich begrüßen und die Grenzen abbauen, nicht die neuen schaffen. Ich brauche keine Rabbinerkonferenz oder Zentralrat oder ähnliches. Die Türe sollen für jeden offen stehen – jeder kann seiner Erfahrung mit Gott mitbringen und mit mir/uns teilen. Ich will nicht Menschen auf Juden und nicht-Juden, halb-Juden oder viertel-Juden unterscheiden – ich sehe jeden Menschen als… Menschen – Gottes Kind. Mein Rabbiner in Jerusalem hat mal gesagt: “Juden und Goim sind wir El-Geräte: Juden sind 220V, Goim 110V – deswegen dürfen die Goim keine Thora lesen”. Ich glaube das nicht. Vielleicht weil ich eben aus der UdSSR komme und Antisemitusmus noch als Kind ganz stark erlebt habe, ertrage ich keine Grenzen und Rassismus. Für mich ist jeder Mensch wertvoll und ich bin mit jedem bereit meine Wissen und Erfahrung zu teilen. Deutschland war immer das Land, in dem Neues geboren wurde. Vielleicht hat auch HaKadosch Boruch Hu mich nach Deutschland geschickt, dass hier etwas Neues entstehen kann? Die Zeit wird zeigen. Die Reformbewegung war nicht eine “interne” Reform – mindestens wurde sie so von den orthodoxen Juden nicht gesehen. Wie gesagt, ich arbeite immer noch sehr viel an die Theologie. Aber wenn ich fertig bin, so Gott will, wird sie einen Weg zeigen, neues Judentum zu leben – begründet auf der ganzen Erfahrung des jüdischen Volkes, von Abraham, über Ägypten, Eretz Israel, Babylon, Hellos, und 2000-jährige Diaspora. Also mal sehen. Auf jeden Fall bin ich dem Judentum absolut treu – und meine Treue und Liebe zu meine Religion und meinem Volk zwingt mich momentan die Schritte zu machen, die ich tue. Ich danke Dir sehr, dass ich hier meine Gedanken aussprechen kann. B’Schalom, brch

  59. @Matronit/Juebe
    Nein, ein Postulat ist es nicht, es ist ein Appell an Toleranz und Weltoffenheit, vor allem an Zuversicht. Warum von Verirrung und Verlust sprechen?- „Es schmerzt dann, wenn so jemand sich anders entwickelt. Er fehlt uns.“ – Er fehlt euch nicht und er wird euch nicht verloren gehen durch seinen Weg, er könnte eine Bereicherung ein Zugewinn darstellen!
    „Für mich ist es schwer nachvollziehbar, daß jemand, der fundierte Kenntnisse des Judentums hat und das Knowhow mit Texten umzugehen, nun in diese Richtung zu driften scheint.“ – vielleicht liegt es an deiner Perspektive, an der Hemmung die nötige Offenheit walten zu lassen? „Wir brauchen Leute wie Baruch hier für die Entwicklung des jüdischen Lebens ganz dringend.“ – Du bringst es auf den Punkt! – Genau das ist es. Er entwickelt das jüdische Leben weiter!
    Liebe Grüße

  60. @Stephanie
    Ich bin schon etwas perplex über Ihre Chuzpe (Dreistigkeit), denn ich finde, es steht Ihnen nicht zu, Leuten, die Sie von einigen Kommentaren her kennen zu unterstellen, daß es ihnen an “Toleranz und Weltoffenheit” mangelt. Und das tun Sie, denn sonst erübrigt sich Ihr Appell.

    Ob Baruch “uns fehlt”, darüber können Sie gar nicht befinden, denn das ist ein Statement aus jüdischer Perspektive, die Sie offensichtlich nicht haben. Das ist eine Feststellung – nicht mehr und nicht weniger.

    Wer hier welches Maß an Offenheit hat oder nicht hat, auch das können Sie nicht beurteilen. Es wäre schön, wenn Sie bei zukünftigen Beiträgen Ihre Bewertungen unterlassen könnten. Das bringt den Klärungsprozess hier nicht weiter.

    Dass messianisches Judentum von Juden, die dieser Richtung nicht angehören, nicht als Bereicherung angesehen wird, ist innerjüdischer Konsens. Wenn Sie darüber nicht bescheid wissen, finden Sie reichlich Material auf der Seite:
    http://www.judentum.org/judenmission/

  61. Ich kann mich Juebe bezüglich dieser Stephanie nur anschließen. Jemand der die jüdische Perspektive nicht kennt, nicht kennen kann, sollte sich mit derartigen Unterstellungen zurückhalten. Toleranz ist ein Wort, dass mir in Deutschland sowieso zu oft in völlig falschen Zusammenhängen rausposaunt wird. Schon allein da werde ich hellhörig. Jeder Jude, der einen anderen Weg einschlägt fehlt uns. Soviele sind wir ja nicht.

    Baruch, keine Sorge, Sie haben mich nicht beleidigt.

  62. @Yael1

    Yeal, ich denke dass Stephi recht hat- ich muss Ihnen (oder besser) dem Judentum) nicht fehlen – das entscheiden jedoch Sie und nicht ich. Ich bin jüdisch und mein Glaube gründet sich hauptsächlich auf der Thora, dem Talmud, der Kabbala. Mein Weg ist jüdisch. Ob Sie glauben oder nicht. Ja, ich gehe einen anderen Weg als Sie. Aber ich glaube dass die beiden Wege führen zum selben ultimativen Ziel. Ich hoffe dass wir alle am Ende einander treffen. Und ich hoffe dass Stephi kann selbst sagen, in wie fern sie die jüdische Perspektive kennt. Laila Tow. brch

  63. > Und ich arbeite immer noch an meiner Theologie.

    Diese Formulierung erscheint mir schon sehr aufschlussreich.
    Den klassischen jüdischen Quellen ist nicht nur
    der Begriff Theologie fremd, sondern sogar das Konzept.
    Wir fragen doch nicht:
    “Welche Rolle spielt G-tt in der Welt?”
    That’s a given.
    Wir fragen vielmehr:
    “Was sagt G-tt über die Aufgabe des Menschen in der Welt?”

    > I always learned that Judaism primarily is not
    > what you believe in, but what you do.
    > Emphasize on belief was actually the “Christian” thing.
    > “Na’ase WeNischma”, says the Torah.

    Soweit einverstanden.

    > So actually a Jew is “kosher” as long as his conduct is ok
    > and he lives according to Halacha –
    > doesn’t matter what he/she believes in.

    Diese Schlussfolgerung teile ich sicher nicht.
    Etliche der Mitzwoth beziehen sich durchaus auf die
    innere Gedankenwelt, angefangen mit den ersten
    beiden am Sinai (beyn Odom leMokom)
    und dem zehnten (beyn Odom lechaveiro)
    Und es gibt durchaus auch einige klassische Sforim,
    die sich mit Machschowo und Haschkofoh beschäftigen,
    beispielsweise
    http://en.wikipedia.org/wiki/Chovot_ha-Levavot

    YM

  64. “die wirklichkeit hat mir etwas anderes gezeigt. es gibt in den gemeinden einen hunger nach jüdischer ausbildung, einen wunsch, jüdisches leben aktiv mitzugestalten – ein bedürfnis, teil von dem werden, was man ein neues jüdisches leben in deutschland nennen könnte.”

    @adi

    diese Erfahrungen mache ich in letzter Zeit auch vermehrt. Vor allem fällt mir auf, dass Frauen ein dringendes Bedüfnis nach einer jüdischen Ausbildung, nach Schiurim etc. haben. Früher war dies nicht in dem Maße vorhanden. Aber leider fehlt es an gut ausgebildeten Rabbinern. Für Berlin mit sehr vielen Gemeindemitgliedern sind drei Rabbiner viel zu wenig. Woran es leider noch sehr mangelt, ist der Wille der Gemeindevorstände jüdisch-religiöses Leben fördern zu wollen. Leider sind die in der Mehrzahl nun nicht religiös und haben daran weniger Interesse. Auch hat das unendliche Hickhack in der Berliner Jüdischen Gemeinde hat das bisher sehr verhindert. Statt sich über religiöse Angebote und anderes zu kümmern, waren sie nur mit sich selber beschäftigt. Ich hoffe, dass diese Zeiten endlich vorbei sind. Aber auch die Angebote von Lauder lassen da sehr hoffen.

  65. @ Baruch

    Dein Weg ist nicht “jüdisch”.
    Man kann nicht alles und jedes als “jüdisch” vereinnahmen – auch dann nicht, wenn man halachisch jüdisch ist.
    Du zimmerst Dir gerade eine recht wirre Mischung aus allen möglichen Elementen verschiedener Religionen und Glaubensvorstellungen, gespickt mit einem ordentlichen Schup starken Ich-Bezugs, zurecht. Wer glaubt “Gott hat ihn (Jesus, meine Anm.) auserwählt, jüdischer Messias zu sein, Hohepriester Gottes, der das endgültige Opfer für die Welt bringen” und dessen “Tod () dann jedoch von Gott als Versöhnungsopfer für alle Menschen angenommen (wurde)” hat ziemlich an “jüdischer” Bodenhaftung verloren. Es ist ja nicht Dein Glaube, daß Jesus der Messias sei allein, es sind viele Punkte in den Postings, die stark vermuten lassen, daß Du bereits recht viel Kontakte in die messianische Szene hast (Deine Unterstützung von “Stephi” ist auch ein Hinweis in diese Richtung).
    Deine Behauptung also, das alles sei schlichtweg “jüdisch” kann von Juden so nicht akzeptiert werden, bei allem Wissen um und Verständnis für verschiedene jüdische Auffassungen.

    Was mich auf jeden Fall wundert, ist, daß Du so gar nicht bereit bist, auf Fragen einzugehen, die ich Dir gestellt habe. Du beklagst Dich doch an anderer Stelle, daß in Deinem Blog keiner die Kommentarfunktion genutzt hätte. Hier gibt es Kommentare zuhauf, auf die Du aber wenig oder gar nicht eingehst. Woran liegt’s?

  66. @adi

    Die jüdische Gemeinde zur Berlin hat mich drei Mal eingeladen und drei Mal hat es sich gescheitert – zum ersten Mal mit Herrn Meyer, zum zweiten und dritten Mal weil die aus der Synagoge A&B wollten mich nich als Rabbiner für den Synagogen C&D haben. Sie haben 7 Monate lang darüber diskutiert, ob mich für ZWEI Jahre (mit 6 Monaten Probezeit) einzustellen oder nicht . Obwohl Rykerstrt. und Fraenkelufer für mich abgestimmt hatten und ich wurde immer wieder in die zwei Synagogen eingeladen zu amtieren. Die Gemeinde in Belin will einfach keinen Rabbiner haben – ok, nicht dass es vielen Kandidaten gibt. Aber wenn einer kommt, geben sie ihn keine Chance.

  67. @Matronit

    Hmm, ich habe von Dir noch keine Frage gesehen.

    Stephi ist nicht “messianisch”. Kennst Du sie überhaupt?

    “daß Du bereits recht viel Kontakte in die messianische Szene hast” – was bringt Dich auf dieser Idee?

    Wenn Du herausfindest wer “jüdisch” und “Judentum” definiert, sag mir bescheid. Ich dachte wir haben immer noch keinen Papst. Aber Du vielleicht schon?

    Aber ok, wenn es Dich glücklich macht – ich habe das Judentum verlassen und habe für mich einen neuen Weg gefunden. Und ein Grund dafür ist, dass es viel zu viele Menschen wie Dich im Judentum gibt. B’Schalom, baruch

  68. @ Baruch

    Concerning “Stephi”: manche Leute muß man nicht persönlich kennen, um ziemlich schnell anhand ihres Geschreibes herauszufinden, wo der Dampfer langfährt…

    Was meine VERMUTUNG angeht (ich schrieb “vermuten”, nicht wahr), daß Du Kontakte in die messianische Szene hast, erschließt sich mir aus Deinen Postings. Möge ich unrecht haben!

    Ich habe in jedem meiner Postings eine Frage an Dich gestellt, sowohl hier als auch in dem anderen Strang (“Das Judentum hinter sich gelassen”). Du kannst ja noch einmal nachlesen.

    Deine letzten Antworten nun sind leider recht unsachlich und polemisch. Ich würde gerne weiter mit Dir diskutieren, aber laß’ uns versuchen, auf einer guten Ebene zu bleiben, ohne Polemik und ohne Schmollen – selbst wenn manchmal Dinge angesprochen werden, die unangenehm sind.

    Ich bin wirklich 😉 nicht der Papst, aber Du als in unseren Schriften gebildeter Jude weißt sicher recht genau, daß z.b. der Gedanke, daß Jesus “als Versöhnungsopfer für alle Menschen von Gott angenommen” wurde, kein jüdischer Gedanke ist und warum.
    Dazu könnten wir z.B. diskutieren.

    Ich ziehe mich vorerst in die Küche zurück und wünsche allen Schabbat Schalom.

  69. @Baruch
    Natürlich habe ich verstanden, dass Du Grenzen abbauen möchtest und ein „neues” positives Judentum schaffen möchtest, jenseits der bestehenden Bezeichnungen und ich denke, das ist für Dich machbar, da Mitstreiter zu finden und eine Gruppe aufzubauen welche Dich unterstützt. Immerhin wohnst Du in keiner kleinen Stadt.
    Im Augenblick sehe ich aber, dass Du da einer Geschichte nachläufst, die nicht das gewünschte Ergebnis bringen wird.
    Ich denke nicht, dass jede Gruppe die einen freundlich aufnimmt, automatisch „inclusive” ist. Sich einer missionarischen Ideologie zu nähern, die nicht eben nur inclusive ist, um jemanden in die Gruppe zu ziehen. Wie kann bitte eine Ideologie „inclusive” sein, die annimmt, man müsse sich ihrer annehmen, weil man sonst unrettbar verloren ist?
    Die schwierige Frage „Wer ist Jude?” bedeutet nicht als Umkehrschluss „Alles ist jüdisch, wo ein Jude drinsteckt.” und nicht totale „Narrenfreiheit”. Ich meine, Du weißt das und es gibt durchaus auch einen jüdischen Weg der „inclusive” ist. Die Verzweiflung über die eingefahrene Situation kann nicht alleine dafür verantwortlich gemacht werden, dass man sich eine Gruppierung anschließt (oder ihre Nähe sucht) die vollkommen falsche Schlüsse zieht und glaubt, dass niemand Zugang zu HaSchem hat, außer ihre Mitglieder („Keiner kommt zum Vater außer durch mich”). War es nicht so, dass wir das eben nicht glauben? Mann muss nicht mal Jude sein, um als Gerechter zu gelten.
    Ein Jude, der einer anderen Religion folgt oder sie annimmt, ist nur in dem Maße jüdisch, als dass er eine spirituelle Verpflichtung behält, zu bereuen und zum Judentum zurückzukehren.
    Noch ein wenig Polemik: Warum war nicht Jacob Frank der Maschiach? Oder der Lubawitscher Rebbe?

    Zudem denke ich, dass wir die Gesprächskultur heben, wenn wir nicht das tun, was wir anderen Leuten vorwerfen „Und ein Grund dafür ist, dass es viel zu viele Menschen wie Dich im Judentum gibt.” ist kein Satz, der besonders zu einem Dialog einlädt.

  70. Zum mehrfach erwähnten Begriff Grenze:

    1. Es sei daran erinnert, dass dert Wortstamm für “heilig”(???)
    im Hebräischen auch die Bedeutung absondern hat.
    2. Und wie sagen wir so schön am Mozei Schabbes:
    “hamavdil … bein Israel leAmim…”
    (der unterscheidet zwischen … Israel und den Völkern…)
    3. In der vierten Bracha beten wir u. a. für ???? (Binah)
    was gemeinhin mit “Verständnis, Einsicht, Verstand, Klugheit”
    übersetzt wird. Die Wurzel davon ist allerdings die
    Präposition ???, (bein) “zwischen, innerhalb”.
    Präziser wäre demnach Unterscheidungsfähigkeit.
    Dies wiederum ist ähnlich zu ??? (boneh), “bauen, errichten”.
    4. Die Halacha legt Maße für alles mögliche fest,
    zum Beispiel ab welchen konsumierten Mengen
    man welche Brochos zu sprechen hat.

    Man macht sich folglich was vor, wenn man so tut,
    als wäre das Judentum ein Freund von Wischiwaschi.

    YM

  71. > Und wenn wir den Namen „Jesus“ hören,
    > kriegen wir sofort einen tiefen Choke.

    Das hängt wohl mehr mit der Art und Weise zusammen,
    wie seine Anhänger in den letzten 2000 Jahren
    mit unserem Volk umgegangen sind.
    Ich bringe mal nur ein paar Buzzwords:
    Kreuzzüge, Ghetto, Inquisition, …

    > Warum haben wir so viel gegen einen Menschen,…
    > der eigentlich nur über Liebe und Ehrlichkeit gesprochen hatte???

    Man sollte vielleicht noch Sprüche der Kategorie
    “niemand kommt zum Vater denn durch mich” (Joh 14,6)
    Das ist aus jüdischer Sicht natürlich völlig unakzeptabel.

    > Ja, es gibt genug ähnlichen Aussagen im Talmud

    Irgendwo muss er es ja herhaben.

    YM

  72. @ Baruch: Jeshua ben Jossef
    So, jenseits jeder Aufgebrachtheit zurück zu des Pudels Kern:
    Jeshua ben Jossef als Jude. Es ist schon witzig, wie man aus dieser Prämisse ganz unterschiedliche Konsequenzen ziehen kann. Dich hat sie, wenn man den Kommentaren hier folgt, an die Grenze des Judentums, aus der Sicht einiger sogar darüber hinausgebracht. Bei mir hat sie dazu geführt, dass ich aus der Kirche ausgetreten bin und meinen christlichen Glauben abgelegt habe. Für mich war und ist es nicht miteinander zu vereinbaren, dass sich Jeshua ben Jossef einerseits auf die Thora und Adoschem bezieht und gleichzeitig Gottes Sohn sein soll, bzw. der Meschiach. Adoschem ist in der Grunddefinition der, der da ist, der er war, der er sein wird. Als solcher/solches wird er keinen menschlichen Sohn haben. Das passt nicht zusammen. Das ist Griechenland und der Olymp, aber nicht die Thora.
    Außerdem kann Jeshua ben Jossef nicht der Meschiach gewesenen sein,
    denn dann müßte die Welt nach seinem Auftreten komplett anders ausehen, als sie jetzt aussieht.
    An das Erscheinen des Messias sind ja ganz klare Konsequenzen geknüpft und die sind durch das Auftreten Jeshua ben Josefs nicht erfüllt.
    Unterm Strich bleibt Jeshua ben Jossef, wenn es ihn denn wirklich gegeben haben sollte,
    denn es gibt außer den “Evangelien” keinen einzigen historischen Beleg dafür, was für die Epoche, in der er gelebt und gewirkt haben soll, erstaunlich ist,
    also jemand, der das damalige Judentum reformieren wollte
    und dabei gescheitert ist. Und zwar grundlegend gescheitert,
    denn das dann daraus entstandene Christentum hat mit dem Judentum nichts zu tun,
    Adoschem und Gott sind zwei ganz verschiedene Paar Schuhe.
    So betrachtet ist das Messianische Judentum auch kein Bestandteil des Judentums, sondern einfach eine christliche Sekte bzw. Konfession.
    Aber wie schon weiter oben gesagt, Glauben ist dazu da, den Menschen glücklich zu machen, solange er mit seinem Glauben nicht seine Mitmenschen nicht in´s Unglück stürzt.
    In diesem Sinne, viel Masel mit Deinem Messias,
    Git shabbes,
    shabbes goi

  73. @Chaim

    Lieber Chaim, ich glaube ich habe viel genug darüber geschrieben und gesagt, dass ich keinen Weg oder Religion für absolute Wahrheit halte. Ich glaube, dass es unterschiedlichsten Wege gibt – und dass sie alle irgendwo miteinader treffen – wenn man Gott ehrlich sucht. Ich glaube absolut, dass der Weg den Du gehst richtig ist – aber ich glaube gleichzeitig, dass es viele anderen Wege gibt. Mein Weg ist jedoch etwas anderes – er ist ein Weg der Offenheit – ein Weg der Menschen vereint und nicht trennt. Egal ob sie als Juden geboren sind oder nicht. Ich glaube, dass Gott jeden Mensch liebt und ich sehe keinen Grund, warum ich mich von der Menschheit absondern sollte. Und ich weiß nicht wie so Du und andere Menschen hier Evangelien zitieren. Wir interpretiren die Thora, genau so interpretiren wir alle anderen Schriften. Die Frage ist was wir daraus machen. Ich finde es unglaublich, dass Jesus euch immer noch derartig stört. Er war ein Mensch. Ich finde es schön, was er gelehrt hat. Ich finde es schade, dass er getötet wurde. Genau so wurden auch viele andere wunderschöne und heilige Menschen umgebracht – für mich ist das Zeichen, dass wir solchen Menschen nicht würdig sind. Ich glaube dass der Weg ist Barmherzigkeit, Liebe und Offenheit. Und das ist mein Weg. Unser Volk hat sehr viel geliten – ich kann es nicht glauben dass alles was wir daraus gelernt haben ist Abgrenzung und Fremdenhass. Wir leben in 21.Jahrhundert in Deutschland – es muss sich etwas ändern. Ich finde immer noch dass das Judentum eine wunderschöne Religion ist – und ich lebe jüdisch. Aber ich waage mich über die konfessionellen Mauern zu schauen – und dort sind alle Menschen gleich. Schawua tow, baruch

  74. > Ich finde es unglaublich,
    > dass Jesus euch immer noch derartig stört.

    ROTFL
    Ist es nicht in Wahrheit andersherum?
    Unsere Anwesenheit stört(e) die J.-Anhänger.
    Schliesslich haben sie uns verfolgt, nicht wir sie.

    Wir scheinen sehr verschiedene Auffassungen
    vom Universalitätsanspruch von Judentum und Christentum
    zu haben.
    Sie stört der vermeintliche Partikularismus des Judentums
    (“ich sehe keinen Grund, warum ich mich
    von der Menschheit absondern sollte”), Sie schätzen scheinbar
    die vermeintliche Offenheit des Christentums.
    Dabei lehren sie doch, dass in die Hölle kommt,
    wer nicht an J. glaubt.

    Desweiteren:
    einerseits:
    > Ich muss zugeben, dass ich lieber in eine Kirche gehe
    andererseits:
    > … und ich lebe jüdisch
    > … Mein Weg ist jüdisch.

    Kein Kommentar.

    YM

  75. Ich muss mich wahrscheinlich schon wieder wiederholen:

    1. ich interpretiere Jesus und seine Worte nicht, wie viele Kirchen es tuen.

    2. Alle Religionen stellen Universalitätsansprüche – auch das Judentum. Deutlicher als in “Aleinu” kann man das wohl nicht ausdrücken.

    3. Ich stelle jedoch KEINE Universlitätsansprüche noch glaube, dass es irgendeinen Weg gibt, der der einzige und absolut wahre ist.

    4. Historisch gesehen haben wir niemanden verfolgt (was auch nicht stimmt, aber das ist schon sehr lange her) nur weil Gott uns die Gnade gegeben, so klein zu sein wie wir sind. Ich glaube, wenn es nicht so gewesen und wir mehr Macht hätten, würde die Weltgeschichte anders aussehen.

    5. Ich besuche auch gerne anderen Religionsgemeinschaften als nur Synagogen und Kirchen. Und ja, ich gehe sehr gerne in die Kirchen, weil dort viel öfter eine Gebetsatmosphäre herrscht, statt ununterbrochenen Quatschen in viel zu vielen Synagogen. Ich will nicht generalisieren, aber es ist mehr als ein Zufall, dass in unseren Synagogen ein toter Ritus das echte religiöse Leben ersetzt hat.

    6. Ja, ich unterscheide mich wesentlich theologisch von den meisten jüdischen Theologen. Vor allem in was ich in Bezug auf Jesus geschrieben habe. Aber diese Überzeugungen unterscheiden mich jedoch nicht von den anderen in Bezug auf mein religiöses Leben. Mindestens nicht in der Qualität. Wir schließen Menschen wie mich automatisch aus. Dagegen haben wir keine Probleme mit den Rabbis, die homosexuell sind, nicht-koscher essen, und wenn sie sagen dass sie “Reform” sind, heißt es nichts anderes, dass sie die Thora und die Halacha so interpretieren können, wie es ihnen passt. In der ARK, außerdem, gibt es kaum Rabbiner die von den jüdischen Eltern abstammen. Nicht dass ich damit Problem habe, ich bin derjenige der die ganze Zeit schreit, dass das Judentum eine offene Religion sein sollte und dass vorallem Menschen die einen jüdischen Vater haben sofort in den gemeinden integriert werden sollten. Aber das zeigt trotzdem die Tendenz in dem deutschen Judentum.

    7. Es wäre definitiv hilfsreich, für diejenigen, die meine Gedanken wirklich kennen lernen wollen, meine Texte bis zu Ende zu lesen, dann würden die meisten Fragen, die hier gestellt werden, schon beantwortet gewesen. Also lass Sie das Wort “Jesus” nicht so abschrecken, dass Sie das Vermögen weiter zu lesen sofort verlieren.

    8. Das Judentum hat leider schon viel zu viele Juden verloren – wie viele Juden sind heute überhaupt religiös – jüdisch meine ich? Sie werden in dem Buddhistischen Tempel oder in der russisch-orthodoxen Kirche wöchentlich mehr ethnischen Juden finden, als am Jom Kippur in der Synagoge. Und ich glaube, wenn das Judentum sich nicht in eine tiefe, spirituelle Glaubensgemeinschaft verwandelt, werden Sie auch unzähligen anderen verlieren. Oder besser – wegjagen. baruch

  76. ad 2: ja, Aleinu hatte ich auch im Hinterkopf,
    als ich das schrieb.
    Natürlich haben wir auch einen Universalitätsanspruch.
    Darum geht es ja schliesslich in der messianischen Hoffnung:
    Dass die gesamte Menschheit den Herrschaftsanspruch
    G-ttes anerkennt.
    Nur haben wir offensichtlich kein Problem damit,
    wenn die anderen unsere Auffassung nicht teilen.
    Die Kirche hingegen hat die Ablehnung des Volkes,
    das ihr Erlöser vermeintlich erlöst hat,
    wenig humorvoll aufgenommen.
    Die Situation ist nicht symmetrisch.

    ad 4:

    ad 5: Das eigentliche Problem ist bereits,
    das viele, falsch inspririert von christlichen Vorbildern,
    Judentum und jüdisches Leben auf die Synagoge
    und den darin stattfindenen GD beschränken.
    Das sind in Wahrheit aber nur 5%.
    95% finden anderswo statt. Siehe auch 8.
    In den Synagogen, die ich besuche, ist es ruhig.

    ad 6: Der Vorschlag bzgl Vaterjuden ist nicht so originell
    wie man vielleicht meinen könnte.
    Das wurde in bedeutenden Gemeinden bereits getan.
    Ich kenne persönlich etliche solcher Fälle.
    Diese Integration hat die betroffenen in der Regel aber auch nicht
    davon angehalten, mit einer Schickse zum Standesamt zu gehen.
    Man sollte sich von der Illusion dieser vermeintlichen
    Lösung verabschieden.

    ad 8: Das Judentum ist bereits ine
    “tiefe spirituelle Glaubensgemeinschaft”.
    Nur verstehen wir unter Spiritualität was anderes
    als die “Buddhisten” oder die “russisch orthodoxe Kirche”
    oder noch andere.
    Das Judentum hat übrigens schon immer viele verloren.
    Angefangen bereits beim Auszug aus Ägypten.
    Wir glauben eben nicht, dass man Qualität
    mit Quantität ersetzten kann.
    Das sich das “Produkt” auf dem deutschen Markt nicht verkauft,
    ist sicher keine Schwäche des Produkts.
    “Toire is a gute S’chroire”.
    Es gibt allerdings desorientierte Konsumenten
    und zu wenig und zu schwaches Verkaufspersonal.
    Es besteht aber keine Notwendigkeit, das sprichwörtliche Kind
    mit dem Bade auszuschütten.

    YM

  77. @YM

    Das klingt für mich weniger gefährlich als fanatisch. Ich kenne die hassidische Gemeinschaft – sie meinen, dass sie keinen Menschen brauchen, dass die blöde Goim so wie so zerstört werden und die, die bleiben, werden dem Israel dienen. So sieht das “messianische” Reich für sie aus. Und als “Goim” sehen sie auch alle liberalen und konservativen Juden (und haben zum Teil sogar Recht). Ich würde schweigen, was sie über dem deutschen Judentum und den deutschen Juden denken. Aber Sie wissen es bestimmt genau so gut wie ich. Also wenn man wirklich halachisch leben will, sollte man nach Israel, USA oder mindestens UK auswandern. Orthodox gesehen, haben Juden in der BRD nichts verloren. Ihnen ist sicherlich auch bekannt, was für einen Platz die “Gerim” in dem orthodoxen Judentum haben. Finden Sie einen guten Schidduh für eine deutsche Gioret ;). Stimmt, man betet in der Synagoge 2-3 Mal täglich (angenommen Mincha und Maariw zusammen gebetet werden), Rest der Zeit studiert man die Torah. Die Frauen sitzen zu Hause und kochen. Das ist das orthodoxe Judentum. Stimmt, es kann sehr erfüllend sein und natürlich gibt es ein enormer Schatz der jüdischen Spiritualität. Aber sie wird nur in sehr geschloßeneden Gruppen wirklich gelebt. Wenn man die (richtige) orthodoxe Kinder anseht, wird einem klar, dass diese Gesellschaft in wenigen Jahrzehnten aufhört zu existieren. Das Zeichen der Inzest ist klar. Wenn nicht das neue Blut reinfließt, werden die orthodoxe Juden einfach aussterben. Also die Blutmischung sehe ich eher als eine Lösung und nicht als ein Problem. Außerdem den meisten ist es egal, was Sie und ich darüber denken. Also wenn das Judentum eine kleine Gruppe, die allenb anderen ausschließt und bloß wartet, dass der Messias kommt und dann alle Goim an den Gott Abraham’s glauben werden (obwohl ich frage mich: wenn wir sie sowie so nicht wollen, warum beten wir dass sie zu uns kommen und zusammen mit uns Gott anbeten?) bin ich raus.

  78. Es wurden schon viele Klagegesänge auf das
    bevorstehende Ende des orthodoxen Judentums gesungen.
    U. a. auch von Ben-Gurion.
    Scheint, als hätte er sich geirrt.
    Was Sie für Zeichen von “Inzest” halten ist eher die Konsequenz
    einer Nichtabtreibungspolitik.
    Anderswo würden Kinder mit gewissen Defekten
    gar nicht erst geboren.
    Es ist allerdings richtig, dass es in der jüdischen Welt
    das erhöhte Risiko von Erbkrankheiten gibt.
    Dem wird mit systematischen Screening-Programmen
    entgegengewirkt.

    Sie scheinen “sich abgrenzen” systematisch zu verwechseln mit
    “andere ausgrenzen”. Das ist nicht annähernd dasselbe.

    Übrigens gibt es durchaus sehr aktive und erfolgreiche
    Kiruv-Projekte, in Israel, USA, UK, sogar in Berlin (Lauder).
    Und natürlich Chabad.
    Aus persönlicher Erfahrung kann ich bestätigen,
    dass die orthodoxe Welt durchaus offen ist für
    ernsthafte Neueinsteiger.
    Damit sind allerdings nicht Leute gemeint,
    die kommen und ihnen erstmal erzählen,
    was sie alles falsch machen.

    Bzgl auswandern: s. a. mein Beitrag in diesem Thread
    7th August 2008 at 17:56.

    Mir sind durchaus erfolgreiche Schidduchim mit jungen
    konvertierten Frauen aus Deutschland bekannt.
    Observante orthodoxe Gerim sind voll integriert.
    Es gibt sogar (mindestens) einen Rosch Jeschiwe.

    Kein Wunder, dass sie abgestossen sind,
    wenn das oben beschriebene Ihr (Zerr-) Bild
    von “orthodoxem” Judentum ist.
    Ich (er-)lebe allerdings täglich was anderes…

    YM

  79. @ Baruch

    Ich verstehe nicht, wie man so ein Schwarz-Weiß-Bild aufstellen kann und gleichzeitig für Offenheit und Toleranz werben will… Das widerspricht sich in der Haltung komplett. Wir gehen im Judentum davon aus, daß das Handeln bestimmend ist und nicht das, was jemand als Lippenbekenntnis bringt. Wenn Du offen sein willst für alle, weiß ich nicht, warum Du Dir das observante Judentum ausgesucht hast, um so mit dem Finger darauf zu zeigen. Das entspricht leider einem alten, und gefährlichen Muster und hat mit seriöser Kritik über eventuell bestehende Mißstände überhaupt nichts zu tun.
    Zum Beispiel “Frauen in der Orthodoxie”, welches Du benannt hast, möchte ich (als Frau ;)) anmerken, daß das Fatale die Bewertung ist. Frauen in der Orthodoxie haben eine starke Betonung des Familienlebens, ja. Das erlaubt jedoch niemanden Frauen auf “zu Hause sitzen und kochen” zu reduzieren. Torat Imecha ist weitaus mehr als zu sitzen und im Kochtopf zu rühren – nicht zuletzt überhaupt Kinder in die Welt zu bringen. Chinuch ist eine Lebensaufgabe. Wer sagt, daß das Lernen im Bes Medresch mehr wert ist als Kindererziehung?
    In meiner Kehille lernen die Frauen zudem übrigens auch und zwar auf regelmäßiger, wöchentlicher Basis, in mehreren Schiurim. Viele lernen auch zu Hause. (Ich lebe in einer dieser “abgeschlossenen” Gruppen, wo die Frauen “nur kochen”, d.h. Frauen und Männer verschiedene Aufgabenbereiche haben). Leute von außen sind bei uns immer willkommen. Wir haben mehr als einen Ger/Gera in der Gemeinschaft und alle haben einen guten Schidduch bekommen.
    Ich kann also Dein Bild von Orthodoxie nicht teilen.

    Was Deinen Punkt 1 angeht, so stellt sich mir die Frage WO sich denn Dein Bild von Jesus von den Christen unterscheidet. Jemand, der schreibt (wie Du in Deiner “Konfession”), daß “Ich glaube an den jüdischen Messias, Jeschua aus Nazareth, der den meisten als Jesus bekannt ist. (…) Gott hat ihn auserwählt, jüdischer Messias zu sein, Hohepriester Gottes, der das endgültige Opfer für die Welt bringen und den Weg für die Versöhnung zwischen Gott und der Menschheit frei machen sollte. (…) Jeschua wurde von Gott zu seinem Sohn erklärt ” usw. Das alles ohne Anmerkung, sondern als 1:1-Bekenntnis. Das unterscheidet sich meiner Meinung nach in nichts von der christlichen Auffassung vom Moschiach, sehr wohl aber von der jüdischen.
    .

  80. @Baruch
    Verstanden habe ich, dass Du scheinbar auf der Suche nach einer universalistischen Sicht der Dinge bist und anstrebst, einen Zugang zur „Metaphsysik” zu finden, der die Erfahrungen aller Religionen berücksichtigt. Ist das soweit richtig? Du schreibst ja, Du würdest alle Schriften interpretieren. Das klänge für mich beim ersten Hören nach der Weltethosgeschichte die Hans Küng begonnen hat. Hier wird versucht, die Gemeinsamkeiten in den Ethiken der Religionen zu beschreiben und Regeln aus nur wenigen ethischen Grundforderungen aufzustelle. Hinzu kommt bei Dir aber – meiner Meinung nach – das Bemühen und möglichst große Spiritualität. Soweit so gut. Nun aber sagst Du auf der anderen Seite hin und nimmst die Evangelien an. Du schreibst ja, dass Du Jesus für den Messias hälst. Woher sonst sollte man diese Erkenntnis nehmen? Zugleich fragst Du, warum wir daraus zitieren, wenngleich dies der Diskursrahmen ist, in dem Du Dich bewegst und aus dem Du heraus in das Judentum hinein argumentierst.
    Zudem wird deutlich, wie frustriert Du über den Kurs bist, den das Judentum eingeschlagen hat. Deiner Wahrnehmung nach, ich stelle das mal übertrieben dar, mauern wir uns in halachische Ghettos ein und nehmen nicht mehr wahr, was um uns herum passiert. Tatsächlich gilt das mit den halachischen Ghettos für einen kleinen Teil des Judentums. Es gibt Tendenzen in diese Richtung, aber es gibt auch Gegenbewegungen die wissen und fordern, dass Judentum kein Selbstzweck ist sondern auch eine Aufgabe hat (das ist mein Lieblingsthema). Das wird auch gelehrt und mitgeteilt. Natürlich nicht in den Gemeinden, die mit dem Überleben beschäftigt sind und die mit Mühe und Not ihren täglichen Geschäften nachgehen können.
    Interessant dürfte auch sein zu schauen, warum die vielen Heiligen starben, von denen Du sprichst. Ist es nicht so, dass der überwiegende Teil der „Heiligen” in den Weltreligionen die einen gewaltsamen Tod starben, deshalb starben, weil sie für ihren Glauben eintraten und eben nicht bereit waren, das System ad hoc zu wechseln. Auf jüdischer Seite starben besonders viele Menschen als Märtyrer, weil sie eben nicht mit dem Schwert missioniert werden wollten. Daher stammt wohl auch das grundlegende Misstrauen dieser Lehre gegenüber. Abraham Geiger hat sich übrigens eingehenst mit dem Christentum und der Figur Jesus beschäftigt und eine Art „Gegengeschichte” Jesu entworfen. Geiger unternahm erhebliche Anstrengungen die Zeit anhand von geschichtlichen Quellen auszuforschen und zu untersuchen.
    Den gleichen Ansatz hatte Geiger auch bei seiner Erforschung der Entstehung des Islams in seinem Buch „Was hat Mohammed aus dem Judenthume aufgenommen?”, in dessen ersten Seiten Geiger die These aufstellt, die wichtigsten theologischen und ethischen Ideen des Islam, die im Koran ihren Ausdruck finden, habe Mohammed bewusst aus dem Judentum übernommen. Geiger entdeckte im Koran vierzehn zentrale Motive, die nach seiner Auffassung direkt aus der rabbinischen Literatur kamen oder aus dem Tanach.
    Geigers Deutung ist wiederum zentral für das Selbstverständnis des Judentums, sie ist nämlich eine Studie über das Judentum und den Koran gleichermaßen. Der Islam sei keine originelle Religion, sondern eine abgeleitete, künstliche Konstruktion aus Bausteinen jüdischer Ideen und religiöser Bräuche. Im Gegensatz dazu sei das Judentum ein kraftvoller, origineller religiöser Impuls, der auch für primitive kulturelle Kontexte geeignete Ausläufer hervorzubringen vermochte, ohne seine wesentlichen Merkmale und die Reinheit seiner Lehren einzubüßen. Geiger machte deutlich, das Talmud und Midrasch den “Schlüssel” zum Verständnis des Islam darstellten. Und dies obwohl sie, wie Geiger feststellt, zu den am meisten verachteten Literaturen der westlichen Zivilisation gehören. Diese Arbeit Geigers wurde begeistert gelesen und fand unter dem christlichen Publikum breite Anerkennung.
    Genau diesen Ansatz hatte Geiger auch bei dem Christentum, die Betrachtung des Islam wurde zu einem Vorbild, geradezu zu einem Modell, für seine Betrachtung der christlichen Religion. Geiger zeigt auf, dass auch das Christentum seine zentralen Prinzipien aus dem Judentum übernommen habe.
    Die Einschätzung Mohammeds übernahm Geiger auch für Paulus. Beide waren kreative Umdeuter jüdischer Texte und Glaubenssausagen. Und so gelingt Geiger etwas, was denjenigen nicht gelingt, die sich heute lieber mit dem Christentum beschäftigen. als mit dem Judentum. Er bildete das Judentum nicht nach dem Vorbild der „Mainstreamreligion” um, sondern präsentierte eine radikale Neudeutung von Islam und Christentum aus dem Judentum heraus. Er führte jüdische Quellen ein, um die Geschichte und die Lehren von Christentum und Islam neu zu interpretieren. Wie Susannah Heschel schreibt: „Keine der beiden Religionen war, was sie zu sein schien, vielmehr stammten beide ausgerechnet von der Religion ab, die sie verachteten.”
    Wenn wir über die konfessionellen Mauern schauen, müssen wir das zur Kenntnis nehmen und mit in unsere Betrachtung einbeziehen. „Es gibt nichts Neues unter der Sonne” heißt es doch in Kohelet. Wer mit die Gemeinden für nicht offen genug hält, der soll sie verändern oder es besser machen. Aber zum Flußdelta zu laufen, wenn man der Quelle sitzen kann, halte ich persönlich für einen Weg der kein Ziel kennt, weil er möglicherweise Individuen glücklich macht, aber nicht zur Verbesserung der Gesellschaft führt und dies ist ja eine Aufgabe des Judentums: Tikkun Olam. Soweit meine kurzen Gedanken zu diesem Thema…

  81. @Chaim

    Lieber Chaim, ich bin mit Dir einverstanden. Ich werde später dazu noch viel mehr schreiben. Du hast mich absolut richtig verstanden. Und ich will auf jeden Fall eine Gemeinschaft gründen, die sich mit dem Tikkun Olam als ihre Lebensaufgabe befassen soll. Dieser Schritt sehe ich jedoch als der einzig mögliche – ich habe es versucht schon lang genug (mag sein nicht lange genug) als Rabbiner zu machen. Ich glaube jedoch, dass jetzt an der Zeit ist, dasselbe von “draußen” und nicht von “innen” versuchen zu bewegen. Das Judentum kennt sehr vielen Schismas. Ich glaube, dass wir eine neue brauchen. Und die historische Erfahrung zeigt, dass ein System zu reformieren fast immer unmöglich war. Es muss einen Bruch geben – so dass etwas neues geboren werden kann.

  82. @Chaim:
    Da kann man einiges wohl auch etwas anders sehen…

    > Der Islam sei keine originelle Religion,
    > sondern eine abgeleitete, künstliche Konstruktion
    > aus Bausteinen jüdischer Ideen und religiöser Bräuche.

    Reform ist keine originelle Religion,
    sondern eine abgeleitete, künstliche Konstruktion
    aus Bausteinen jüdischer Ideen und religiöser Bräuche.

    > Geiger machte deutlich, das Talmud und Midrasch
    > den “Schlüssel” zum Verständnis des Islam darstellten.

    Aber nicht den Schluessel zu Reform.

    > Die Einschätzung Mohammeds übernahm Geiger auch für Paulus.
    > Beide waren kreative Umdeuter jüdischer Texte
    > und Glaubenssausagen.

    Geiger war kreativer Umdeuter jüdischer Texte
    und Glaubenssausagen.

    > „Keine der beiden Religionen war, was sie zu sein schien,
    > vielmehr stammten beide ausgerechnet von der Religion ab,
    > die sie verachteten.”

    Reform stammt ausgerechnet von der Religion ab,
    die sie verachtet (“halachische Ghettos”)

    > Geiger zeigt auf, dass auch das Christentum
    > seine zentralen Prinzipien aus dem Judentum übernommen habe.

    Naja naja, falls man die Idee,
    der Messiasfigur g-ttliche Attribute zuzuschreiben,
    fuer ein zentrales Prinzip des Christentums haelt:
    Das kommt wohl eher weniger aus dem Judentum…

  83. Die halachischen Ghettos sind das was ich annehme für die Außensicht auf das Judentum, evtl. so wie sie Baruch sieht und keine Abqualifikation der Orthodoxie meinerseits. Mir so etwas zu unterstellen, halte ich schon für eine ausgemachte Frechheit. Es gibt kleine Gruppen, die sich selbst genügen, aber die machen nicht die Orthodoxie aus und das steht auch oben so.

    Was Abraham Geiger betrifft: Hier geht es in erster Linie um seine Haltung zum Christentum. Die Reform des Judentums steht auf einem anderen Blatt. Hier werden wir diesbezüglich keine Einigung erlangen, vermute ich mal.

  84. @Chaim:
    “Wer ist ein Held? Der seine Leidenschaft überwindet.” (Awot 4, 1)

    Ich muss ganz unheldenhaft eingestehen,
    dass die Verlockung, ein wenig zu sticheln, zu gross war.
    Also nimm es bitte mit Humor.
    Bestimmt wollte ich Dir nichts unterstellen.
    Und natürlich denke ich auch, dass wir uns
    in diesem Punkt nicht so leicht einigen werden…

    Gute Nacht

    YM

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